John Le Carre

Verräter wie wir

Roman
Cover: Verräter wie wir
Ullstein Verlag, Berlin 2010
ISBN 9783550088339
Gebunden, 413 Seiten, 24,95 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Sabine Roth. Dima ist die Seele der russischen Mafia. Seit seiner Zeit als Gefangener im Gulag hat er sich an ihre Spitze hochgearbeitet. Sein Spezialgebiet: die Geldwäsche. Doch seine Tage sind gezählt. Er hat Feinde unter den mächtigen Weggefährten. Um das Überleben seiner Familie zu sichern, geht er einen Pakt mit dem Westen ein. Er bietet sein Wissen im Tausch gegen ein Leben in England. Eine Sensation für den britischen Geheimdienst, der einwilligt. Aber die Agenten stoßen auf einen bedrohlichen Widerstand. Der lange Arm der Mafia reicht bis weit in den Westen. Wie lange wird Dima seine russischen Freunde täuschen können? Verräter wie wir ist ein leidenschaftlicher Roman über die Korrumpierbarkeit des Westens und über die Zerbrechlichkeit der Demokratie.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.11.2010

In seiner Kritik von John Le Carres "Verräter wie wir" lässt Burkhard Müller nicht nur kein gutes Haar am 24. Geheimdienst-Thriller des britischen Erfolgsautors, er macht mit dem Genre insgesamt kurzen Prozess. Schon die Eröffnung des Thrillers liest sich in seinen Augen wie ein Roman aus dem 19. Jahrhundert und beweist in seinen Augen, wie "erzkonservativ" der Geheimdienst-Thriller von Haus aus ist. Auch der Plot um den russischen Ex-Mafioso Dima, der dem britischen Geheimdienst im Tausch gegen seine Sicherheit eine Liste mit Verbrechen aus höchsten Kreisen anbietet und dabei auf die Vermittlerdienste des abenteuerlustigen Oxford-Gelehrten Perry angewiesen ist, kann ihn nur mäßig locken. Das liegt in der wenig hintergründigen Gut-und-Böse-Zuschreibung, die Le Carre dabei an den Tag legt, meint Müller, der sich eine gehörige Portion "Zynismus" gewünscht hätte, um ihn bei der Stange zu halten. Die zweite Schwäche des Romans sieht er aber in den Gesetzen des Genre begründet, in dem die finsteren Taten, hier versammelt auf einer ominösen Liste, immer nur behauptet, aber "nirgends gestaltet" werden können. Der Rezensent findet es umso erstaunlicher, dass Le Carre mit seinem bierernsten Thriller-Konzept nun schon zum 24. Mal antritt.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 27.11.2010

"Wahnsinnig spannend zu lesen" fand Thomas Winkler diesen John-Le Carre-Roman, in dem, wie uns Winkler wissen lässt, ein Otto-Normal-Mensch wie aus dem Nichts in einer bedrohlichen Welt aus Verbrechen und Spionage versinkt. Die Geschichte vom spießigen Literaturdozenten, der Winklers Informationen zufolge plötzlich in einen Sog aus Geheimdienst und Kriminalität gerät, sei mit ungeheurer Raffinesse und Eleganz entwickelt. Geradezu in luzider Weise werde auch der Leser in die "klandestinen Welten" des Romans verwickelt. Informationen streue dieser Ausnahmeautor nur in homöopathischen Dosen, dafür aber mit schlafwandlerischem Rhythmusgefühl in seinen Erzählfluss. Auch das Milieu aus Politik, Hochfinanz, Hochschul- und Luxushotelwesen sei, wie immer bei Le Carre, hervorragend recherchiert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 02.11.2010

Sylvia Staude ist dem Autor erneut ins Netz gegangen. Diesmal knüpft es John Le Carre um ein wohlmeinendes englisches Akademikerpaar, das unversehens zwischen Russenmafia und Geheimdienste gerät. Dass der Autor mit Monologen und Verhören und Perspektivwechseln nicht spart, stört Staude nicht, so lange alles mit der von diesem Autor gewohnten ironischen Leichtfüßigkeit vonstatten geht. Bewundernswert erscheint ihr Le Carres Treffsicherheit, die mit einem Handstreich englische Politiker und die russische Jeunesse doree gleichermaßen zu charakterisieren imstande ist. Nur eines macht die Rezensentin unruhig: Als ehemaliger Agent scheint ihr der Autor mitunter ein bisschen zu nah an der Wirklichkeit dran zu sein. Unbeschwert macht das die Lektüre nicht gerade.