Jorge Semprun

Die Ohnmacht

Roman
Cover: Die Ohnmacht
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2001
ISBN 9783518223390
Gebunden, 200 Seiten, 13,75 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen übersetzt von Eva Moldenhauer. Am 6. August 1945, drei Monate nach seiner Befreiung aus einem deutschen Lager, ist Manuel unweit Paris aus einem Zug gefallen. Als er aus der Ohnmacht erwacht, beginnt er, sich die Welt und das eigene Leben langsam wieder zusammenzusetzen. Ein Geflecht von Erinnerungen und von Reflexionen über die Arbeit des Bewusstseins, über Wert und Unwert des Lebens entsteht. Schweifendes Erinnern und Sinnieren führen zu einer Verräumlichung der Zeit, zu einer Gleichzeitigkeit, in der das ganze Leben aufgehoben zu schweben scheint. Gegen Ende des spanischen Bürgerkriegs ist Manuel mit den Eltern nach Frankreich geflohen. Er hat sich dem Widerstand angeschlossen, ist verhaftet und gefoltert und in ein deutsches Lager deportiert worden. Und hat überlebt. Und begonnen, für den kommunistischen Untergrund in Spanien zu arbeiten. Jahre später beschwört er den besonderen Zustand nach seinem Zugunfall noch einmal herauf.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 31.07.2001

Ein Buch, das die Erinnerungen jagt wie scheues Wild. Dass diese Jagd ("ein faszinierendes Erweckungserlebnis" eines um sein Gedächtnis Gebrachten) tatsächlich das ganze Buch über anhält, ist dem Rezensenten eine Freude: "Der Leser springt mit und müht sich, hinter den gestrichelten und gepunkteten Linien das bunte Kleid des Lebens zu erkennen." Zutage treten dabei "grundstürzende Erschütterungen" aus dem Leben des Autors, Momente aus dessen "bewundernswerter Auseinandersetzung ... mit seiner politischen Biographie" (so Sempruns Arbeit für die spanische KP). Kaum zu glauben für Martin Ebel: Der jetzt so "einfühlsam und anschmiegsam" ins Deutsche übersetzte Roman erschien im Original bereits vor 34 Jahren.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.06.2001

Die deutsche Fassung dieses Romans hatte Wilfried F. Schoeller schon lange vermisst. Nun hat er diesen "Schlussstein im großen Bauwerk der erzählten Augenblicke Jorge Semprúns" lesen dürfen und ist überwältigt, ohnmächtig sozusagen: "So existiert dieser Roman wie ein Orchester aus Namen, Stimmen, Bildern ... einer Bewegung der Willkür folgend, die mehr ausdrückt als das Irreguläre des Gedächtnisses". Zwar weiß Schoeller um das Fehlen des erst später im Werk des Autors auftauchenden politischen Motivs, der "ständigen Reibungsfläche des Stalinismus", im "geradezu familiären Kleinformat dieses Romans". Die auch späterhin verwendete Technik jedoch, "im Perspektivenwechsel von dritter und erster Person ... in die Vergangenheit zurücktauchend und im Vorgriff", aus lauter Bruchstücken des Erinnerns ein "musikalisches Mosaik" zu fügen, findet er auch hier "auf artistische Weise vorgeführt."
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