Heinz Strunk

Jürgen

Roman
Cover: Jürgen
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2017
ISBN 9783498035747
Gebunden, 256 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Jürgen Dose lebt in Harburg. Er hat es auch sonst nicht immer leicht gehabt im Leben; sein Job im Parkhaus verlangt ihm viel ab, und damit fängt es erst an. Trotzdem ist für Jürgen das Glas immer halbvoll, er glaubt daran, dass wer wagt, gewinnt und er es im Leben eigentlich ganz gut getroffen hat. Um es mal deutlich zu sagen: Jürgen ist ein ganz armer Willi, nur weiß er das nicht. Das liegt unter anderem daran, dass er, abgesehen von seiner bettlägrigen Mutter und Schwester Petra vom Pflegedienst, regelmäßigen Kontakt nur zu seinem alten Freund Bernd Würmer pflegt, der im Rollstuhl sitzt und sich ununterbrochen mit ihm zankt. Beide müssen so einiges im Leben entbehren, am schmerzlichsten die Liebe einer Frau. Und da das ja kein Zustand ist, beschließen sie, was zu tun. Verheerende Erfahrungen beim Speed-Dating und mit der Lektüre von Fachwerken zum Thema Frauenaufreißen entmutigen die beiden Kavaliere nicht. Da muss man eben den Einsatz erhöhen! Eine Reise nach Polen mit der Firma "Eurolove" kostet allerdings ganz schön. Aber heiratswütig sind die da! Schönheitskönige wollen die auch nicht. So sitzen Jürgen und Bernie bald im Bus nach Breslau, zusammen mit anderen Liebessuchern. Ob das wohl gut geht?

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 11.05.2017

Als Sozialsatire mag die dramaturgisch eher dünne Geschichte um das titelgebende Muttersöhnchen, das beim Speeddating ebenso scheitert wie bei der "romantischen Akquise" in Polen, tatsächlich nicht funktionieren - so viel gesteht Daniel Haas seinen Kritikerkollegen noch zu. Aber sprachlich kommt Heinz Strunk Karl Kraus oder Ödön Horvath schon ziemlich nahe, fährt der Kritiker fort, der selten erlebt hat, wie ein Autor die emotions- und denkverklebende Verwaltungsrhetorik von Ratgebern so brillant aufs Korn nimmt. Mehr noch: Wie Strunk anhand seiner durch den Text geisternden "Individualitätsattrappen" Entfremdung und Leere moderner Kommunikation entlarvt, etwa wenn Mutter und Sohn sich allmorgendlich per Handschlag mit einem "Was gibt's Neues?" begrüßen, lässt den Rezensenten unweigerlich an Kafka denken. Für bloße Unterhaltung ist das schlicht zu klug, lobt Haas.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 29.04.2017

Gerade noch in feuilletonistischen Höhen angekommen, zieht es Heinz Strunk mit seinem neuen Roman "Jürgen" schon wieder in die "Niederungen" des Spaßbetriebs herab, stellt auch Andreas Hartmann fest. Im Gegensatz zu seinen Kollegen nimmt der Kritiker Strunk aber in Schutz: Mit der Geschichte um den "liebeshungrigen" Jürgen, der von Flirt-Ratgebern über Speed Dating bis zu Trips nach Breslau, wo angeblich heiratswütige Polinnen warten, vergeblich alles versucht, um Liebe zu finden, hat sich Hartmann von der ersten bis zur letzten Seite bestens amüsiert. Die herrlich dummen Sprüche und "bizarren Wortgirlanden" zeigen ihm einmal mehr: Strunk ist ein ausgebuffter "Wortwitzprofi".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.04.2017

Rezensent Tilman Spreckelsen erkennt einiges aus dem Strunk-Kosmos wieder in Heinz Strunks neuem Roman, der seine Spannung aus der Fallhöhe zwischen den Versprechen des Dating-Marktes und den ernüchternden Erfahrungen des Erzählers bezieht, wie er feststellt. Doch Spreckelsen entdeckt noch eine zweite Seite des Buches. Die Sprache des Erzählers macht's, meint er. Jürgens Idiom aus geliehenen Gedanken und Formulierungen, für Spreckelsen nicht immer leicht zu ertragen, lenkt den Blick des Rezensenten auf das Ungesagte.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.03.2017

Rezensent Till Briegleb kann in diesem neuen Buch von Heinz Strunk nichts anderes erkennen als ein aufgewärmtes Buchstaben-Fertiggericht, das der Autor nur auf einen sehr schlechten Ratschlag hin zusammengekocht hat. Dass Strunk sich schamlos bei seinen eigenen früheren Büchern bedient und ganze Passagen übernimmt, findet Briegleb obszön. Noch schlimmer trifft ihn nur die Langeweile, wenn Strunk sich wiederum auf die Pickelfressen in der Stadtrand-Siedlung einschießt und gnadenlos als lebende Sprüchesammlungen bloßstellt.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 18.03.2017

War Heinz Strunks jüngst erschienener Roman "Der goldene Handschuh", der hinter dem Entertainer den talentierten Schriftsteller zu erkennen gab, vielleicht doch nur ein Scherz, auf den reihenweise Feuilletonisten hereingefallen sind, fragt Rezensent Felix Stephan besorgt. Denn Strunks neuster Roman "Jürgen" ermüdet nicht nur durch die Dichte schlechter Kalauer, sondern auch durch einen Helden, der außer viel Ignoranz, Vorurteilen und noch mehr Selbstmitleid leider nicht viel zu bieten hat, klagt Stephan. Im deutschen Fernsehkabarett mag man über Strunks "sanftmütigen Verlierer" vielleicht noch lachen, befürchtet der Kritiker, dem angesichts dieser Niedrigkeit allerdings nur noch zum "jürgen" zumute ist.