Klaus Brill

Beim Papst im Zimmer brennt noch Licht

Recherchen im Vatikan
Cover: Beim Papst im Zimmer brennt noch Licht
Picus Verlag, Wien 1999
ISBN 9783854527206
                         , 132 Seiten, 13,29 EUR

Klappentext

Schlendert man abends über den leeren Petersplatz, blickt man hinauf zum apostolischen Palast und das zweite Fenster von rechts im obersten Stockwerk ist erleuchtet, weiß man: Der Papst hat noch zu tun. Klaus Brills Erkundungen im Mikrokosmos Kirchenstaat geben Einblick in eine fremde Welt, erzählen etwa von den Latin Lovers aus der dritten Loggia, die die letzte Bastion der lateinischen Sprache aufrechterhalten oder vom Chefexorzisten der Diözese Rom.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.03.2000

In einer Sammelrezension bespricht Jeanette Stickler drei Bücher, die sich mit dem Vatikan und der Liebe (oder auch Hass-Liebe) zu Rom befassen.
1) Klaus Brill: "Beim Papst im Zimmer brennt noch Licht" (Picus Verlag)
Stickler ist die Freude, die sie beim Lesen dieses Buches verspürt hat, deutlich anzumerken. Brill schaue hier mit dem Blick des Außenstehenden "durch das Schlüsselloch des Vatikans". Den Papst konnte er nach eigenen Angaben zwar nicht interviewen, dafür aber etliche Mitarbeiter in seinem Umfeld. Und so sei Brill dennoch ein überzeugendes Porträt gelungen. Darauf hat sich der Autor aber keineswegs beschränkt. Sie lobt die Mischung zwischen Bedeutendem und Trivialem, zwischen Geschichte und "Klatsch und Tratsch", der Beschreibung des Vatikans mit seinen archaischen Ritualen und Strukturen und einen gleichzeitig äußerst hohen technologischen Standard. Und manchmal scheint ihr keine Information auch eine Information zu sein. Zum Beispiel dann, wenn der Schneider Gammarelli, "der Armani der Kirchenfürsten", über seine Kundschaft vielsagend schweigt.
2) Klaus Brill: "Die Köchin, die Pornodiva und der Papst" (Picus Verlag)
Diesen Band streift Stickler zwar nur kurz, dafür mit um so mehr Begeisterung. Seine Reportagen, "ein Kaleidoskop aus Eindrücken und Beobachtungen", sind nach ihren Worten nicht nur von beeindruckendem Unterhaltungswert. Auch ist ihnen Brills Faible für die "Dolce Vita" deutlich anzumerken, wie sie sehr angetan feststellt. Indem Brill der Frage nachgeht, was mit den Münzen aus dem Trevi-Brunnen passiert oder was er - neben einer Mülltonne sitzend - in einer Trattoria-Küche beobachtet, erfahre man allerhand über Rom und das Leben in dieser Stadt.
3) Margit Knapp (Hrsg.): "Rom" (Wagenbach Verlag)
Stickler stellt zunächst einmal fest, dass sich Italiener in ihrem Urteil über Rom offensichtlich weitaus weniger gnädig zeigen als Außenstehende. So wird denn in Knapps Zusammenstellung aus Romanauszügen, Gedichten und Geschichten italienischer Autoren auch vor allem gejammert. Bei der Frage nach dem "Wieso eigentlich?" fällt der Rezensentin als mögliche Erklärung Pier Paolo Pasolini ein, der Rom für eine - vorsichtig ausgedrückt - sehr widersprüchliche Stadt hielt: Sie sei "die hässlichste, die gastfreundlichste, die dramatischste, die reichste, die elendste."
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