Philipp Staab

Anpassung

Leitmotiv der nächsten Gesellschaft
Cover: Anpassung
Suhrkamp Verlag, Berlin 2022
ISBN 9783518127797
Taschenbuch, 240 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

In der Moderne dominierte der Glaube, die Welt ließe sich gestalten und der Fortschritt sorge quasi automatisch für ein besseres Morgen. Erderwärmung, Wachstumskrise und subjektive Überlastungen haben diesen Optimismus erschüttert. Heute geht es in erster Linie darum, die Katastrophe abzuschwächen. Und selbst wenn dies gelingen sollte, werden wir mit dem Wandel umgehen müssen. Fragen der Selbsterhaltung überlagern dann jene der individuellen und kollektiven Selbstentfaltung. Anpassung wird zum Leitmotiv der Gesellschaft. Auch die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass wir im Angesicht der Interdependenz und der ökologischen Gefahren nicht länger der grenzenlosen Emanzipation huldigen können. Stattdessen, so Philipp Staab, wird die nächste Gesellschaft vor allem mit der Stabilisierung einer prekär werdenden Ordnung befasst sein. Daraus resultiert allerdings eine Krise des Selbst- und Zeitverhältnisses, auf die auch die Linke eine Antwort finden muss.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.01.2023

Rezensent Uwe Justus Wenzel liest mit Interesse, wie Philipp Staab gesellschaftliche Leitideen umreißt. Für den Berliner Soziologen haben prominente Begriffe wie Fortschritt und Emanzipation ausgedient, statt Selbstentfaltung rücke angesichts multipler Krise die Selbsterhaltung in den Vordergrund. Dass Staab mit seinem "defensives Weltverhältnis" ausgerechnet die Anpassung in den Mittelpunkt seiner Überlegungen rückt, die Generationen von Soziologen als Freiheitsverzicht und Unterwerfung verschmähten, findet Rezensent Wenzel durchaus reizvoll, zumal Staab deutlich macht, dass es ihm weniger um eine Ablösung als um einen Ausgleich gehe. Allerdings wüsste der Rezensent noch gern, ob der Soziologe am Ende das Bedürfnis nach einer "protektiven Technokratie", die er bei Polizisten ebenso erkannt haben möchte wie bei Klimaaktivisten, auch in sich selbst erspürt.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 14.11.2022

Eines schickt Rezensent Mathias Grefrath seiner Rezension voraus: Der Soziologe Philipp Staab richte sich in seinem Buch "Anpassung" an die "bessergestellten Regionen der Welt". Um die Krisen um Demokratie, Klima, Globalisierung und gesellschaftliche Stabilität zu beenden, so Grefrath, verabschiede sich Staab von zwei heiligen Kühen: Fortschritt und Nonkonformismus. Stattdessen wende er sich an die "Avantgarden der Anpassung". Als da wären: Die Bewegungen der jungen Klimaaktivisten, die von der Politik schnelles, wissenschaftsbasiertes Handeln fordern und die "systemrelevanten" Teile der Gesellschaft, die die Zukunft nicht mehr hierarchisch organisiert sehen wollen. Grefrath lobt, Staab wolle mit dem Begriff "Anpassung" provozieren und findet die Thesen des Soziologen "hilfreich", wenn dessen Warnung vor "großformatigen Konzepten" verstanden werde.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.10.2022

Rezensentin Meredith Haaf liest mit großem Interesse diese Studie des Berliner Soziologen Philipp Staab, die mit ernüchternden Ergebnissen aufwartet, wie Haaf erklärt: Die Generation der Fridays for Future glaubt nicht mehr an den Fortschritt, sie setzt die Wissenschaft über die Politik, die Selbstentfaltung wird bei ihr abgelöst von der Selbstbehauptung, und anstatt die Lebendingungen zu gestalten freut sie sich darüber, in ihnen überhaupt noch zurechtzukommen. "Anpassung" ist das Stichwort, und für Haaf ein gutes analytisches Instrument, zumal Staab frei von negativen Konnotationen anwende. Nicht immer lässt sich genau sagen, welche Schlussfolgerungen vom Autor stammen und welche von der Rezensentin, aber sehr deutlich macht Haaf, wie einschlägig Staabs Erkenntnisse sind. Am Ende überlegt die Rezensentin, für wie relevant diese Generation in Zukunft Demokratie und Meinungsaustausch halten wird. 
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