Jurij M. Lotman

Kultur und Explosion

Cover: Kultur und Explosion
Suhrkamp Verlag, Berlin 2010
ISBN 9783518294963
Kartoniert, 259 Seiten, 13,00 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Dorothea Trottenberg. Neues entsteht nicht, wo Verständigung reibungslos funktioniert und kulturelle Muster uns die Orientierung im Alltag erleichtern. Es entsteht, wo wir nicht unmittelbar verstehen und unsere Ordnungsmuster versagen. Die daraus entspringende Dynamik kultureller Innovationen kann zwar rückblickend als kontinuierliche Entwicklung beschrieben werden, tatsächlich resultiert sie aber aus Brüchen, Unfällen oder, wie Jurij Lotman in seinem kulturtheoretischen Grundlagenwerk schreibt, aus "semiotischen Explosionen".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.03.2010

Felix Philipp Ingold ist bereitwillig den späten Reflexionen des 1993 gestorbenen Kultur- und Literaturwissenschaftlers Jurij M. Lotman zu "Kultur und Explosion" gefolgt, und das, obwohl er sich auf sprunghafte Argumentationen, ausufernde Abschweifungen und mitunter gar Redundanzen einlassen musste. Der Autor plädiert darin nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion für einen "zivilisatorischen Neuanfang" der russischen Föderation, der die bislang in Russland dominierende "Explosion" und die im Westen vorherrschende "Sukzession" miteinander versöhnt. Dass es in Lotmans beispiel- und exkursionsreichen Darstellung auch Lücken und manch überraschende Pointe gibt, hat den Rezensenten dabei keineswegs abgeschreckt, sondern überzeugt ihn sogar als besonders gewinnbringendes Verfahren. Außerdem steigert es, wie er durchblicken lässt, den Unterhaltungswert dieser gleichwohl erhellenden Ausführungen ungemein.
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