Karolina Lanckoronska

Mut ist angeboren

Erinnerungen an den Krieg 1939-1945
Cover: Mut ist angeboren
Böhlau Verlag, Wien, Köln, Weimar 2003
ISBN 9783205770862
Gebunden, 312 Seiten, 29,90 EUR

Klappentext

Mit Dokumenten, 16 Fototafeln. Die 1898 in Buchberg bei Wien geborene Tochter des Kunsthistorikers und -sammlers Karol Lanckoronski und seiner dritten Ehefrau Margarete geb. Lichnowsky, einer Preußin, durchlebte ein ganzes Jahrhundert. Die dramatische Schilderung ihrer Erlebnisse während des Zweiten Weltkrieges, in den bereits 1945/46 verfassten "Kriegserinnerungen" ist ein Augenzeugenbericht, der mit der Einnahme Lwows durch die Rote Armee 1939 einsetzt und bis zur Befreiung des Konzentrationslagers Ravensbrück 1945 reicht. 1939 ist Karolina Lanckoronska Privatdozentin an der Jan-Kazimierz-Universität und Gutsherrin. Ihre besetzte Heimat zu verlassen, lehnt sie ab. Nach der erzwungenen Flucht engagiert sie sich im polnischen Roten Kreuz. Die von ihr in die Wege geleiteten und durchgeführten Hilfsaktionen retten vielen das Leben. Nüchtern, bisweilen mit trockenem Humor, unter Hintanstellung der eigenen Person schildert sie Extremsituationen, wie Verhaftung und Verhör, Dunkelhaft, Scheinhinrichtung, Todesurteil, das auf Intervention der italienischen Königsfamilie in KZ-Haft im Lager Ravensbrück umgewandelt wird, und vollständige Enteignung des Familienbesitzes nach dem Krieg. Im August 2002 ist Karolina Lanckoronska 104-jährig in Rom verstorben, nachdem sie die umfangreiche Kunstsammlung der Familie dem polnischen Staat vermacht hatte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.06.2004

Der wissenschaftliche Neuigkeitswert dieses "in zuweilen holpriges Deutsch" übertragenen Werkes von Karolina Lanckoronska sei gering, so Birgit Aschmann. In Zeiten allerdings, tröstet die Rezensentin sich dann, in denen der Buchmarkt "mit banalen Biographien überschwemmt" werde, würden diese Erinnerungen nicht nur wegen der geschilderten Erlebnisse herausragen, sondern auch "als mentalitätsgeschichtliche Quelle für einen polnischen Nationalismus der Nachkriegszeit". Die letzte Bemerkung ist freilich auch nicht als Lob, zumindest nicht für die Autorin zu verstehen, die ihre hier geschilderten, erst jetzt publizierten Erlebnisse im Laufe von zwei Jahren nach Kriegsende zu Papier brachte. Es geht Aschmann also eher um ein unfreiwilliges Dokument: durch das Buch ziehe sich "manch antisemitisches Stereotyp", und es "strotzt vor nationalen Klischees, wobei an der Vorliebe für Polen kein Zweifel gelassen wird." Zu den von der Autorin geschilderten Erfahrungen gehört, was sie im KZ Ravensbrück erlebte, wo sie über zwei Jahre inhaftiert war. Auch hier allerdings liegt der dokumentarische Wert für die Rezensentin eher in dem, was die Autorin unfreiwillig erzählt: "groteskerweise übernahmen die Opfer die Klassifizierung der Täter, indem die von diesen aufgezwungene Markierung der Häftlingskleidung die Wahrnehmung vorstrukturierte. So sortiert die Autorin vielfach unreflektiert die Mithäftlinge nach den aufgenähten Symbolen und unterscheidet strikt die Polin von der Französin und diese von der Zigeunerin. Juden gelten als eigene Nation".
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