Michael Stausberg

Die Heilsbringer

Eine Globalgeschichte der Religionen im 20. Jahrhundert
Cover: Die Heilsbringer
C.H. Beck Verlag, München 2020
ISBN 9783406755279
Gebunden, 783 Seiten, 34,00 EUR

Klappentext

Das 20. Jahrhundert war auch in religiöser Hinsicht ein Zeitalter der Extreme. Heilsbringer verkündeten religiöse Neuaufbrüche, die eingespielte Muster überwanden. Leo Tolstoi schuf den Prototyp einer ethischen Universalreligion. Östliche Lehrer verbreiteten im Westen ihre postreligiösen Konzepte von Zen, Yoga oder Achtsamkeit. Für Mahatma Gandhi, Martin Luther King und Bob Marley war Religion der Ausgangspunkt für politische Befreiung, während die Beatles Erlösung durch kosmische Liebe besangen und mit Transzendentaler Meditation experimentierten. Neben den friedliebenden Welt- und Selbstverbesserern gab es gewaltbereite Prediger wie Osama bin Laden oder Jim Jones, deren Taten für Entrüstung sorgten. Billy Graham und Papst Johannes Paul II. füllten weltweit Stadien, und der Dalai Lama spricht Menschen jenseits traditioneller religiöser Bindungen an. Das gilt erst recht für die Literaten, Filmregisseure, Psychologen und Physiker, die als religiöse Sinnstifter auftraten. Michael Stausberg zeigt in seinem Panorama, wie im 20. Jahrhundert neue Heilsbotschaften nicht nur die etablierten Religionen veränderten, sondern auch Politik, Kultur und nicht zuletzt unsere Wahrnehmung der Welt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.10.2020

Michael Stausberg bietet "keine Geschichte von unten" an, stellt der hier rezensierende Ethnologe Johannes Quack fest, seine Heilsbringer-Auswahl beschränke sich auf Menschen mit Strahlkraft in Europa, Männer vor allem: Johannes Paul II., Aleister Crowley oder Bin Ladin, aber auch Annie Besant. Die 47 "konzisen" Kapitel bieten Quack spannungsreiche Biografien und unterhaltsame Anekdoten. Insgesamt erkennt Quack Problemstellungen zu Themen wie Rassismus und Emanzipation, Ost und West oder Religion und Wissenschaft. Sie werden vom Autor nicht systematisch angegangen, so Quack, aber doch hinreichend. Die Fragen, was Religion ist und wie sich auch ohne große Religiosität auf Religionen Wirkung ausüben lässt (Beispiele: Mao, Kubrick, Ben-Gurion) werden von Stausberg anregend diskutiert, meint Quack. Die mannigfachen Wechselbeziehungen zwischen den Protagonisten im Buch überraschen ihn ein ums andere Mal.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.10.2020

Rezensent Micha Brumlik hält es für eine Schwäche dieser Globalgeschichte der Religionen im 20. Jahrhundert, dass sie aus 47 biografischen Vignetten zusammengesetzt ist, denn die Auswahl ist in seinen Augen nicht immer geglückt und die Persönlichkeiten - von der Heiligen Anandamayi Ma über Ghandi und Theodor Herzl bis Adolf Hitler - nicht alle gleichermaßen gut ausgeleuchtet. Möglich macht diese Versammlung von Disparatem laut Brumlik ein induktives Vorgehen bei der Definition von Religion, die der Autor am Schluss als "organisierte Strategien" zur Welterklärung verstanden wissen will.