Hartmut Lange

Der Wanderer

Novelle
Cover: Der Wanderer
Diogenes Verlag, Zürich 2005
ISBN 9783257064803
Gebunden, 116 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Es ist mehr als nur eine Schaffenskrise, was den erfolgreichen Schriftsteller Matthias Bamberg aus dem Berliner Alltag in die verwirrende Welt Kapstadts aufbrechen läßt. Die Geschichte einer Verstörung.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 31.01.2006

Vieles bleibt unerklärt, unerklärlich in dieser Künstlernovelle von Hartmut Lange, aber das stört die Rezensentin Kristina Maidt-Zinke nicht. Im Gegenteil. Für sie scheint es gerade den Reiz des Buchs auszumachen, dass unklar bleibt, ob der Held "in den Sog der Ereignisse" hineingerissen wird oder "selbst an der Schraube" dreht. Denn wie immer bei Lange, informiert uns Maidt-Zinke, bestehen die Ereignisse vor allem in "atmosphärischen Störungen". Der Held, ein Schriftsteller, der mit seinem neuen Buch nicht recht zurande kommt, beobachtet Seltsames. Das Räuspern seiner Frau klingt auf einmal anders, das Heizungswasser rauscht in eine andere Richtung, Möbel werden in der oberen Wohnung verrückt - kaum wahrnehmbare Vorkommnisse und doch Vorboten des Unheils. Das scheint der Rezensentin alles sehr gut gefallen zu haben, gestolpert ist sie nur über zwei Wörter: Notebook und Handy. Denn in Langes von "stilistischer Perfektion" gekennzeichnetem "strengen Sprachmilieu" merke man, wie "albern" solche gängigen Begriffe doch klingen können.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.12.2005

Mit einer doppelten Pointe wartet Hartmut Langes jüngste Novelle "Der Wanderer" auf, schreibt Daniela Strigl. Zum einen führt seine Vertiefung in die Tatsachen der Welt, auf den Spuren Heimito von Doderers und seiner Methode der "Apperzeption", den Protagonisten, einen Schriftsteller, zu einem Der-Welt-Verlustiggehen. Und zum anderen bleibt von der von Doderer in seinem großen Roman "Die Strudlhofstiege" (die der Wanderer sich als Ideal für sein eigenes Schreiben auserkoren hat) betriebenen umfassend-minutiösen Welterfassung nur eine Poetik des Löchrigen, der Aussparung und des Ungefähr. Entsprechend schemenhaft und skizzenartig kommt die Handlung daher: Über Wien und Kapstadt verfolgt der Held seine untreue Frau und ihren vermuteten Liebhaber, verbrennt einen Romanentwurf und heuert einen Auftragskiller an, bevor er sich mit dem Auto in die Wüste hinein auf und davon macht, "ein Aufbruch ins Nichts". Zwar erlebte Strigl bei der Lektüre manches Deja-vu, ist sie doch auch mit der "Wattwanderung", dem letzten Werk Langes, wohlvertraut, aber gleichwohl vermochte "Der Wanderer" ihr Spannung zu bereiten. Die Rezensentin ist sichtlich zufrieden.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 01.09.2005

Rolf Vollmann ist ein bisschen enttäuscht und ein bisschen ratlos angesichts von Hartmut Langes neuer Novelle: "Der Wanderer". Und das liegt am großen Ungefähr, mit dem der Autor operiert - und das schon seit langer Zeit, wie sein Rezensent findet. Wenn Lange sich so richtig ins Mysteriöse verwickelt hat und dieses nicht auflösen will oder kann, dann schreibt er, wie der Rezensent herausgefunden hat, gelegentlich wie Kleist; allerdings verschwindet die Geschichte dabei hinter dem Dickicht seiner Sätze. Am Ende stehen seine Figuren - diesmal ist's ein Schriftsteller in Afrika - vor einer Grenze, und sie können sie nicht überschreiten, oder jedenfalls vermag der Autor ihre Überquerung der Grenze nicht zu beschreiben, oder er will sie nicht beschreiben, und so zeigt er denn die Figur an der Grenze von innen, und dann überblendet er zur Außensicht, und dann ist Schluss. Vollmann genügt das nicht mehr. Das ist klar. Lange muss seine "bisherigen Mittel" erweitern, fordert er. Dann wird Lange endlich "das Unendliche zeigen".
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