Jeanette Winterson

Das Powerbook

Roman
Cover: Das Powerbook
Berlin Verlag, Berlin 2001
ISBN 9783827000439
Gebunden, 235 Seiten, 19,43 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Monika Schmalz. Eine junge Schriftstellerin sitzt an ihrem Computer. Unter dem Namen Ali sendet sie Geschichten hinaus in die Weite der virtuellen Welt und lauert als Spinne im Netz auf elektronische Beute. Sie wartet auf E-Mails ihrer Geliebten, von der sie in der realen Welt für die Wirklichkeit einer Ehe verlassen wurde. Schreibend durchstreift sie den Kosmos der unendlichen Möglichkeiten, nutzt ihn als frei verfügbare Requisitenkammer, in der sie sich bedienen kann, um die Geliebte zum Glück zu verführen. Sie verspricht ihr: "Freiheit nur für eine Nacht". So wird Ali zur Scheherazade, die in einer einzigen Nacht versucht, schreibend den tragischen Ausgang ihrer Liebesgeschichte, und mehr noch, den Lauf der Welt zu verändern ...

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.07.2002

Stefan Welz ist enttäuscht vom neuen Roman der englischen Autorin Jeanette Winterson, und das liegt nicht etwa daran, dass die seiner Meinung nach sehr begabte Winterson plötzlich ihr Erzähltalent verloren hätte. Das Problem sieht der Rezensent vielmehr in der Konzeption der Geschichte, die einen Internet-Chat simuliert. Den Versuch "Interaktivität nachzuspielen" sieht der Rezensent gleich am Anfang des Romans scheitern, weil deutlich werde, dass "im Unterschied zum Internetgeplauder der Roman ohne eine Erzählinstanz nicht auskommt". Zwar benutze Winterson "Computeroperationen wie Öffnen, Suchen, Speichern als ordnende Struktur", doch schaffe sie damit lediglich "eine digitale Zwangsjacke". Der Roman wird zu einem Zeugnis "implodierter Erzählfreude", bedauert Welz. Auch die Leistung der Übersetzerin Monika Schmalz betrachtet der Rezensent skeptisch: Zwar treffe sie oft den richtigen Ton, doch geschehe dies "vermutlich unbeabsichtigt". Von den "nicht immer gelungenen Wortkaskaden, Anspielungen und Witzen" sei Schmalz oft schlichtweg überfordert.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 04.04.2002

Willkommen zu einem wilden Ritt durch's Cyberspace! Neues Medium, uraltes Thema - dass das zusammengeht, kann Rezensentin Aimee Torre Brons nur bestätigen, die diese Geschichte einer gescheiterten Liebe im virtuellen Raum des Internets scheinbar verschlungen hat. Wie die Autorin so mühelos und begeistert die hohe Kunst der "Short Cuts", der kurzen (Film)schnipsel, mit Ausflügen ins kulturelle Gedächtnis der abendländischen Kultur (Ovids Metamorphosen, Virginia Woolfs Orlando, große Liebespaare wie Lancelot und Guinevere) kombiniert, "ohne dabei den roten Faden einer Liebesgeschichte zu verlieren, die durch permanente Verwandlungen immer wieder dazu verführt, sich gefangen nehmen zu lassen", findet sie ansteckend. Bei diesen Grenzüberschreitungen sei der Roman besonders stark: "Indem der Erzählraum permanent mit Veränderung, Ausdehnung und Grenzüberschreitung spielt, bleibt er offen für die unterschiedlichsten Leserichtungen und Interpretationen." Und obgleich Torre "nicht von einem 'neuen' Roman der virtuellen Medien sprechen" möchte, weil sich die im Lesen offenkundig werdenden Möglichkeiten des Internets als alte Möglichkeiten des (mündlichen) Erzählens entpuppen, hält sie das Buch doch für "ein unterhaltsames barockes Spiel".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.09.2001

Ein kurzer mokanter Verriss. Ob der Name der Übersetzerin - Monika Schmalz - ein Pseudonym sei, möchte "maid" wissen, denn passender hätte man ihn nicht aussuchen können. Der Roman trieft von schmalziger Frauenliebe vor historisch-skurriler Kulisse, die auch in Zeiten der Digitalisierung nichts von ihrem "schwärmerischen Wahnwitz" eingebüßt habe, so "maid". Sehr originell ist auch der Handlungsrahmen nicht: junge Schriftstellerin versucht per e-mail ihre Geliebte zurückzugewinnen und sucht sich im Cyberspace Gesinnungsgenossinnen wie das als Mann verkleidete Türkenmädchen, das in der Hose die erste Tulpenzwiebel nach Holland schmuggelt, weiß "maid" zu berichten. Des weiteren kolportiert "maid" zahllose Stilblüten, deren hübscheste laute: "Nicht zu schlaff, nicht zu fest, das ist Capri."
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