Jeremy Tiang

Das Gewicht der Zeit

Roman
Cover: Das Gewicht der Zeit
Residenz Verlag, Salzburg 2020
ISBN 9783701717286
Gebunden, 304 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Susann Urban. Malaysia in den Fünfzigerjahren: Der Ausnahmezustand wird verhängt, die Regierung fürchtet ein Übergreifen des Kommunismus aus China. Die junge Siew Li verlässt ihre Familie, um im Dschungel für die Freiheit zu kämpfen. Ihre Kinder werden aufwachsen, ohne von ihr zu wissen, ihr Mann wird alleine alt. Als sich jedoch die Londoner Journalistin Revathi auf die Spuren der damaligen Verbrechen begibt, wird daraus eine Suche nach der verschwundenen Siew Li, und Revathi taucht tief ein in die verdrängte Geschichte Malaysias und Singapurs. Von den 50er Jahren bis in die Gegenwart spannt sich Jeremy Tiangs berührender Roman einer Familie, deren Leben von politischer Willkür erschüttert und von der Suche nach der Wahrheit geleitet wird.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.08.2020

Rezensent Fridtjof Küchemann lernt die Geschichte des Stadtstaates Singapur kennen mit Jeremy Tiangs sechs Jahrzehnte umspannendem Familienroman. Wie gewaltvoll diese war und welche Spuren sie in der Psyche ihrer Bewohner hinterlassen hat, das ist das Thema des Buches, erläutert der Rezensent. Tiangs klarer, nüchterner Ton, der dem drastischen Geschehen (koloniale Massaker, Bombenanschläge etc.) kontrastiert, geben der Geschichte laut Küchemann nur noch mehr Gewicht. Die Komposition aus familiärer Schicksals- und nationaler Gewaltgeschichte findet Küchmann gelungen.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.08.2020

Rezensent Thilo Eggerbauer erkennt in Jeremy Tiangs Roman über eine singapurische Familie, erzählt aus sechs unterschiedlichen Figurenperspektiven, sowohl die große Empathie des Autors für seine Charakteren und ihre Sicht- und Lebensweisen als auch die Folgen des Kolonialismus an jeder Ecke. Erzählt wird laut Rezensent von linkem Widerstand und staatlicher Repression. Die Kapitel  stimmen den Leser je nach Perspektive mal resignativ, mal zuversichtlich oder kämpferisch, erklärt Eggerbauer.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 28.05.2020

Rezensent Marko Martin freut sich, dass Singapur, vor allem aber Malaysia nach Joseph Conrads und William Somersets Geschichten endlich wieder in die Literatur eingezogen ist, vor allem da die sogenannte "Malayan Emergency" - der Kampf zwischen Briten und prochinesischen Malaien - in den fünfziger Jahren oft vergessen und übergangen wird. Nach Tan Twan Eng kämpft nun auch der singapurische Autor Jeremy Tiang literarisch gegen dieses Vergessen an, lesen wir. Sechs Figuren führen in sechs Geschichten von der Gegenwart in die Zeit der Guerilla-Aufstände zurück. Dass Tiang dafür den Singapore Literature Prize erhalten hat, findet Martin absolut gerechtfertigt. Jeder der Geschichten ist eindrucksvoll erzählt und schlüssig. Nur einen Kritikpunkt gibt es für den Kritiker: Dass sich Tiang bei aller Liebe für seine Figuren um die Frage herumdrückt, was ein Sieg der prochinesischen Guerillas für Folgen gehabt hätte. Dieses "wunderbare" Buch würde dann jedenfalls nicht existieren, ist der Rezensent überzeugt.