Massimo Ferrari Zumbini

Die Wurzeln des Bösen

Gründerjahre des Antisemitismus: Von der Bismarckzeit zu Hitler.
Cover: Die Wurzeln des Bösen
Vittorio Klostermann Verlag, Frankfurt am Main 2003
ISBN 9783465032229
Gebunden, 774 Seiten, 49,00 EUR

Klappentext

Die 2001 erschienene italienische Fassung dieses Buches erfuhr eine so große Resonanz, dass die erste Auflage innerhalb von sechs Monaten vergriffen war. Die deutsche Ausgabe beruht zwar auf der italienischen, doch handelt es sich nicht um eine bloße Übersetzung. Es galt vielmehr, die jeweils unterschiedliche Interessenlage und Perspektivik der den engsten Kreis der Fachgelehrten überschreitenden Leserschaft zu berücksichtigen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.04.2004

Beeindruckend sei schon, was Massimo Ferrari Zumbini in seiner Studie über den Antisemitismus in Deutschland, "Die Wurzeln des Bösen", an Forschungsliteratur zusammentrage, befindet Christoph Jahr. Leider jedoch bediene der italienische Historiker sich einer verwirrenden und oft ermüdenden Kompositionsweise. So treibe sich der Autor plötzlich, nach wie vor dem deutschen Antisemitismus nachforschend, in der Lower East Side von Manhattan herum. Diese Beharrlichkeit habe freilich auch ihr Gutes, denn "Differenziertheit der Argumentation gehört zu den Stärken der solide recherchierten, jedoch unter Weitschweifigkeit leidenden Darstellung". Für den Experten aufschlussreich seien jedoch allein die Betrachtungen über "das Leben und das verhängnisvolle Wirken des Leipziger Antisemiten Theodor Fritsch", der eine maßgebliche Instanz auch für Adolf Hitler war. Als ärgerlich verbucht der Rezensent Rückübersetzungsfehler. Auch mache sich die fremde, die italienische Perspektive auf ein deutsches Problem bemerkbar - nicht als erhellende Verfremdung, sondern in "offensichtlichen Irrtümern wie der Datierung der Völkerschlacht bei Leipzig" (die 1813 stattfand, nicht 1817). Fazit: "Alles in allem: eine vertane Chance."

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.10.2003

Beeindruckt, aber nicht gänzlich überzeugt ist Friedrich Niewöhner von Massimo Ferrari Zumbinis Buch "Wurzeln des Bösen", mit dem Zumbini, Professor für deutsche Kultur in Viterbo, eine Geschichte der "deutschen Unku ltur" vorgelegt hat, so Niewöhner, eine Geschichte des Antisemitismus in Deutschland", wie es sie auf diesem Niveau, in dieser Zusammenstellung und auf einer solchen Quellenbasis noch nicht gegeben hat. Eine zentrale Rolle in der weiteren Antisemitismus-Forschung sagt Niewöhner dieser Studie voraus, die mit einer Untersuchung über "Die Juden im Kaiserreich" beginnt und mit Auschwitz endet. Doch zweifelt Niewöhner daran, dass sich die gesamte deutsche Geschichte "von 'Auschwitz' her' lesen lasse, wie er das Zumbini zuschreibt: Selbst die Einführung der Pickelhaube, stöhnt Niewöhner, werde zum "Zeugnis des Bösen".
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.08.2003

Massimo Ferrari Zumbini hat mit diesem Buch, lobt Stefan Breuer, einen "profunden Überblick" über die Vorgeschichte des Mordes an den europäischen Juden im neunzehnten Jahrhundert vorgelegt, der "auf lange Sicht Maßstäbe in diesem Feld" setzen werde. Der Autor wollte mit diesem Buch, so erfahren wir, eine Geschichte des Antisemitismus in Deutschland zwischen 1871 und 1918 schreiben. Im Hinblick auf diesen Anspruch ist für Breuer das fünfte Kapitel des Buches das wichtigste, das außerdem "allein bereits die Anschaffung des Buches" lohne. Denn hier fülle der Autor "endlich die größte Lücke", die "in der Geschichte des neueren deutschen Antisemitismus" klaffe: Zumbini gibt auf gut hundert Seiten, erfahren wir, einen Aufriss des Lebens und Wirkens von Theodor Fritsch (1852-1933), der in vielerlei Hinsicht, so Breuer, "eine Schlüsselfigur, wenn nicht die Schlüsselfigur der antisemitischen Bewegung darstellt". Weitere Kapitel widmen sich, berichtet Breuer weiter, einem sozialgeschichtlichen Überblick zur Lage der Juden im Kaiserreich, dem spezifisch katholischen, dem spezifisch protestantischen sowie dem wirtschaftlichen und dem politischen Antisemitismus. Der Rezensent hat allerdings auch Kritik anzumelden, vor allem sieht er ein konzeptionelles Problem: es könne nicht gelingen, wie Zumbini es versuche, den exterministischen Antisemitismus eindeutig auf rassisch-biologischen Antisemitismus zurückzuführen, und sozialkulturell (religiös und politisch) motivierter Antisemitismus generell für weniger mörderisch in seinen Konsequenzen zu halten.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de
Stichwörter