Micha Brumlik

Kritik des Zionismus

Cover: Kritik des Zionismus
Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2007
ISBN 9783434506096
Kartoniert, 160 Seiten, 16,90 EUR

Klappentext

Sechzig Jahre nach der Gründung des Staates Israel und vierzig Jahre nach der Eroberung und Besiedlung des Westjordanlandes stellt Micha Brumlik die Frage nach den faktischen, moralischen und kulturellen Bedingungen, unter denen das jüdische Volk sich "zu einer modernen Nation mit einem modernen Nationalstaat" bildete. Diese Frage stellt sich insbesondere vor dem Hintergrund, dass in der globalisierten Welt das langfristige Ende aller »nationalstaatlichen Vergemeinschaftungen« absehbar ist. Die Gründe für das Scheitern des zionistischen Unternehmens sind jedoch vor allem systematischer Art und von der deutsch-jüdischen Philosophie der Krise der 20er Jahre schon früh erkannt worden. Die Überzeugung, dass sich der Zionismus historisch überholt ist, verweist schließlich auf eine neue Selbstverständigungsdebatte des Judentums als diasporischer Gemeinschaft, die zumal nach dem Holocaust eine besondere Verantwortung für das Wohlergehen jenes Teils jener Juden trägt, der im Staat Israel lebt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 29.03.2008

Erhellend scheint Rezensent Ulrich Gutmair dieses Buch über postzionistisches jüdisches Selbstverständnis von Micha Brumlik. Im Zentrum des Buchs sieht er die kritische Einschätzung von jüdischer Kritik am Staat Israel, etwa an der Erklärung "Schalom 5767", in der deutsche Juden ein Ende des Boykotts der Palästinensischen Autonomiebehörde forderten. Brumliks eigene Kritik am staatsbildenden Zionismus verzichtet Gutmair zufolge demgegenüber auf Anklage der völker-und menschenrechtsverletzenden Politik. Besonders interessiert ihn Brumliks Darstellung des Umgangs von jüdischen Intellektuellen wie Hermann Cohen, Franz Rosenzweig, Hannah Arendt, Ernst Bloch oder David Novak mit dem Zionismus. Daneben hebt Gutmair insbesondere Brumliks Plädoyer für die Zwei-Staaten-Lösung des Nahostkonflikts hervor.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.02.2008

Ein "Plädoyer für einen Neuanfang im Nahen Osten" erblickt Rezensent Martin Forberg in Micha Brumliks "Kritik des Zionismus". Die Überlegungen des Autors zu einer Zwei-Staatenlösung, seine Ablehnung der israelische Besatzungspolitik, aber auch sein Verständnis für die Ängste in den jüdischen Gemeinschaften und nicht zuletzt seine Sorge um die jüdische wie um arabische Bevölkerung scheinen ihm ausgewogen und durchdacht. Im Zentrum des Buchs sieht Forberg eine "geschichtsphilosophische Kritik" des "staatsbildenden" Zionismus, bei der sich Brumlik auf eine ganze Reihe jüdischer Denkerinnen und Denker vom Ersten Weltkrieg bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts bezieht, die sich mit dem Zionismus und dem jüdischen Selbstverständnis beschäftigt haben. Instruktiv scheint Forberg aber auch Brumliks kritischer Blick auf die praktische Umsetzung des Zionismus. Entstanden ist in Forbergs Augen ein wichtiges Werk, auch für die "friedenspolitische Diskussion" über den Nahen Osten.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.01.2008

Sehr positiv hat Rezensent Michael Brenner diese "Kritik des Zionismus" von Micha Brumlik aufgenommen. Er liest den Essay als "erste systematische deutsch-jüdische Antwort" auf die isrealkritischen Stimmen amerikanischer, britischer und französischer Juden, die in den letzten Jahren für große Aufmerksamkeit gesorgt haben. Besonders schätzt er die offenen Worte Brumliks über Israels Siedlungspolitik und Menschrechtsverletzungen, unterstreicht aber zugleich, dass der Autor zur Ablehnung Isreals durch Intellektuelle wie Tony Judt oder Alfred Grosser auf Distanz geht. Damit stellt das Buch für ihn auch eine kritische Auseinandersetzung mit jüngeren und älteren zionismuskritischen Positionen dar, er sieht darin eine "tiefergehende Analyse" zionismuskritischer jüdischer Positionen aus den letzten hundert Jahren. Dabei kommen seines Erachtens die osteuropäischen Intellektuellen im Vergleich zu den deutsch-jüdischen Denkern ein wenig zu kurz. Nichtsdestoweniger scheint ihm das Buch, das zu seiner Freude ohne jede "billige Polemik" auskommt, bestens geeignet, die in anderen Ländern seit längerem geführte Debatte auch im deutschsprachigen Raum anzustoßen.