Hugo Hamilton

Gescheckte Menschen

Cover: Gescheckte Menschen
Albrecht Knaus Verlag, München 2004
ISBN 9783813502299
Gebunden, 317 Seiten, 21,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Henning Ahrens. Der irische Erzähler Hugo Hamilton erinnert sich an seine ungewöhnliche Kindheit. Als Sohn eines irischen Vaters und einer deutschen Mutter beseelte ihn ein Kinderleben lang nur ein Wunsch: endlich irgendwo hinzugehören. Hugo lebt in einem Land, das auf keiner Landkarte verzeichnet ist. Der kleine Junge wurde in Irland geboren und wächst in Dublin auf, er geht jeden Abend in Deutschland zu Bett und steht am Morgen in Deutschland wieder auf. Er und sein Bruder tragen Lederhosen aus Bayern und Aran-Pullis aus Connemara, und sie sprechen kein Englisch, dafür aber Deutsch und Gälisch, was niemand in ihrer Straße versteht. Denn Hugo und seine Geschwister sind "braec" - gescheckt, eine Mischung verschiedener Elemente, die zu einem neuen Ganzen zusammengefügt wurden. Die Mutter ist aus dem kriegszerstörten Deutschland geflohen, der Vater will mit seiner Familie ein Bollwerk gegen alles Englische errichten. Es ist ein Traum, den er alleine träumt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.05.2004

Dieser autobiografische Roman des irischen Autors Hugo Hamilton hat Lothar Müller beeindruckt. Darin schildert Hamilton seine Kindheit in der Nachkriegszeit, die von der deutschen Mutter und dem irischen Vater, der sich ganz dem "Sprachkrieg" für das Gälische verschrieben hat, geprägt ist, fasst der Rezensent zusammen. Müller lobt als einen der "Vorzüge" des Buches, dass Hamilton keine Abrechnung mit dem Vater geschrieben hat und sich jeglichem "Prunken mit erlittenen Strafen und Ängsten" enthält. Auch die Perspektive des Kindes, aus der heraus das ganze Buch geschrieben ist und das der Rezensent zumindest als "heikles Mittel" charakterisiert, überzeugt Müller in diesem Roman, weil es immer wieder auch das "Wissen des Erwachsenen" erkennen lässt. Dadurch, so der Rezensent angetan, entsteht an keiner Stelle der Eindruck von "künstlicher Naivität. Die "vorzügliche" Übertragung ins Deutsche durch Henning Ahrens liest sich zudem wie ein "Original", meint der Rezensent begeistert, und er lobt, dass zu den vielen irischen "Auswanderergeschichten" der Literaturgeschichte mit der prominenten Figur der aus dem Rheinland stammenden Mutter des Erzählers auch eine "beeindruckende Einwanderergeschichte" entstanden ist.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.04.2004

Uwe Pralle ist von diesem autobiografischen Roman des irischen Autors Hugo Hamilton sehr beeindruckt. Hamilton erzählt dabei aus der Perspektive des Kindes von seiner Kindheit und Jugend, die durch die deutsche Mutter und den ultranationalistischen irischen Vater geprägt ist, fasst der Rezensent zusammen. In der Familie herrscht ein "Sprachkrieg", der es dem Jungen verbietet, Englisch - die Sprache der Eroberer - zu sprechen und der zu Hause nur Deutsch oder Gälisch sprechen darf, was aber im Dublin der Nachkriegszeit außerhalb des Familienkreises kaum einer versteht, erklärt Pralle den Grundkonflikt der Hauptfigur. Er sieht es als großes Verdienst Hamiltons, konsequent die kindliche Perspektive beizubehalten, ohne ins "Infantile" abzugleiten und findet, dass es dem Autor glänzend gelingt, in der "Komik des Familienlebens" auch die "Bitterkeiten" aufscheinen zu lassen. Sich nur auf den Blick des Kindes zu verlassen, um die schwierigen, dabei aber auch geborgenen Familienverhältnisse darzustellen, dazu braucht es großen "literarischen Mut", der dem Rezensenten Bewunderung abringt. Außerdem gefällt ihm, dass in dem Roman kein "literarischer Vatermord" stattfindet, wie er am Schluss seiner Kritik betont.