Katja Kipping

Wer flüchtet schon freiwillig?

Die Verantwortung des Westens oder Warum sich unsere Gesellschaft neu erfinden muss
Cover: Wer flüchtet schon freiwillig?
Westend Verlag, Frankfurt am Main 2016
ISBN 9783864891335
Kartoniert, 208 Seiten, 16,00 EUR

Klappentext

Die Flüchtlingsbewegungen nach Europa verweisen auf ein grundlegendes Problem, nämlich auf die Ungerechtigkeit unserer Weltwirtschaftsordnung. Katja Kipping beschreibt Fluchtursachen und plädiert für ein Europa der Einwanderung. Die täglich hier ankommenden Geflüchteten fallen in die bis dato vermeintlich heile Welt des Merkel'schen Biedermeiers. Sie führen uns unsere Mitverantwortung am Zustand dieser Welt vor Augen. Ihre Botschaft lautet: So wie wir wirtschaften und handeln, wie wir arbeiten, konsumieren und Politik machen - so kann es nicht weitergehen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 26.03.2016

Mit sichtlicher Passion und gestützt von vielen Fakten macht sich die Linken-Politikerin hier daran, den Ursachen der gegenwärtigen Flüchtlingsbewegungen auf den Grund zu gehen, stellt Michael Bartsch fest. Für die Lektüre braucht es allerdings marxistische Grundkenntnisse, schreibt er weiter, denn als Hauptursache macht die Autorin die internationalen Zuspitzungen des kapitalistischen Systems aus, dessen Peripherie-Phänomene nun in der konkreten Gestalt der Massen von Flüchtlingen konkret ins Zentrum drängen. Dass Kipping neben der Freihandelspolitik und dem "Wirtschaftsimperialismus" auch Putins Machtbestrebungen geißelt, findet der Kritiker dabei zumindest nebenbei bemerkenswert. Ihre Vorschläge - "sozialer Universalismus" statt Einhegen im Krisenkapitalismus - hält der Rezesent zwar für folgerichtig, aber auch, etwa was die Forderung nach einem Verbot von Rüstungsexporten betrifft, für kaum in die Tat umsetzbar.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.03.2016

Kein gutes Haar lässt Georg Paul Hefty an Katja Kippings Schrift "Wer flüchtet schon freiwillig?". Auf den berühmten Eifer im Gefecht kann sich die Linken-Politikerin seiner Ansicht nicht berufen, eine solche Schrift lege jeder mit Bedacht vor. Zunächst einmal bescheidet er der Autorin, dass der Flucht im Gegensatz zur Vertreibung durchaus ein freiwiliges Moment anhafte. Gern hätte Hefty auch den Vorwurf belegt gesehen, den Kipping erhebt: "Das Grenzregime der EU basierte bisher auf der Verabredung, Flüchtlinge an der Außengrenzen sterben zu lassen, wenn nicht sogar auf dem stillschwiegenden Konsens, bei diesem Sterben im Zweifelsfall nachzuhelfen." Neben solch fahrlässigen Aussagen sieht er aber auch Entlarvendes, etwa wenn Kipping meint, die ankommenden Flüchtlinge seien Beweis dafür, dass es so, wie wir wirtschaften und Politik betreiben, nicht weitergehen kann. Einen Bärendienst erweise Kipping damit den Flüchtlingen und der Willkommenskultur, meint Hefty.
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