Klaus Michael Meyer-Abich

Was es bedeutet, gesund zu sein

Philosophie der Medizin
Cover: Was es bedeutet, gesund zu sein
Carl Hanser Verlag, München 2010
ISBN 9783446234130
Gebunden, 640 Seiten, 29,90 EUR

Klappentext

Unser Gesundheitssystem ist in Wahrheit ein Krankheitssystem. Obwohl die moderne Medizin wahre Wunder vollbringt, steht sie vielen Alltagserkrankungen ratlos gegenüber. Klaus Michael Meyer-Abich, Naturwissenschaftler und Philosoph zugleich, setzt sich systematisch mit den Defiziten der Schulmedizin auseinander. Er plädiert für ein neues Selbstverständnis, das nicht mehr auf den kranken Menschen fixiert ist, sondern die Gesundheit in den Mittelpunkt rückt. Seine Philosophie der Medizin richtet sich an alle, die sich für eine menschliche und bezahlbare Medizin einsetzen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 20.01.2011

Durchaus empfehlen kann Rezensent Mathias Greffrath dieses Buch des Naturphilosophen Klaus Michael Meyer-Abich, der darin die Abkehr von einer Medizin fordert, die nur in Begriffen der Krankheit denkt, aber nicht in solchen der Gesundheit. Technische Höchstleistungen werden erbracht, wenn es darum geht, eben eine Krankheit zu bekämpfen, aber den Menschen nicht einmal eine Grundausbildung anheim gibt, wenn es das Erkennen des eigenen Körpers und seiner Bedürfnisse geht. "Material- und gedankenreich" findet Greffrath diese Schrift, aus der er auch lernt, dass es eine Korrelation zwischen Infarkten und Hierarchien gibt sowie zwischen Armut und einer zehn Jahre geringeren Lebenserwartung.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.11.2010

Michael Imhof kommt bei der Lektüre von Klaus Michael Meyer-Abichs Buch zu einer "Philosophie der Medizin" mehr als einmal ins Stutzen. Zwar erntet der Autor Zustimmung beim Rezensenten für seine Einschätzung unseres Gesundheitswesens, das im Kern ein Krankheitswesen sei, und er schließt sich auch Meyer-Abichs umfassendem Gesundheitsbegriff an. Überhaupt, als eine Philosophie der Gesundheit lässt sich das Buch mit seinen vielen Zitaten durchaus mit Gewinn lesen, lobt Imhof vorsichtig. Irritierend dagegen findet er Meyer-Abichs kategorisch vorgetragene Überzeugung, Krankheit sei stets und ausschließlich psychosomatisch zu begreifen und ihr sei somit auch mit "somatischer, cartesianischer Medizin" nicht beizukommen. Hier sieht Imhof eine geradezu abenteuerliche "Vereinfachung" und eine Verkennung der medizinischen Erfolge, die den komplizierten Krankheitsursachen nicht gerecht werden. Zudem liest er hier auch eine pauschale Schuldzuweisung an die Erkrankten heraus, die er unerträglich findet.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.10.2010

Anerkennend spricht Robert Jütte über Klaus Michael Meyer-Abichs Philosophie der Medizin. Zwar scheint ihm nicht jede These des Autors wirklich neu, etwa dass sich die Medizin heute an den Symptomen abarbeite, ohne die psychischen, gesellschaftlichen und natürlichen Bedingungen von Krankheiten zu beachten. Aber das macht sie ja nicht falsch. Er sieht Meyer-Abich stark von der Medizintheorie der Heidelberger Schule um Viktor von Weizsäcker geprägt, die für ein ganzheitliches Denken plädiert. Zu Recht beklagt der Autor in seinen Augen die Fixierung der modernen Medizin auf körperliche Krankheiten. Beeindruckt hat ihn der naturphilosophisch und kulturwissenschaftlich geschulte Blick Meyer-Abichs sowie die Fülle von Studien aus diversen Disziplinen, die er heranzieht. Erhellend findet Jütte nicht zuletzt die Interpretationen von Krankheit und Therapie. Fraglich scheint ihm allerdings, ob Meyer-Abichs umfangreiche und grundlegende Überlegungen zur Gesundheitsreform die Entscheidungsträger überhaupt erreichen werden.