John Le Carre

Silverview

Roman
Cover: Silverview
Ullstein Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783550202063
Gebunden, 256 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Peter Torberg. Julian Lawndsley hat seinen Überflieger-Job in London drangegeben für ein einfacheres Leben als Buchhändler in einem kleinen englischen Küstenort. Kaum ist er ein paar Monate dort, stört ein abendlicher Besucher seine Ruhe. Edward, ein polnischer Emigrant, der auf Silverview lebt, dem großen Anwesen am Ortsrand, scheint viel über Julians Familie zu wissen und zeigt großes Interesse an den Details seines neuen kleinen Unternehmens. Gleichzeitig erhält in London ein Agentenführer des britischen Geheimdienstes einen Brief, der ihn vor einer undichten Stelle im Dienst warnt, und die Ermittlungen führen ihn in einen kleinen Ort an der englischen Küste …

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 05.11.2021

Anstand und Hilfsbereitschaft sollte man den Alten entgegenbringen, aber von deren "Scheiß" doch besser die Hände lassen, lernt Rezensent Tobias Gohlis von John le Carré. Eben so, wie die jungen Leute es in dessen postum erschienenem Spionageroman tun oder zu tun lernen - einem Spionageroman, dem der Autor ganz bewusst, geschickt und selbstreflektiert ein entscheidendes Element entzieht: die Auflösung, das Lüften der Geheimnisse. So behält vieles in "Silverview" einen Rest an Rätselhaftigkeit, lesen wir. Vertraut und ganz klassisch für Carré dagegen - die herrlichen Dialoge und jene berühmte "ironische Heiterkeit", mit der der Autor den Rezensenten einmal mehr in seinen Bann zieht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.11.2021

Rezensentin Gina Thomas möchte das neu erschienene Buch "Silverview" des verstorbenen John le Carré nicht als sein "literarisches Testament" bezeichnen. Das liegt zum größten Teil daran, dass der Spionageroman anscheinend schon vor Jahren geschrieben und dann vom Autor selbst ad acta gelegt wurde, die Begründungen dafür sind der Rezensentin leider nicht klar. Erkennbar ist für sie allerdings die vertraut sarkastische Handschrift des Autors, die unter anderem von Motiven wie zerfallenden Institutionen und fragwürdiger Moral, aber auch von dem Drang nach Darstellung von unechtem Realismus geprägt ist. Das ist bekanntes Gebiet für Leser*innen von John le Carré, merkt Thomas an.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 29.10.2021

Rezensentin Sylvia Staude empfiehlt diesen letzten Roman von John Le Carré. Kein altersmüdes Werk, meint sie, sondern von der ganzen Feinheit des Carréschen Könnens durchdrungen. Eine Spion- und Liebesgeschichte wiederum, nur dass die Spione etwas älter geworden sind, und die Liebe nun den Büchern gilt. Hartgesotten sind sie immer noch, versichert Staude, und Le Carré beherrscht noch immer den suspense, indem er Verdacht sät, aber dann nicht ausbuchstabiert, wie Staude erläutert. Allzu gemütlich wird es jedenfalls nicht, meint sie, weil "hässliche Vorkommnisse" die Figuren einholen. Davon erzählt der Autor mit gewohnter Eleganz, so Staude.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.10.2021

Mit einem melancholischen Seufzer liest Rezensent Fritz Göttler diesen posthumen Roman John Le Carrés, in dem der britische Geheimdienst noch einmal ganz meisterlich altmodisch daherkommen darf, mit Briefen, Telefonen und echtem Ethos statt mit aggressiver Spionage-Software. Göttler lässt sich diese "aberwitzige Heimeligkeit" gern gefallen, er sieht vor dem altenglischen Setting die drängenden Frage der Gegenwart ins Licht gerückt, aber vor allem erkennt er, dass Le Carrés Agentengeschichten eigentlich immer Liebesgeschichten sind - die Briefe verraten es ihm.
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