Julien Gracq

Witterungen II

Cover: Witterungen II
Droschl Verlag, Graz 2005
ISBN 9783854206835
Kartoniert, 197 Seiten, 23,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Dieter Hornig. 1967 und 1974 veröffentlichte Julien Gracq zwei Bände mit dem Titel Lettrines, deren erster Band 2001 deutsch bei Droschl erschien, der zweite wird jetzt vorgelegt. Diese Witterungen, wie ihr deutscher Titel nun lautet, sind Meisterwerke der reflektierenden Literatur des 20. Jahrhunderts, geschrieben von einem Einzelgänger und Außenseiter, der schon zu Lebzeiten mit der Aufnahme seines relativ schmalen Werks in die Bibliotheque de la Pleiade zum unumstrittenen Klassiker geworden ist.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.11.2005

Rezensent Felix Philipp Ingold begrüßt die deutsche Ausgabe dieses Bands mit vermischter Kurzprosa des französischen Lyrikers und Essayisten Julien Gracq und äußert die Hoffnung, dass dieser "Klassiker der europäischen Moderne" auch hierzulande endlich "erkannt, gelesen, gewürdigt" wird. Gracqs Besonderheit sieht Ingold in dessen "gleich bleibender Optik", die die thematisch disparaten und chronologisch ungeordneten Texte zusammenhalte, egal ob es um Reisen, Lektüren, Träume oder Erinnerungsbilder geht, wobei Handlungsverläufe und Reflexionen stets zugunsten der Beschreibung zurücktreten. Motive und Themen, Gegenstände und Personen seien für Gracq nur insoweit relevant, als sie ihm die Entfaltung seiner singulären, gleichsam illuminierenden Beschreibungskunst ermöglichten. Ingold schwärmt von den "schnörkellosen Bestandsaufnahmen", die Ausdruck in Satzgebilden von "höchster Komplexität" und "großer architektonischer Schönheit" finden. "Alles kristallisiert sich hier in detailreichen sprachlichen Momentaufnahmen", resümiert der Rezensent, "die an Präzision und Leuchtkraft, an Tiefenschärfe und Authentizität jedes fotografische Bild übertreffen."

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.06.2005

Julien Gracq sei in Frankreich längst ein Klassiker, und das, obwohl er 1951 den Prix Goncourt für seinen ersten und letzten Roman "Das Ufer der Syrten" ablehnte, und mit seiner Poetologie eine Art Antipode zu anderen Klassikern der französischen Moderne sei. Auch Proust bekomme Contra: "Die Erinnerung wartet nicht darauf wieder erweckt zu werden", zitiert Rezensent Mirko Bonne den Autor.Folglich schreibe Gracq seit 1951 nur noch Notate, in denen alles und jedes nebeneinander Platz finde, "Natur, Alltag und Künste". "Witterungen II" sei der zweite der beiden Bände von Gracqs "Meisterwerk" von 1967 und 1974. Als ehemaliger Gymnasiallehrer hege der "Dichter" eine Vorliebe für Geografie und Geschichte, und der Rezensent umschreibt sein dichterisches Interesse als "Erkundungen in Raum und Zeit". Begeistert zeigt sich Bonne von der frischen Kraft, die "Analogie und Metapher" in den Notaten entfalten und gibt einige Beispiele für Gracqs Kunst der Vernetzung von "Imagination, Wahrnehmung und Lektüre".
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