Italo Calvino

Warum Klassiker lesen?

Cover: Warum Klassiker lesen?
Carl Hanser Verlag, München 2003
ISBN 9783446202764
Broschiert, 320 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Barbara Kleiner und Susanne Schoop. Was ist eigentlich ein Klassiker? "Klassiker sind Bücher, die jedesmal um so neuer, unerwarteter, bahnbrechender wirken, wenn man sie wiederliest ..." Der das sagte, Italo Calvino, lädt in seinen Aufsätzen über Manzoni und Montale, die Odyssee und den rasenden Roland, Stendhal und Raymond Queneau ein, ihn auf einer Entdeckungsreise zu begleiten. Und wer könnte ein besserer Reisegefährte sein als dieser ebenso gelehrte wie unterhaltsame Leser?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.02.2004

Durch einen "Vordereingang" hat Winfried Wehle Italo Calvinos "hintersinnige Romane" betreten. Geöffnet hat ihn der gelungen übersetzte Essayband, in dem sich Calvino "mit der Genauigkeit des Philologen und Etymologen" achtunddreißig Klassikern nähert. In diesen Buchbegehungen offenbart sich die "tiefe Skepsis" des Autors gegenüber der Vernunft und dies, stellt der Rezensent überrascht fest, "bei einem der intellektuellsten Schriftsteller" - ein Widerspruch, der sich indessen in dem Essay über Borges aufhelle: "Nach all den Modernisierungen der Kunst wäre es schuldhaft naiv, zu glauben, man könne noch naiv erzählen." Sich in einer von Vernunft durchherrschten Welt einzurichten wird damit für die Literatur unumgänglich, meint Wehle, und dies geschehe bei Calvino vor allem als labyrinthisches Spiel, in dem "jedes Ding jedes beliebige andere" bedeuten kann. So lehrt der Autor das "Alphabet des alternativen Denkens" und geht gegen "blinde, gedankenlose" Bodenverhaftung vor, ohne dass hinter diesem Spiel etwas "Bedeutendes" aufzöge. Um dabei selbst nicht den Halt zu verlieren, so der Rezensent, braucht Calvino die Klassiker - als "Boden, in dem die Luftwurzeln seiner Geschichten" ankern.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.07.2003

Als "gedankenreiche Auseinandersetzung mit Werken und Autoren" würdigt Rezensentin Barbara Villiger Heilig den nun vorliegenden Band "Warum Klassiker lesen?", der Italo Calvinos zu verschiedenen Anlässen verfasste literaturkritische Essays versammelt. Ob Homer, Xenophon, Ovid, Plinius, ob die französischen Ritterromane und ihre italienischen Abkömmlinge oder die philosophischen Romane des Dix-Huitieme, ob die großen Romane des 19. Jahrhundert oder die der Moderne: Calvino versteht es nach Ansicht von Heilig "wie selten einer" zum Lesen der Klassiker zu verleiten, einen Begriff, den er zu ihrer Freude "behutsam" umkreist und immer wieder neu bestimmt, etwa als Werke, die zum Wiederlesen verführen und ihm standhalten. Kein Wunder also, dass sie den Band, der ohne Herablassung, Spott, Besserwisserei auskomme, nicht nur den Liebhabern des "humorvoll-eleganten" Formulierers ans Herz legt, sondern insbesondere jenen, deren Geschäft die Literaturkritik ist.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.03.2003

Andreas Dorschel ist absolut hingerissen von dieser Essaysammlung, deren Texte erstmals zwischen 1954 und 1985 veröffentlicht wurden. Er preist die "erschließende Kraft" der Essays und ist dem italienischen Autor besonders dafür dankbar, dass er auf "bildungsbürgerliches Gestikulieren" verzichtet. Deshalb nämlich könnten die Aufsätze auch der klassischen Texte Unkundige mit "Gewinn" lesen. Calvino "pustet den Staub fort", der sich über die sogenannten Klassiker gelegt hat, schwärmt der Rezensent, und es beeindruckt ihn, dass der Autor das Klassische einerseits als "Chimäre" entlarvt und es andererseits dennoch nicht auf dem "ideengeschichtlichen Müll" entsorgt. Dorschel, der betont, dass die Auswahl durch Calvinos Witwe besorgt wurde und man deshalb nicht wissen könne, ob sie andere nachgelassene Texte vielleicht weggelassen hat, möchte erklärtermaßen keinen einzigen Essay dieser Sammlung "missen". Und in diesem Fall freut es ihn auch, dass es kein Vor- oder Nachwort gibt, denn seiner Ansicht nach bedarf es bei diesen Texten "keiner Einführung".
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