Mario Lacruz

Auf Abendwegen

Roman
Cover: Auf Abendwegen
Atrium Verlag, Zürich 2007
ISBN 9783855354290
Gebunden, 288 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Ulrich Kunzmann. David Rene, wohlhabender Spross einer Familie aus dem katalanischen Küstenstädtchen Figueras, lebt in Barcelona im Jahre 1935 ein komfortables Leben. Dieser behagliche Zustand wird gestört durch das immer stärkere Drängen seiner Familie, nach Figueras zurückzukehren und sich des in die Krise geratenen Familienunternehmens anzunehmen. David schickt sich schweren Herzens in das Unvermeidliche. Insgeheim hofft er, dort seine Jugendliebe Clementina wiederzusehen, die er nicht vergessen kann. Damals blieb seine Liebe unerwidert, mehr noch, Clementina verliebte sich in Davids älteren Bruder Agustin, doch dieser kam bei einem Autounfall ums Leben, als die beiden zusammen aus der bürgerlichen Enge fliehen wollten. Nun - viele Jahre später - scheint eine Annäherung von Clementina und David, ja sogar eine gemeinsame Zukunft, möglich. Und wie in einer Reprise der einige Jahre zuvor tragisch gescheiterten Flucht Clementinas und Agustins planen David und Clementina eines Tages sogar eine heimliche gemeinsame Reise nach Toulouse. Sie wollen sich am Bahnhof von Port Bou treffen. Clementina wartet, aber David kommt nicht. Der Spanische Bürgerkrieg bricht aus.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.11.2007

Rezensentin Maike Albath  zeigt sich beeindruckt von Mario Lacruz' literarischem Geschick, auch wenn sie findet, dass "Auf Abendwegen" heute nicht mehr ganz so bedeutsam wirke wie nach seinem Erscheinen 1955, als er zum Vorreiter der neuen spanischen Literatur erklärt wurde. Zwei Topoi tragen den in den dreißiger Jahren angesiedelten Roman, die unerfüllte große Liebe und brüderliche Rivalität: David Rene, der 35-jährige Spross einer gut situierten katalanischen Familie, ist seit seiner Kindheit unsterblich in Clementina verliebt, der er jedoch seine Gefühle nie offenbart. Ausgerechnet Davids älterer Bruder Agustin hatte das Herz der angebeteten Tina gewonnen, kam jedoch bei einem tragischen Unfall ums Leben. In diesem Unglück, das erst am Schluss ganz aufgelöst wird, sieht die Rezensentin die Ursache für den "Entwicklungsstau", der die Protagonisten "in adoleszenten Haltungen" verharren lässt. Interessant findet die Rezensentin dabei, wie durch das Springen zwischen zwei Erzählinstanzen - die eine ist David selbst, die andere eine Art kursiv denkender Psychotherapeut - das Mitgefühl der Lesers abgekühlt wird, und als wahrlich meisterhaft lobt sie die psychologisch ausgefeilten Figuren und die Art, wie der Autor Stimmungen zu erzeugen vermag, die "wie in einer Zeitkapsel aufbewahrt wirken".