Martin Muser

Weil

Roman (Ab 14 Jahre)
Cover: Weil
Carlsen Verlag, Hamburg 2023
ISBN 9783551584939
Gebunden, 128 Seiten, 13,00 EUR

Klappentext

Manuel hat versucht zu vermitteln. Selin hat versucht sich zu wehren. Knut hat versucht den Fehler zu korrigieren. Philipp hat versucht Hilfe zu holen. Esther hat versucht zu fliehen. Vergeblich. Eigentlich fängt alles ganz harmlos an: Fünf Jugendliche fahren in ein Haus auf dem Land, um dort fürs Abi zu lernen. Auf dem Weg nehmen sie einen jungen Anhalter mit, der ihnen schon bald auf die Nerven geht. Kurzerhand lassen sie ihn an der nächsten Tankstelle stehen, seine Tasche werfen sie später einfach aus dem Fenster. Ein verhängnisvoller Fehler. Denn am nächsten Morgen steht der Anhalter plötzlich vor ihrer Tür - in Begleitung zweier junger Männer. Sie dringen ins Haus ein und fangen an, die Jugendlichen zu tyrannisieren. Ein perfides Spiel um Macht, Gewalt und Angst beginnt…

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 21.03.2024

Kathrin Hörnlein ist Zeit-Redakteurin und zugleich Vorsitzende des Luchs-Preises, der diesen Roman zum besten Jugendbuch des vergangenen Jahres auszeichnete. Insofern ist es wenig überraschend, dass sie ihren Besuch beim Autor in Kreuzberg mit einer lobenden Besprechung flankiert. Erst jenseits der fünfzig avancierte der Ex-taz-Redakteur und Drehbuchschreiber zum Kinderbuchautor. Mit "Weil" liegt inzwischen sein zweiter Roman vor - und der hat es in sich, versichert die Kritikerin. Erzählt wird die Geschichte von fünf Jugendlichen, die im idyllischen Ferienhaus auf dem Land fürs Abi lernen wollen, nach einer wenig rühmlichen Begegnung mit einem Anhalter aber bald von plötzlich auftauchenden Schlägertypen zu einem sadistischen Spiel gezwungen werden, das mit einem zertrümmerten Knie und Waffengewalt lange nicht endet. Er habe die "Angst vor dem radikal Bösen" beschreiben wollen, erläutert Muser der Kritikerin im Gespräch. "Genau das richtige Buch für diese Zeit", zitiert Hörnlein die Luchs-Jury.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.08.2023

Schon das Cover verrät Rezensentin Christine Knödler, dass es in diesem Jugenbuch um die Ergründung moralischer und gesellschaftlicher Probleme geht. Die Geschichte um eine Gruppe von Schülern, die sich gemeinsam auf das Abitur vorbereiten wollen, ausgerechnet im Fach Ethik,und von drei Typen - nicht ganz ohne Gründe - terrorisiert werden, ist als Versuchsanordnung angelegt, so Knödler. Es geht um die Analyse menschlichen Verhaltens in einer Extremsituation, ist zu lesen, und auch um die Genese von Gewalt. Knödler nennt William Goldings Roman "Herr der Fliegen" und Michael Hanekes Film "Funny Games" als Vorgänger und verweist insbesondere auf das Ende, das keine Auflösung der dargebotenen Probleme anbietet. Vielmehr entlässt das Buch seine Leser laut Rezensentin mit der verstörenden Erkenntnis, dass der Mensch dem Menschen manchmal tatsächlich ein Wolf ist.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 11.05.2023

"Im besten Sinne verstörend" ist dieser Jugendroman von Martin Muser für Rezensentin Katrin Hörnlein. Ein Trip ins Ferienhaus der Eltern wird für fünf Jugendliche zum Alptraum, als plötzlich drei junge Männer vor der Tür stehen, lesen wir. Einen von ihnen, Liam, hatte die Gruppe vorher als Anhalter mitgenommen, ihn dann aber aufgrund seiner rassistischen Kommentare an einer Tankstelle ausgesetzt. Jetzt folgt die Rache, und die eskaliert in einer Gewaltspirale, so Hörnlein. Atemlos verfolgt die Kritikerin, wie sich die Situation hochschaukelt, in schnellem Wechsel wird aus den unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Quälend ist hier nicht nur das sadistische Spiel, das die Peiniger mit ihren Opfern spielen, meint sie, sondern auch die moralischen Fragen, die die Jugendlichen sich zu stellen gezwungen sind. Eine große Stärke des Romans ist, dass diese größtenteils unbeantwortet bleiben und damit zu eigenen Überlegungen anregen, schließt die Kritikerin.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 20.03.2023

Schwer verdaulich, aber gerade deshalb "ehrlich und realitätsnah" findet Rezensentin Karin Hahn dieses Jugendbuch von Martin Muser, in dem ein Wochenende unter Freunden zu einer bedrohlichen Extremsituation ausartet. Eine Gruppe langjähriger Freunde ist auf dem Weg in ein Sommerhaus. Auf dem Weg nehmen sie den jungen Henk mit, der sie allerdings bald mit seinen rassistischen Sprüchen nervt, sie lassen ihn an einer Tankstelle stehen, berichtet Hahn. Aber Henk kommt in Begleitung wieder und tyrannisiert die Jugendlichen. Die Rezensentin ist überzeugt von der glaubhaften und differenzierten Figurenzeichnung und der dichten bedrohlichen Atmosphäre, die der Autor schafft. Für den Sadismus Henks gibt es keine einfache psychologische Erklärung, ebenso wenig gönnt Muser seinen jungen Lesern das Gefühl, dass am Ende Gerechtigkeit siegt. Das ist verstörend, aber authentisch, schließt Hahn.