Hermann Kesten

Die fremden Götter

Roman
Cover: Die fremden Götter
Nimbus Verlag, Wädenswil 2018
ISBN 9783038500452
Gebunden, 280 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

In seinem Roman, 1948 in New York entstanden und ein Jahr später beim Exilverlag Querido in Amsterdam erschienen, setzt Kesten sich intensiv mit religiösem Fanatismus auseinander. Nizza, nach Ende des Krieges: Walter Schott und seine Frau haben wie durch ein Wunder die KZ-Haft überlebt und sind heimgekehrt an den Ort, wo sie vor der Deportation ihre Tochter Luise zurücklassen mussten. Sie finden ihr Kind unverhofft wieder - französische Nachbarn hatten das Mädchen in einem Kloster in Avignon versteckt. Luise, von Nonnen fromm erzogen und inzwischen 17 Jahre alt, bekennt sich allerdings inbrünstig zum katholischen Glauben. Die Eltern, die durch ihre wundersame Rettung zu strenggläubigen Juden geworden sind, versuchen Luise zur ererbten Religion zurück zu führen. Die Tochter widersetzt sich jedoch der Autorität des Vaters, der zu immer drakonischeren Zwangsmaßnahmen greift. Auch der junge Sohn des Rabbi, der Luise auf den rechten Pfad zurückbringen soll, vermag nichts auszurichten. Vielmehr verliebt er sich in das schöne Mädchen und vergisst darüber seinen Bekehrungsauftrag.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.07.2018

Rezensent Paul Jandl weiß nicht so recht, was er mit dem Roman von Hermann Kesten eigentlich vor sich hat, eine Abrechnung mit der Nazi-Ideologie oder doch einen Softporno a la Lolita. Ernst und Slapstick wechseln sich im Buch ab, stellt er fest. Und dann irritiert den Rezensenten auch noch die Nähe des Ganzen zu Kestens Biografie, die Befreiungs- und Fluchtgeschichte. Den großen Zeitroman, der den Weg ins "Dritte Reich" aufzeigt, meint Jandl, hat der Autor jedenfalls nicht geschrieben. Ob der Wunsch nach Erfolg der Grund war, kann er nur vermuten. Effektvoll scheinen ihm Leidenschaft und Dramatik in Szene gesetzt, bis der Text vollends zur Screwball-Comedy wird.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 24.03.2018

Rezensent Philipp Haibach rät dringend zur Wiederentdeckung des Autors und ehemaligen Präsidenten des PEN-Zentrums Hermann Kesten. Entsprechend erfreut ist der Kritiker über diese im Nimbus Verlag erschienene Neuausgabe des 1949 erstmals veröffentlichten Romans "Die fremden Götter", in dem Kesten skizziere, wie aus Glauben religiöser Fanatismus werden kann. Die Geschichte um die junge Jüdin Luise, die, nachdem sie vor den Nazis in ein katholisches Kloster in Avignon flieht und konvertiert, nach dem Krieg mit ihren Eltern, strenggläubigen Juden, aneinander gerät, erscheint dem Rezensenten nicht nur brandaktuell, sondern auch vorzüglich geschrieben: Distanziert, rasant und doch warmherzig, voller "trockener" Ironie und "Screwball-Comedy"-hafter Dialoge, schwärmt er.