Konrad Beischl

Dr. med. Eduard Wirths und seine Tätigkeit als SS-Standortarzt im KL Auschwitz.

Cover:  Dr. med. Eduard Wirths und seine Tätigkeit als SS-Standortarzt im KL Auschwitz.
Königshausen und Neumann Verlag, Würzburg 2005
ISBN 9783826030109
Gebunden, 266 Seiten, 39,80 EUR

Klappentext

Die vorliegende Arbeit beschreibt die Entwicklung des Medizinstudenten und jungen Mediziners Eduard Wirths (1919 1945) zu einer der Schlüsselfiguren des Vernichtungsapparates im KL Auschwitz. Wirths wurde 1919 als Sohn eines mittelständischen Unternehmers in Geroldshausen, nahe Würzburg, geboren. Noch während des Studiums trat er in die NSDAP, die SA und später die SS ein. Beim Fronteinsatz in Norwegen und der Sowjetunion zog er sich ein Herzleiden zu. Dies führte zu seiner Versetzung zur Inspektion K.L. zum Einsatz in den Konzentrationslagern. Hier machte Wirths innerhalb kürzester Zeit eine steile Karriere und wurde mittlerweile SS-Obersturmführer Standortarzt des riesigen Lagerkomplexes Auschwitz. Er war der verantwortliche Organisator der Selektionen der jüdischen Häftlinge an der Rampe von Auschwitz-Birkenau. Über alle medizinischen Experimente, die an Häftlingen durchgeführt wurden, war er informiert und initiierte selbst eigene Versuchsreihen. Sein Häftlingsschreiber Hermann Langbein, österreichischer Kommunist und aktiv im Lagerwiderstand, gewann allmählich Einfluß auf Wirths und konnte dies geschickt für die Widerstandsbewegung ausnutzen. Wirths, der von Langbeins Verbindung zum Widerstand wußte, ließ Langbein gewähren, blieb jedoch selbst bis zuletzt loyal gegenüber dem nationalsozialistischen Deutschland. Insgesamt ergibt sich ein zwar widersprüchliches Bild, aber doch das Bild eines Mannes, der dem faschistischen System nichts entgegen zu setzen hatte.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.09.2005

Für "politisch wie psychologisch interessant" hält Alfred Cattani Konrad Beischls Porträt des KZ-Arztes Eduard Wirths. Wirths war der Standortarzt in Auschwitz, der für die Selektion an der Rampe zuständig war - und damit für die Entscheidung über Leben und Tod. In seinem Versuch, sich dem 1945 durch Selbstmord in der britischen Gefangenschaft Umgekommenen zu nähern, hat der Autor sich mit der Witwe und dem Bruder von Wirths unterhalten können. Aus der mit vielen aufschlussreichen Dokumenten aufwartenden Studie zieht Cattani die Erkenntnis, dass Wirths selbst Zweifel an der Rechtmäßigkeit seiner Tätigkeit hatte. So habe er den für ihn arbeitenden Häftling Hermann Langbein, um dessen Widerstandsaktivitäten er wusste, nicht denunziert.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.05.2005

Sybille Steinbacher wendet sich in einer Doppelbesprechung zwei Büchern zum Thema Auschwitz zu. An Konrad Beischls Studie über den Standortarzt von Auschwitz, Eduard Wirths, hat sie nicht wenige "Schwächen" entdeckt, findet das Buch aber trotzdem wichtig, da es über einen Täter berichtet, über den bisher "biografisch wenig geforscht" worden sei. Die Rezensentin stört sich an Wiederholungen, einer mangelhaften Reflexion der Forschungsliteratur und einer ihrer Meinung nach nur ungenügend kritischen Auseinandersetzung mit den Quellen. Dafür liegt die "Stärke" der Studie in der "Diskussion" der Erinnerungen der beiden Häftlingsschreiber bei Wirths, Hermann Langbein und Karl Lill. Bisher habe man nämlich ihre Berichte, in denen Wirths als menschenfreundlicher und nur "widerwillig" an der Massenvernichtung der Juden beteiligten Arzt dargestellt wird, ziemlich unkritisch aufgenommen, so die Rezensentin weiter. Beischl lässt keinen Zweifel daran, dass der SS-Arzt zu den "größten Massenmördern der Nazi-Zeit" gehörte, bemerkt Steinbacher.
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