John Irving

Straße der Wunder

Roman
Cover: Straße der Wunder
Diogenes Verlag, Zürich 2016
ISBN 9783257069662
Gebunden, 784 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Hans M. Herzog. Juan Diego und seine für alle anderen unverständlich sprechende Schwester Lupe sind Müllkippenkinder in Mexiko. Ihre einzige Überlebenschance: der Glaube an die eigenen Wunderkräfte. Denn Juan Diego kann fliegen und Geschichten erfinden, Lupe sogar die Zukunft voraussagen, insbesondere die ihres Bruders. Um ihn zu retten, riskiert sie alles.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.05.2016

"Straße der Wunder" ist ein typischer Irving, versichert Rezensentin Irene Biral. Die Geschichte um den mexikanischen Waisenjungen Juan Diego enthält natürlich viele Wunder, Glauben, Erinnerungen und Träume, zugleich aber auch Irvings gekonnte Mischung aus Vergangenheit und Gegenwart und nicht zuletzt einen politischen Hintergrund, erklärt die Kritikerin. Sie reist mit Irvings Helden von Mexiko bis zu den Philippinen, begleitet ihn von der frühen Jugend bis ins Alter, begegnet zahlreichen grotesken Figuren, etwa der Transsexuellen Flor, amüsiert sich bestens mit Irvings tiefsinnigem Humor und lobt nicht zuletzt die dichte Atmosphäre dieses wunderbaren Romans.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 09.04.2016

Frank Junghänel weiß längst, worauf er sich bei John Irving einlässt: Immer weitere Einblicke in die Lebens- und Sterbenswelt des Autors, garniert mit Selbstbespiegelung und "Moralaposteligkeit". Insofern liest sich "Straße der Wunder" wie ein "Remix" seiner Vorgängerromane, konstatiert der Kritiker, der hier aber schließlich doch etwas Neues entdeckt: In der Geschichte um den Schriftsteller Juan Diego, der in zahlreichen Erinnerungsschleifen etwas unvermittelt immer wieder in seine Jugend in einem Waisenhaus im mexikanischen Oaxaca zurückkatapultiert wird, gestattet sich Irving das freie Assoziieren in Raum und Zeit, schreibt der Rezensent. Allerdings gerät ihm das Mäandern des Autors häufig zu erzwungen, so dass er sich ein strenges Lektorat gewünscht hätte. Dennoch würdigt er Irvings neues Buch abschließend - und etwas überraschend - als sein "lustigstes" und "traurigstes".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 07.04.2016

John Irvings neuer Roman "Straße der Wunder" reiht sich ein in die lange Liste von Büchern des Autors über Schriftsteller, Außenseiter, Sex und Religion, erklärt Rezensentin Ursula März, die der immer gleichen Motive Irvings etwas müde ist. In seinem neuen Roman erzählt er die Geschichte des mexikanischen Schriftstellers Juan Diego, der sich auf einer Reise delirierend seiner Kindheit auf den Müllhalden Oaxacas erinnert, fasst die Rezensentin zusammen. Wie immer geht es reichlich skurril zu bei Irving, verrät März, leider gehen deshalb aber die echten Wunder (beziehungsweise die religiösen), die in diesem Roman vorkommen, in der schrillen Flut der Ereignisse unter und verlieren ihre Wirkung, bedauert die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.04.2016

Als reinstes Ärgernis bezeichnet Rezensent Burkhard Müller diesen Roman, in dem John Irving seinen magischen Realismus zur reinsten Masche verkommen lässt. Auf achthundert Seiten wiederholen sich die Auftritte und Dialoge der immer gleich schräg aufgestellten Figuren, auch die grotesken Wendungen nach Schema wirkten auf Müller bald ermüdend, der von einem Szene zur nächsten springen musste und die zahlreichen Todesfälle kaum noch zählen konnte. Wenn es doch wenigstens ein Märchen wäre, ächzt Müller, der jedoch eher ungut professionelles Handwerk mit kindischer Emotionalität verbunden sieht. Dass Irving dann auch auf der Sexualmoral der Katholischen Kirche herumreitet, als wäre das was Neues, gibt dem genervten Kritiker den Rest.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.04.2016

John Irvings neuer Roman "Straße der Wunder" braucht ein wenig Zeit, um seine ganze Wirkung zu entfalten, meint Rezensent Tilman Spreckelsen. Dann aber übt das Buch eine Faszination aus, der sich der Kritiker nicht entziehen kann. Erzählt wird die Geschichte des zunächst vierzehnjährigen Juan Diego, der mit seiner hellseherisch begabten Schwester Lupe im mexikanischen Oaxaca aufwächst. Die Mutter stirbt beim Versuch, eine Madonnenstatue zu entstauben, erzählt Spreckelsen. Voller Wunder steckt auch der zweite Handlungsstrang des 800 Seiten starken Romans, fährt der Rezensent fort, der hier dem inzwischen 54jährigen Juan folgt, der als herzkranker Erfolgsschriftsteller von Todesahnungen, Träumen und Bildern längst vergangener Zeiten überflutet wird. Irving weiß die beiden Erzählstränge nicht nur brillant miteinander zu verknüpfen, sondern tastet sich auch vorsichtig in Kreisbewegungen und zahlreichen Bildern an die Grenze zwischen Leben und Tod heran, lobt der Kritiker, der diesen ebenso komischen wie traurigen Roman nachdrücklich empfehlen kann.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 23.03.2016

Wieland Freund weiß, was ihn erwartet bei John Irving: Ein Schriftsteller als Hauptfigur, eventuell ohne Eltern, dafür konfrontiert mit tödlichen Unfällen der grotesken Art. Voila! Neu hinzu zum Irving-Kosmos kommt ein Faible für Tätowierungen, für Transvestiten und für Löwen, erklärt Freund. Zusammen ergibt das Irvings aktuellen Roman, in dem ein berühmter Schriftsteller als Alter Ego des Autors figurierend mit Groupies durch Hotelsuiten springt. Schade, dass die Spielorte und Erfahrungen der Figur so blass bleiben, findet Freund. Als magischer Realist, der Traum und Wirklichkeit vermischt und die Kreatürlichkeit feiert, begegnet ihm der Autor allerdings immer wieder, so auch hier.
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