Joyce Carol Oates

Blond

Roman
Cover: Blond
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2000
ISBN 9783100540003
Gebunden, 912 Seiten, 25,51 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Uda Strätling, Sabine Hedinger und Karen Lauer. Geleitet von der Frage, wie sich die Schauspielerin selbst sah, bietet Joyce Carol Oates eine intime Nahaufnahme von Norma Jeane Baker. "Einmal sah ich eine Fotografie der siebzehnjährigen Norma Jean Baker, auf der sie ganz anders wirkt als die Marilyn Monroe, die zur Ikone wurde. Ich sah in ihr eines der Mädchen aus meiner Nachbarschaft, und ich hatte das Gefühl, dass sie keine Ahnung davon hatte, was das Leben für sie bereithalten sollte. Das stellte ich mir unter einem amerikanischen Epos vor. Ich wollte nicht unbedingt über den Mythos Marilyn Monroe schreiben, aber zeigen, wie sie innen war." (Joyce Carol Oates.) Geleitet von der Frage, wie sich die Schauspielerin selbst sah, bietet uns Joyce Carol Oates eine intime Nahaufnahme von Norma Jeane Baker. Die Mutter, die statt des sonntäglichen Kirchgangs mit ihr die Villen der Hollywoodstars abfährt, der Sohn des politisch geächteten Charles Chaplin, schließlich der "Stückeschreiber" Arthur Miller oder Präsident Kennedy: Im Reigen der Bekanntschaften und Berühmtheiten geht es Joyce Carol Oates um die fragile Mitte des Menschen, der zur Ikone aufgeladen wurde, bis er zerbrach.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 01.03.2001

Auf den ersten Blick haben die beiden Neuerscheinungen über Marilyn Monroe und Janis Joplin, die Yaak Karsunke vorstellt, viel Gemeinsames: Beide kreisen um das Leben von Frauen, die Massenidole waren und im Selbstmord endeten. An diesem Punkt scheinen sich aber die Gemeinsamkeiten bereits zu erschöpfen, und dies betrifft, erläutert der Rezensent, sowohl den Ansatz wie die Bewertung der beiden Bücher.
1) Joyce Carol Oates: "Blond" (S. Fischer)
Karsunke weist darauf hin, dass Oates ihr Buch über die Monroe als Roman deklariert, der sich ihrem Innenleben nähern wolle. In Wahrheit aber sei es eine der vielen schlechten Biografien, die das Sexsymbol als bloßen Köder missbrauche, nichts anderes also als "eine weitere Vermarktung eines zum Markenzeichen degradierten Menschen".
2) Alice Echols: "Janis Joplin" (Wolfgang Krüger)
Ganz anders das Buch von Alice Echols. Hier wird, findet Karsunke, eine Janis Joplin vorgestellt, die dem hinreichend bekannten Bild dieser Frau zu widersprechen scheint. Damit werde auch das Bild der Protestbewegung der sechziger Jahre in den USA fragwürdig. Karsunke hebt besonders hervor, dass Echols die durchaus bürgerlichen Sehnsüchte der nur als Proteströhre wahrgenommenen Rocksängerin darstellt. Dabei zeige sich auch, wie stark die damalige Protestbewegung der Gesellschaft, die sie bekämpfte, verhaftet geblieben war.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.01.2001

Über Marilyn Monroe, die mit bürgerlichem Namen Norma Jean Baker hieß, gibt es mehr als fünfzig Biografien, weiß die Rezensentin Marli Feldvoss. Joyce Carol Oates hat nun eine hinzugefügt, die aber eigentlich keine ist. Denn Oates vermischt - bewusst - Fiktion und tatsächliche Stationen im Leben der Hollywood-Ikone. Das 911 Seiten starke Werk, so die Rezensentin, sei ein Textgefüge mit ständig wechselnden Erzähler-Ichs, chorischen Stimmen, inneren Monologen, Spiegelungen und Zeitsprüngen. Und es gehe hier nicht um den Star, die Kultfigur Monroe, sondern um die verletzliche und traumatisierte Norma. Die Rezensentin würdigt diese bewusst angelegte halb fiktionale Erzählweise mit einer ganzen Reihe von Superlativen. Das Buch ist "vielleicht die rigoroseste, groteskeste, ausuferndste und unflätigste literarische Dekonstruktion einer populären Männerphantasie", meint Feldvoss.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.12.2000

Einen "gewagten Schritt" nennt Elke Schubert dieses Buch der amerikanischen Autorin, denn über den Mythos Marilyn Monroe sind bis heute unzählige Bücher geschrieben worden. Indem Oates Fiktion und Realität mischt und das Buch zudem mit Krimi-Effekten durchsetzt, gelingt ihr ein äußerst spannendes Buch, das zudem das "repressive Klima" im Amerika der 50er Jahre eindrucksvoll porträtiert, lobt die Rezensentin. Sie meint, dass der Roman "auf die schönste Weise" die Frage aufwirft, was wirklich ist und um "wessen Wahrheit" es sich handelt, deren Antwort naturgemäß offen bleiben muss. Als größtes Verdienst aber sieht die Rezensentin, dass es Oates mit ihrer "fiktiven Biografie" gelungen ist, den "Mythos zum Menschen" zu machen
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 18.10.2000

Harald Fricke hat die 900 Seiten der `Vielschreiberin` offensichtlich mit Gewinn gelesen. Was ihn interessiert, ist die `Verschmelzung von Schein und Realität`, die Tatsache, dass Oates einen Roman über eine wirkliche Figur und eine Geschichte schreibt, die eigentlich jeder zu kennen meint. Fricke stellt zunächst die sattsam bekannten Klischees über die Monroe dar und beschreibt dann, wie Oates mit Methoden des `Textsampling` aber auch mit der Einfühlung in ihre Figur ein glaubhaftes Bild von Marilyn Monroe entwirft. So werde das Buch zur `bisher glaubwürdigsten Biografie` über das Idol und bleibe doch `völlige Fiktion`.