John M. Gottmann, Nan Silver

Die 7 Geheimnisse einer glücklichen Ehe

Cover: Die 7 Geheimnisse einer glücklichen Ehe
Marion von Schröder Verlag, München 2000
ISBN 9783547733204
Gebunden, 319 Seiten, 20,40 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Susanne Dahmann.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 09.11.2000

Eugenie Bott fallen zwei Tendenzen in den jüngsten Beziehungsratgebern auf: Man spricht wieder von Liebe und davon, dass Männer und Frauen doch zusammen passen. Klar sei aber auch, dass die angebotenen Konzepte "in immer kürzeren Abständen überholt und durch neue ersetzt" würden. Rogers` Gesprächstherapie gelte als out, und die Ich- und Du-Botschaften hätten sich eindeutig als zu simpel herausgestellt. Liebe ist machbar, heiße die neue Devise, aber wieder mal, behauptet Bott, "geht die Liebe durch den Kopf".
1) John M. Gottmann: "Die 7 Geheinmnisse der glücklichen Ehe"
Seinem Namen alle Ehre machend, führe sich der Autor tatsächlich wie ein Gott auf, spottet Bott, als Herrscher und Lenker von 51 Paaren, die er im Labor beobachtet hat. Aus seinen empirischen Untersuchungen ziehe der amerikanische Wissenschaftler jedoch höchst unwissenschaftliche Erkenntnisse; auch Statistiken kämen bei Gottmann zuhauf vor, die völlig willkürlich verknüpft würden: tendenziös und unseriös. Gelten lässt Bott einzig Gottmans historische Ausführungen über Beziehungskonzepte. Als übel beschreibt die Rezensentin Gottmans Vorgehensweise, seinen Lesern Angst zu machen und sich nebenbei medizinischer Weisheiten zu bedienen, nach dem Motto: nur wer eine glückliche Ehe führt, bleibt auch gesund. Oder: Glückliche Ehe gleich ideales Körpergewicht. Gottman habe sich für diese Strategie die Erkenntnis zunutze gemacht, so Bott, dass Menschen, die sich für psychologische Fragen interessieren, oft auch Gesundheitsfanatiker sind. Da die Psyche aber als zu kompliziert erscheint, würden synonym verwandte Begriffe aus dem Gesundheitsbereich die "Seelenhygiene" erleichtern, lautet Botts Analyse. Bedenklich erscheint ihr die Tatsache, dass damit der alten Auffassung Vorschub geleistet werde, "krank sein könne und dürfe nur der Körper", nicht aber die Seele.
2) Steven Carter/ Julia Sokol: "Lauf nicht vor der Liebe weg!"
Bott konstatiert den herkömmlichen "qualvollen Ratgeberstil" und das übliche Mischmasch an Therapierezepten, die referiert, verworfen und mit kleinen Abänderungen als neu verkauft würden. Besondere Note dieses Ratgebers: er empfiehlt das Träumen, stärkt den Glauben an die Kraft der Sehnsucht. Nach Bott muss sich der Leser leider, um die Botschaft des Autorenteams zu vernehmen, durch seiten- und kapitellanges Therapeutenkauderwelsch kämpfen. Am Ende stehe dann die bittere Erkenntnis, dass man seinen eigenen Bindungswünschen im Weg steht. Als etwas naiv beschreibt Bott solche Empfehlungen ( Nr. 5) wie: "Mut, sich so zu zeigen, wie man ist". Noch nie Freud gelesen, fragt die Rezensentin und meint, dass die Menschen gelernt hätten, überall eine Rolle zu spielen haben - im Beruf wie privat.
3) Samuel Shem/ Janet Surrey: "Alphabete der Liebe"
Dieses Buch scheint so schlecht zu sein, das es von der Rezensentin schnell abgetan wird. "Besäße man doch etwas mehr von der stillen Einfalt manchen amerikanischen Ratgeberbuchs", seufzt Bott. Offensichtlich aber wusste sie nicht, ob sie eher lachen oder weinten sollte angesichts solcher Ratschläge, die - ganz im Fahrwasser von John M. Gottman (siehe erste Notiz) - auf der Gesundheitsschiene fahren. Die glückliche Ehe als "Helferzellen" im Immunsystem - wer unglücklich ist, kann man da nur mit Eugenie Bott schlussfolgern, züchtet erstens "Killerzellen" im eigenen Blut heran und ist zweitens auch noch selbst schuld. Schließlich hätte man doch, lautet nach Bott eine der glorreichen Empfehlungen, bloß zwanzig Minuten seines Fitness-Kurses seiner Ehe opfern müssen. Bott sieht in diesem Buch lauthals die Gesundheitsrezepte Gottmans nachgesungen - sprachlich manchmal nur geringfügig verändert.
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