Kathrin Schmidt

blinde bienen

Cover: blinde bienen
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2010
ISBN 9783462041934
Gebunden, 96 Seiten, 16,95 EUR

Klappentext

Motivreichtum, Sprachspiele, Klangvielfalt und frappante Brüche - hier wird alles geboten, was das Gedicht an Möglichkeiten gewährt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.10.2010

Durchwachsen scheint Burkard Müller dieser Band mit Gedichten von Kathrin Schmidt. Nach seiner Wahrnehmungen fallen die komplex gebauten Gedichte oft auseinander in gelungene und weniger gelungene Teile. Mehrfach stößt er sich auch an Sprachbildern, die für ihn nicht funktionieren, etwa weil ein tertium comparations fehlt. Hier moniert er dann eine "abstruse Willkür uneigentlichen Sprechens". Auch die Anfälligkeit der Autorin für Kalauer missfällt ihm ein wenig. Auf der anderen Seit findet er in den Gedichten immer wieder Partien, die ihm "ganz wunderbar" gefallen. Müllers Fazit: insgesamt recht eigensinnig, daher besser in "kleinen Dosen zu genießen".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.07.2010

Zwar reüssierte die Schriftstellerin Karin Schmidt zuletzt als Prosaautorin. Ihre Karriere begann sie jedoch, so der Rezensent Jochen Hieber, als Lyrikerin. Nach längerer Abwesenheit kehrt sie mit diesem Band nun zu dieser anderen Seite ihres Werkes zurück. Im wesentlichen findet Hieber, was er hier liest, sehr erfreulich. "Kunstfertig" jedenfalls ohne Zweifel. Anspielungsreich, alliterations- und wortschöpferisch wie nur je bei dieser Autorin. Genauer vorgestellt wird ein exemplarisches Gedicht des Titels "die effekten des effendi", das der Rezensent gut gelaunt und heiter als "gut gelaunt und heiter" beschreibt. Ein paar Bedenken kommen ihm gegen Ende dann aber doch noch. Auf Dauer, seufzt er, fehlt ihm etwas die direkte emotionale Ansprache und so ein klein bisschen "anstrengend" könne die Lektüre deshalb schon werden.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.06.2010

Angelika Overath stellt den Gedichtband "Blinde Bienen" von Kathrin Schmidt vor und findet darin mal "neckische" Liebesgedichte, mal existentielle Nachforschungen nach dem beschädigten Ich. In der durchgehenden Kleinschreibung steckt für die Rezensentin zusätzliches Potential zur Bedeutungsmaximierung, indem sich dadurch weitere Bezüge zwischen den Wörtern ergeben, wie sie glaubt. Besonders gefesselt aber haben Overath die Suchbewegungen nach dem "irgendwie wieder heilen Ich". Die Autorin hatte 2002 eine Hirnblutung erlitten und mühsam aus dem Koma herausgefunden, informiert die Rezensentin. Für den Roman "Du stirbst nicht" hat Schmidt 2009 den Deutschen Buchpreis erhalten, in den Gedichten wird das Thema mit wechselnden Motiven umkreist, wie die Rezensentin wissen lässt. Dadurch ergeben sich bei der Lektüre "frische, nie gelesene Sprachgebilde", wie sie preist und so wird ihr dieser Gedichtband zu einem "wunderbaren Abenteuer".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 24.02.2010

An Kathrin Schmidts Gedichtband "blinde bienen" hat Rolf-Bernhard Essig ganz offensichtlich seine Freude gehabt, auch wenn er zugibt, dass sich Verwirrungen und "Verunsicherungen" nicht vermeiden lassen. Unerschrocken bedient sich die Autorin des in der Lyrik erprobten Figuren- und Motivarsenals, versucht sich an Redensarten, Kalauern, mischt Umgangssprachliches mit Fachjargon, "Altertümelndes" mit Genitivkaskaden, stellt der Rezensent fest. Ihren Reiz und ihre Bedeutung aber erhalten die Gedichte durch die originelle "Kombinatorik" Schmidts, aus der nicht zuletzt die "Lust am Überfluss" spricht, wie Essig vermerkt. Auch wenn von Krankheit und Tod die melancholische Rede gehe, sei Humor ein ständiger Begleiter in diesen Gedichten, so der Rezensent weiter, der in der Klang- und Farbenfülle der Gedichte schwelgt und sich offenbar von den überraschenden Analogien, die sich auch zwischen den einzelnen Gedichten auftun, gern hat "verwirren" lassen.