Kai Sina

TransAtlantik

Hans Magnus Enzensberger, Gaston Salvatore und ihre Zeitschrift für das westliche Deutschland
Cover: TransAtlantik
Wallstein Verlag, Göttingen 2022
ISBN 9783835351257
Gebunden, 219 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Das Zeitschriftenprojekt "TransAtlantik" und die Ideengeschichte der Bundesrepublik. Ein gleichermaßen anspruchsvolles wie liberales, ironisches wie kosmopolitisches Magazin - dies stand Hans Magnus Enzensberger und seinem Freund Gaston Salvatore im Sinn, als sie Ende der siebziger Jahre ihr Konzept einer neuen Zeitschrift entwarfen. Ihr Vorbild war der "New Yorker", das Leitorgan des intellektuellen Amerika. Der Titel des im Oktober 1980 erstmals erschienenen Magazins bringt seine programmatische Westbindung auf den Punkt: "TransAtlantik". Autorinnen und Autoren waren u. a. Rainald Goetz, Irene Dische, Martin Mosebach und Christoph Ransmayr. Kai Sina porträtiert eine der ideengeschichtlich aufschlussreichsten publizistischen Unternehmungen der alten Bundesrepublik. Nach den revolutionären Kämpfen und ideologisch verbissenen Debatten der sechziger und siebziger Jahre sollte "TransAtlantik" ein Medium der offenen Gesellschaft sein. Geprägt war dieses Vorhaben durch den spielerischen Selbstentwurf einer mündigen Leserschaft, die - nach einem Zeitalter der Kritik und der Negation - versuchsweise "Ja" zur westlichen Moderne sagt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 04.02.2023

Kai Sina hat es sich zur Aufgabe gemacht, eines der vielen Projekte des jüngst verstorbenen Hans Magnus Enzensberger einmal näher zu beleuchten, in diesem Falle das höchstens semi-erfolgreiche Zeitschriftenprojekt "TransAtlantik", wie Ambros Waibel anekdotenreich zu berichten weiß. Nach dem Vorbild des legendären "New Yorker" wollten Enzensberger und sein Kollege eine Zeitschrift gegen den Mief der Bonner Republik, gegen das Spießertum, aber auch gegen linke Utopisten starten, die elegant, international und kulturbewusst sein sollte, wie der Rezensent aus dem Buch und einer damit verbundenen Veranstaltung in München lernt. Das kam nicht bei allen gut an, zumal die jüngere Generation sich zunehmend von Enzensberger und Konsorten als moralische Übermacht emanzipieren wollte, wie Waibel klarstellt, sodass die Auflage trotz Redaktionsmitglieder wie Jörg Fauser im Keller dümpelte. Die Ausführungen darüber und die sorgfältige Aufbereitung durch den Literaturprofessor Sina gefallen dem Rezensenten aber außerordentlich gut.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 21.01.2023

Erhellend findet Rezensent Christoph Schröder Kai Sinas Untersuchung zur von Hans Magnus Enzensberger herausgegebenen Zeitschrift "TransAtlantik". Denn souverän und spannend arbeite der Literaturwissenschaftler das Potenzial und den Anspruch des Projekts heraus, das Enzensberger selbst zu seinen größten "Flops" zählte - ca. 3,5 Millionen Verlust seien wohl erwirtschaftet worden, so Schröder. Aber er geht mit Sinas Faszination mit: So habe die TransAtlantik mit ihrer Amerika-Ausrichtung, ihrem schrillen Nebeneinander von intellektuellen Beiträgen und Werbeanzeigen sowie ihrer Finanzierung vom Sexzeitschrift-Verleger Heinz van Nouhuys eben einfach etwas anderes gewollt als die linke Szene, wo sie auf große Skepsis stieß - als "Kacke mit Glasur" wurde sie etwa bezeichnet, wie Schröder Hermann L. Gremliza zitiert. Statt ideologischer Positionierung und intellektuellem "Dogmatismus" sei es der TransAtlantik um eine "Hinwendung zu mehr Leichtigkeit", einer gedanklichen Freiheit abseits von verbissenem Widerstand gegangen, wie Schröder bei Sina liest - er scheint das äußerst spannend zu finden.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.12.2022

Rezensent Thomas Steinfeld lobt Kai Sina dafür, dem Leser die Bedeutung von Enzensbergers Zeitschrift in der deutschen Publizistik in Erinnerung zu rufen, zu veranschaulichen und zu erläutern. Zwischen akademischer Schrift und plastischem Essay sich bewegend, bietet der Band laut Steinfeld ein geistiges Panorama der BRD in den 1980ern. Was Transatlantik sein sollte und was es schließlich wurde, machen Sinas Vergleiche u. a. mit Tempo für Steinfeld deutlich. Warum das Magazin nicht zu früh, sondern zu spät kam, erfährt der Rezensent hier auch.
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