Marie-Sissi Labreche

Borderline

Roman
Cover: Borderline
Antje Kunstmann Verlag, München 2002
ISBN 9783888972935
Gebunden, 160 Seiten, 16,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen (Quebec) von Hinrich Schmidt-Henkel. Wenn das Leben zum Verrücktwerden ist, kann man sich genauso gut hineinstürzen. Grenzen überschreiten, um sie überhaupt erst zu spüren. Das tut Sissi Labreche, Protagonistin und Autorin dieses wilden, verzweifelten und komischen Debütromans.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.11.2002

Besonders französischsprachige Autorinnen - Despentes, Angot und Millet - haben sich in letzter Zeit in den Augen von Thomas Laux mit ihrer "narzisstischen Nabelschau" besonders hervorgetan - will heißen, sie haben ihm missfallen. Mit Marie-Sissi Labreche, die allerdings aus dem französischsprachigen Kanada, dem Quebec, kommt, geht es ihm nicht anders. Ihr Roman heißt bzw. behauptet von sich, einfach "Borderline" zu sein, doch was das Borderline-Phänomen als pathologische Störung eigentlich ausmacht, erfahre man nicht, kritisiert Laux. Für ihn soll diese Behauptung Authentizität vortäuschen, in Wirklichkeit würden stattdessen massenhaft Klischees verbreitet, stöhnt Laux: böse Großmutter, fehlende Mutter, erste lesbische Liebe usw. Für Laux setzt Labreche "mit machistischem Aplomb" auf Schockwirkung, was plump und eher peinlich wirke. Auch die Verquickung von Sexualität und psychischer Störung findet er sprachlich misslungen und zitiert einen kurzen Auszug, den wir den Leserinnen nicht vorenthalten wollen: "Hektoliter von Traurigkeit ... fließen zwischen meinen Beinen heraus. Ich fliehe durch meine Vagina." Der Rezensent hat sich in ein überraschend schnelles Ende seiner Kritik geflüchtet.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.10.2002

Marie-Sissi Labrèches Debütroman um eine junge Frau, die an einer Persönlichkeitsstörung leidet, hat Rezensent Thomas David nicht wirklich überzeugt. Der Verlauf des Romans, für David eine "lehrbuchhafte Deklination der Borderlinestörung", bietet seiner Ansicht nach keinerlei Überraschungen. Labrèches Roman, hält David fest, zeichnet sich insbesondere durch Aggressivität aus. Sprachlich indes habe er wenig zu bieten. "Die angespannte Prosa", kritisiert der Rezensent, "wirkt in ihrer zur Schau gestellten Emotionalität nach einer Weile ermüdend." Als große Schwäche des Romans empfindet der Rezensent vor allem die Distanzlosigkeit, mit der die Erzählerin sich selbst reflektiert. Das Bewusstsein der von Marie-Sissi Labrèche gewählten Erzählerin bleibe ein allzu "eindimensionaler und nur wenig verlässlicher Ort" für die Romanhandlung. "Borderline", resümiert David, "ist wie ein wildes Rauschen, unnachgiebig, undurchdringlich."
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