Irene Dische

Lieben

Erzählungen
Cover: Lieben
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2006
ISBN 9783455400120
Einband unbekannt, 288 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Da ist ein glücklich verheiratetes Ehepaar, das vorzeitig auseinandergerissen wird, doch im Himmel lebt ihre Beziehung weiter. Dort angekommen ist auch eine alte trauernde Witwe, die ihren verstorbenen Ehemann schmerzlich vermisst und ihr Geld verschenken will, aber von niemandem ernst genommen wird. Im Fegefeuer hingegen schmort die Beziehung eines Paares, das sich gegenseitig zu Tode langweilt und dennoch nichts daran ändert. Und dann gibt es den selbstverliebten Schönling in Gesellschaft gleich mehrerer Frauen: Die Liebelei mit seinem Spiegelbild lässt ihn einsam und allein durch die Hölle irren. All diesen Geschichten liegen wahre Begegnungen und Begebenheiten zugrunde.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.04.2007

Pia Reinacher warnt, dass die 25 Kurzgeschichten von Irene Dische, die sich um die verschiedensten Spielarten der Liebe drehen, nicht immer entspannte Lektüre bieten, zu böse, kalt und entlarvend ist der Blick auf die zwischenmenschlichen Abgründe der Autorin. So schlage Dische mit Andeutungen, in denen sich die zumeist katastrophalen Ausgänge der Geschichten ankündigten, die Leser in den Bann und verschaffe den nicht seltenen Genuss, dass hier Missetäter einer gerechten Strafe zutreiben, ohne es zu wissen, vermerkt die Rezensentin. Findet sie auch, dass die Autorin wie mit der den Band eröffnenden Geschichte von "Romeo und Julia" ihre Texte mitunter allzu ambitioniert und dadurch etwas "prätentiös" strickt, kann sie sich dem Sog dieser Kurzgeschichten insgesamt nicht entziehen, und sie bewundert die scharfsinnige und entlarvende Beobachtungsgabe der Autorin.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.03.2007

Von Irene Disches Ideen könnten zehn deutschsprachige Kollegen zehren, meint Ursula März, die Dische als "Einfallsmillionärin" charakterisiert. Alle Figuren des Erzählbandes sind originell, allen gemeinsam ist ein nicht vorhersehbares Schicksal. Das ununterbrochene Bombardement mit Merkwürdigkeiten ermüdet die Rezensentin zwar ein wenig, und sie hätte sich zur Abwechslung auch mal einen normalen Satz ohne sonderliche Überraschungen gewünscht. Insgesamt aber scheint die "coole Kleistianerin" Dische mit ihren "brillanten, leicht asymmetrischen Metaphern" für März eine der besten deutschsprachigen Schriftstellerinnen zu sein, und die Freude am Überfluss wiegt schwerer als der Überdruss.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.03.2007

Gäbe es nicht die erste Erzählung, Christoph Haas würde von Irene Disches Band "Lieben" abraten. Die meisten Geschichten erinnern ihn an die Meldungen aus der Rubrik "Vermischtes": Genialer Pianist verdingt sich als Türsteher, Vater ist so blöd, sich bei einem Ehrenmord erwischen zu lassen und ähnliches. Aber die erste Erzählung ist großartig: Hier stimmem laut Haas nicht nur Plott und Pointe (die der Rezensent leider verrät), sondern auch die Details und die weisen Sprüche. Zitat Dische: Wenn das Schicksal gegen einen ist, kann man sich sogar an Marmelade die Zähne ausbeißen."
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.03.2007

Mit Sympathie bespricht Rezensentin Alexandra Kedves Irene Disches Erzählungsband. Zwar findet sie nicht alle Erzählungen gelungen. Trotzdem erfreut sich die Rezensentin in vielen Erzählungen, die sich mit der Liebe befassen, am typischen Dische-Stil aus humoriger Trockenheit und erkenntnisorientierter Herzlosigkeit. Aus ihrer Sicht sind die Geschichten umso besser, je näher sie die Lebenswirklichkeit der Autorin streifen. Sobald Disches Erzählungen jedoch "übers Eingemachte" hinaus gehen würden, wird es für die Rezensentin gelegentlich zu seicht, und sie mutmaßt, dass die Autorin ihre Stoffe gelegentlich auch aus der "Vermischtes"-Seite ihrer Tageszeitung pickt. Mitunter nämlich scheinen Klischees und Schablonen etwas zu unverblümt in Erscheinung zu treten, was die Rezensentin auch glaubhaft belegen kann. Doch kaum, dass Dische mit ihrem trockenen Ton anderer Leute "Herzerschütterungen" protokolliert, klopft sie wieder an das Herz der Rezensentin. Und wird hereingelassen.
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