Hubert Locher

Kunsttheorie

Von der Antike bis zur Gegenwart
Cover: Kunsttheorie
C.H. Beck Verlag, München 2023
ISBN 9783406800115
Gebunden, 592 Seiten, 58,00 EUR

Klappentext

Erstmals liegt mit diesem Buch eine einbändige Überblicksdarstellung zur Kunsttheorie vor: von Aristoteles und Platon über Hegel und Heidegger bis zu Walter Benjamin, Susan Sontag und den Kontroversen um die documenta fifteen. Hubert Locher stellt dar, wie über Kunst im Laufe der Jahrhunderte reflektiert und geschrieben wurde. Die Kunsttheorie, also das kritische Nachdenken über Kunst, hat ihr Fundament in der griechischen Antike. Die Geschichte der Kunsttheorie als Theorie der bildenden Künste allerdings beginnt erst in der Frühen Neuzeit mit Leon Battista Alberti oder Albrecht Dürer als bedeutenden Exponenten. Mit der frühen Kunstkritik des 18. Jahrhunderts und der Adressierung eines breiteren Publikums nimmt die Diskussion eine neue Richtung, die sich an der Schwelle der Moderne weiter auffächert, wenn Künstlermanifeste aufkommen und eine abstrakte, philosophisch-wissenschaftliche Auseinandersetzung einsetzt. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird u.a. von Theodor W. Adorno und einer neuen kritischen Theorie die politische Dimension der Kunst thematisiert.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 09.12.2023

Rezensent Robert Misik stellt sich vor, dass der Verlag wahrscheinlich "gestöhnt" haben muss, als Hubert Locher statt der angekündigten knappen Einführung in die Kunstgeschichte einen fast 600 Seiten langen akademischen Wälzer zum Thema vorgelegt habe. Für ihn lohnt sich die Lektüre aber allemal: So lernt er vom Marburger Kunstgeschichtsprofessor hier Essenzielles darüber, dass Kunst nicht ohne Theorie existieren kann; bereits in der Antike, wo Lochers Buch einsetzt, orientierten sich die Künstler an der Ideenlehre Platons. Auch um die Theoretisierung der Hierarchien der verschiedenen Künste gehe es, sowie um die allmähliche Herausbildung von Kunstkritik, die Entwicklung der Kategorien "Geschmack und Urteil", und dann schließlich, in der Moderne, um das Individuum und seine Psychologie oder um den Diskus über Alltagsgegenstände wie Warhols Suppendosen, die erst so ihren Sinn als Kunstwerk voll entfalten, resümiert Misik. Eine umfangreiche, tiefgehende Arbeit, die mehr als nur einen "groben Überblick" liefert, lobt der Kritiker.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.08.2023

Rezensent Karlheinz Lüdeking überlegt, für wen Hubert Lochers Buch über Kunsttheorien interessant sein könnte. Für Künstler nur bedingt, mutmaßt er. Wer aber nach einem Einstieg in die bunte Vielfalt der Kunsttheorien sucht, der wird hier laut Rezensent fündig. Laut Lüdeking gelingt Locher mit seiner Auswahl von 100 Texten und Erläuterungen dazu eine laientaugliche Einführung. Texte von Debord, Kittler, Steyerl uvm. vermag der Autor systematisch zu erfassen und zu Clustern zusammenzustellen, die die bloße Chronologie durchbrechen, wie der Rezensent erklärt. Über die Bedeutung der Kunsttheorie für die Kunst lässt sich damit gut streiten, findet der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 27.06.2023

Rezensent Ingo Arend findet viel Interessantes in der "wissenschaftshistorischen Fundgrube", die dieses Buch des Kunsthistorikers Hubert Locher bereitstellt. Der Autor will der weit verbreiteten These widersprechen, das zeitgenössische Kunst zu theoretisch sei, so der Kritiker. Im Gegenteil gehörten Kunst und die Reflexion über sie schon immer zusammen, resümiert Arend das zentrale Argument des Bandes. Locher vollzieht die Herausbildung der Kunsttheorie von der Antike bis in die Gegenwart nach, lesen wir, beginnend beim antiken Symmetrie-Kanon des Polyklet und endend bei der von Susan Sontag mitbegründeten Zeitschrift 'Texte zur Kunst'. Arend schätzt den flüssigen Stil und den Detailreichtum des Textes, findet aber, dass er zu sehr im Deskriptiven verharrt. Auch wären ihm einige Beispiele von Kunsttheorien außerhalb Europas wichtig gewesen.