Marica Bodrozic

Kirschholz und alte Gefühle

Roman
Cover: Kirschholz und alte Gefühle
Luchterhand Literaturverlag, München 2012
ISBN 9783630873954
Gebunden, 224 Seiten, 19,99 EUR

Klappentext

Von vielem kann Arjeta Filipo sich trennen, vom Tisch ihrer Großmutter aber nicht. Jetzt sitzt sie an diesem Erbstück in ihrer neuen Berliner Wohnung und breitet darauf Fotos aus, die ihr beim Umzug in die Hände fallen. Die Erinnerungen steigen in ihr auf, als würde das Kirschholz alle Geschichten preisgeben, deren Zeuge der Tisch im Laufe der Jahre geworden ist. Da sind die belagerte Stadt und das Istrien, das Meer ihrer Kindheit und Jugend, ihre alles ändernde Flucht Anfang der 90er Jahre. Aber da ist vor allem auch ihre Zeit in Paris, wo sie Philosophie studierte und in einer neuen Sprache ein neues Leben begann - zusammen mit dem Maler Arik, in den sie sich wider Willen verliebt. Der Vogelkundler Mischa Weisband wird ihr weiser Vertrauter, die Physikerin Nadeshda ihre engste Freundin. Beide Frauen verbindet und trennt ein Geheimnis, das über Jahre hinweg nur Arik kennt. Erst als sich beide den blinden Flecken in ihrem Inneren stellen, gelingt es ihnen, den Weg zur Wahrheit zu finden.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.02.2013

Der zweite Teil der Romantrilogie von Marica Bodrozic überzeugt Karl Markus Gauß, wie schon der erste, durch reine Poesie, intensive Bilder und eine stimmige Atmosphäre. Komplexer und kühner als der erste Teil erzählt der Text Gauß von Jugoslawien und der Bedeutung des Exils für eine junge Frau, deren Kindheitserinnerungen für sie Lebensgrundlage sind. Dass der Roman mit seinen vielen Figuren und Schauplätzen dem Leser, wie Gauß einräumt, einiges an Konzentration abverlangt, nimmt der Rezensent gerne hin.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.01.2013

Ganz hingerissen ist Rezensent Andreas Platthaus von dem nun unter dem Titel "Kirschholz und alte Gefühle" erschienenen zweiten Teil von Marica Bodrozics Romantrilogie. Noch intensiver als der Vorgänger "Das Gedächtnis der Libellen" erscheint dem Kritiker dieses Buch der kroatischen Schriftstellerin, die hier die aus Sarajevo geflohene Arjeta in den Vordergrund stellt. Gebannt begleitet Platthaus die junge Frau sieben Tage lang, in denen sie eine neue, fast leere Wohnung in Berlin bezieht und im Kampf gegen ständig wiederkehrende Bewusstseinslücken versucht, sich an ihren Weg von Sarajevo nach Berlin und ihre Liebe zu dem Maler Arik zu erinnern. Voller Bewunderung liest der Rezensent, wie es der Autorin gelingt, bildgewaltig und mit rhetorischer Experimentierfreude gegen das Vergessen ihrer Protagonistin anzuschreiben. Und so lobt er dieses meisterhafte Buch als "subtiles Selbstvergewisserungsvorhaben", das fernab vom Krieg in Bosnien auch Raum für "sentimentale" Gefühle lässt.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 05.01.2013

Marica Bodrizic' neuer Roman "Kirschholz und alte Gefühle", der nach "Das Gedächtnis der Libellen" nun als zweiter Teil einer Trilogie erschienen ist, beweist Rezensentin Carola Ebeling einmal mehr das Talent der kroatischen Autorin für Bilder von beeindruckender Intensität und einen gewagten Erzählstil von eigentümlicher Schönheit. Erneut trifft sie hier auf die vierzigjährige Arjeta, die im letzten Roman als Freundin der Hauptfigur Nadeshda nur eine Nebenrolle spielte und nun nach zahlreichen Reisen zwischen Umzugskartons in ihrer neu bezogenen Berliner Wohnung mit Kindheitserinnerungen konfrontiert wird. Fasziniert verfolgt die Rezensentin, wie sich Brodrozic' Protagonistin in "berührenden Momentaufnahmen" nicht nur den gewaltsamen Kindheitserlebnissen während des Krieges in Sarajevo nähert, sondern sich auch an ihre Freundschaften und Liebesbeziehungen aus ihrer Pariser Studienzeit erinnert. Ein wunderbares Buch über Vergänglichkeit, Träume, Sprache und Abschiede, das meisterhaft die Verbindung zwischen Erinnerungen und den Reflexionen darüber vollzieht, lobt die hingerissene Kritikerin.