Josepha Mendels

Rolien & Ralien

Roman
Cover: Rolien & Ralien
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2020
ISBN 9783803133267
Gebunden, 192 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Niederländischen von Marlene Müller-Haas. Rolien ist elf Jahre alt, steht kurz vor dem Ende der goldenen Puppenzeit und ist reichlich seltsam, ebenso "mädchennärrisch" wie im Spiel der Fantasie gefangen. Ihre Schulaufsätze werden als zu blutrünstig verworfen. Dabei kennt sie alle Fremdwörter, hat einen anspruchsvollen erfundenen Freund und eine anspruchsvolle reale Freundin, die sommers wie winters Blusen und zwei Diamantenringe trägt. Später möchte Rolien mal ein Mann werden, der in Paris wohnt, Rudolf heißt und kein Akrobat ist. Der Plan mit Paris geht auf, und Akrobat wird sie tatsächlich nicht, dafür Gouvernante, Nacktmodell, Hilfsfotografin, Buchhandelsassistentin, Hobbyphilosophin und Vielleserin. Während sie durch die Stadt spaziert und auf Sätze wartet, begegnet sie interessanten Personen, von denen sie so einiges lernt. Am Ende lässt sie alle Vögel frei.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.10.2020

Sätze wie von "trotzigen Twitter-Feministinnen" entdeckt Rezensentin Nadia Pantel in diesem 1947 erstmals in den Niederlanden erschienenen Roman von Josepha Mendels. Für die Kritikerin bedeutet das nichts Schlechtes - im Gegenteil: Die Geschichte um den Werdegang der kleinen Rolien, die mit ihrer imaginären Freundin Ralien das Leben und den eigenen Körper entdeckt, birgt noch weitere moderne Überraschungen, versichert die Rezensentin. Wenn Pantel im zweiten Teil des Romans Rolien nach Paris folgt, wo die junge Frau als Künstlerin Fuß fassen will und stattdessen auf sie sexuell erniedrigende, alte Männer trifft, die ihre Macht ausnutzen, muss die Rezensentin unweigerlich an Gabriel Matzneff und ähnliche "Mistkerle" denken.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.10.2020

Was für eine Entdeckung, jubelt Rezensentin Carola Ebeling über den 1947 in den Niederlanden veröffentlichten und zwischenzeitlich verbotenen Debütroman der 1902 in Groningen geborenen Autorin Josepha Mendels. Die Autorin erzählt ihr die autobiografisch gefärbte Entwicklungsgeschichte der kleinen Rollien, die sich eine Fantasiefreundin namens Ralien ausmalt, welche sie unter anderem zu Zwangshandlungen treibt. Spannend findet die Kritikerin vor allem, wie Mendels die Entdeckung von Körperlichkeit und Sexualität aus der jugendlichen Wahrnehmung des Mädchens schildert. Auch die Anzüglichkeiten und Übergriffigkeiten von Lehrern oder Kollegen des Vaters deutet die Autorin nur an und entlarvt sie zugleich umso deutlicher, staunt die Rezensentin, die dem Roman zugleich eine wundervolle Heiterkeit bescheinigt.

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