Jill Ciment

Anatomie eines Prozesses

Roman
Cover: Anatomie eines Prozesses
Ars vivendi Verlag, Cadolzburg 2020
ISBN 9783747201923
Gebunden, 200 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Max Stadler. Die Jugendliche Anca Butler ist angeklagt, ihren Babybruder getötet zu haben. Fraglich ist jedoch, ob sie als Autistin überhaupt schuldfähig und ihre Zwillingsschwester als Zeugin glaubwürdig ist. Die Jurymitglieder werden über Wochen in Gerichtssaal und Motel abgekapselt; unter ihnen eine verheiratete Fotografin, die sich - "auf der Suche nach einem letzten Abenteuer, bevor sie zu alt dafür ist" - auf eine Affäre mit einem Mitgeschworenen einlässt. Schon bald finden die beiden sich in einem ausweglosen Konflikt aus körperlichem Begehren und moralischen Bedenken wieder.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.11.2020

Eine etwas unentschiedene Katrin Doerksen bespricht diesen offenbar routiniert geschriebenen Roman. Einerseits wird das Publikum durch das "Gedankenkleinklein" der Hauptprotagonistin - die in der dritten Person Präsens dargestellt ist - sehr nahe in die Handlung hineingetragen. Aber dann verliere man sich auch wieder darin und der zu entscheidende Mordprozess, seine Motive und gar das schlussendliche Urteil, werden unwichtig; dagegen überwuchern die heimlichen Verabredungen des offenbar weder menschlich noch sonstwie attraktiven Paares das Geschehen. Die Kritikerin begreift schon, dass hier anderes verhandelt werde, etwa die Spannung zwischen "Literatur und Trivialität". Aber richtig zufrieden ist sie nicht mit der "ausufernden Introspektion" der literarischen Figuren. Nur am Ende ist sie wieder froh, dass gegen das reine Dokumentieren hier einmal mehr das "Geschichtenerzählen" hochgehalten wird.
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