Karl Philipp Moritz

Anton Reiser

Sämtliche Werke. Kritische und kommentierte Ausgabe. Band 1
Cover: Anton Reiser
Max Niemeyer Verlag, Tübingen 2007
ISBN 9783484157019
Gebunden, 1122 Seiten, 234,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Christof Wingertszahn. Der psychologische Roman "Anton Reiser" (1785-1790) ist das bis heute bekannteste Hauptwerk von Karl Philipp Moritz und ein Schlüsseltext der deutschen Aufklärung. Mit diesem Band wird das Werk zum ersten Mal vollständig kritisch ediert. Ein ausführlicher Kommentar analysiert das neuartige, zwischen Autobiografie und Roman angesiedelte Konzept des Werks und untersucht einerseits die zugrundeliegenden literarischen Muster und Beschreibungsverfahren von Moritz' "Erfahrungsseelenkunde", andererseits die lebens- und realgeschichtlichen Hintergründe des Erzählten. Dadurch tritt das Werk als autobiografisches Konstrukt neu in den Blick.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.11.2007

Es ist ein Gemeinplatz nicht nur der Forschung, dass Karl Philipp Moritz' Roman "Anton Reiser" in starkem Maß autobiografische Züge trägt. Wie nah Literatur und Selbsterlebtes einander aber wirklich waren, ist, wie Ernst Osterkamp in seiner Rezension der historisch-kritischen Ausgabe des Romans feststellt, in vielen Details bisher keineswegs erforscht gewesen. Das ändert sich mit dieser Edition nun durchaus. Der Herausgeber und Kommentator Christoph Wingertszahn habe bei seinen Forschungen manche Entdeckung gemacht, darunter ein Brieffund aus dem Nachlass des in Moritz' Herkunfts-Milieu so unglücklich einflussreichen Quietisten Friedrich von Fleischbein - als "wohl wichtigste archivalische Entdeckung der jüngeren Moritz-Forschung" preist Osterkamp diesen Fund. Interessant sei dieser nun genauere Einblick aus literaturwissenschaftlicher Sicht nicht als Erhellung des Biografischen, sondern weil sich nun gerade der "hohe Grad an literarischer Stilisierung" in Moritz' Werk konkreter nachvollziehen lasse. Manches hat, lässt sich mutmaßen, der Autor dunkler gezeichnet als es in Wirklichkeit war, freilich im Dienst der auf Verallgemeinerung zielenden Literatur. Und nur so sei aus dem "Anton Reiser" geworden, was er ist: der "erste deutsche Desillusionsroman".
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.09.2007

Freudig begrüßt Steffen Martus diese Ausgabe von Karl Philipp Moritz' Roman "Anton Reiser", die nun als erster Band der kritischen Werkausgabe vorliegt. Besonders lobt er die hervorragende Arbeit des Herausgebers Christoph Wingertszahn, der Moritz' berühmten Roman "nach allen Regeln der Kunst" ediert, kommentiert und mit einer Fülle von Materialien ausgestattet habe. Überblickskommentar sowie die Stellenerläuterungen übertreffen in punkto Ausführlichkeit und Materialfülle seines Erachtens alle bisherigen Ausgaben bei weitem. Neben zahlreichen Dokumenten wie Rezensionen und Materialien zur Lektüre von Moritz hebt er dabei vor allem die Archivalien aus dem Nachlass von Friedrich von Fleischbein hervor, dessen Korrespondenz höchst aufschlussreiche Informationen über Moritz und seine Familie biete. Diese von der Forschung bislang nicht beachtete Korrespondenz würdigt er als das "eigentliche Novum der Edition". Martus geht auch auf den Roman selbst ein, markiert er für ihn doch eine "Scharnierstelle in der Wissensgeschichte zwischen Früher Neuzeit und beginnender Moderne". Er unterstreicht die "wenig geschmeidige", bisweilen ruppige Darstellung, die er auch auf den pragmatischen Anspruch einer Fallgeschichte zurück führt, "die dem Leser vor allem psychologische Kenntnisse vermitteln sollte". Die Ausführlichkeit von Moritz' psychologischen Beobachtungen scheint ihm indes noch einen etwas prosaischen Hintergrund zu haben: So brachte jede Seite des "Anton Reiser" Moritz Geld ein. Bezeugt für den dritten Band des Romans sei etwa, wie Moritz ihn auf die Finanzierung seiner italienische Reise hinschrieb.
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