Mieko Kawakami

Heaven

Roman
Cover: Heaven
DuMont Verlag, Köln 2021
ISBN 9783832183745
Gebunden, 192 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem japanischen von Katja Busson. Der vierzehnjährige namenlose Ich-Erzähler lebt ein einsames Leben bei seiner Stiefmutter  - sein Vater fällt vor allem durch Abwesenheit auf. Von seinen Mitschülern wird er unerbittlich gequält, weil er eine Fehlstellung der Augen hat. Anstatt sich zu wehren, resigniert er und leidet stumm. Eines Tages findet er eine Nachricht in seinem Federmäppchen: "Wir gehören zur selben Sorte." Es folgen weitere Botschaften; plötzlich ist da jemand, der ihn nach seiner Lieblingsfarbe fragt, nach seiner Leibspeise, der das Wetter kommentiert. Bald stellt sich heraus, dass die Nachrichten von der Einzigen stammen, die versteht, was er durchmacht: von seiner Klassenkameradin Kojima, die selbst gemobbt wird. Die beiden Jugendlichen treffen sich fortan regelmäßig, stets heimlich, in der Hoffnung, weitere Aufmerksamkeit zu vermeiden. Sie finden Trost in der Gesellschaft des anderen, doch ihre Freundschaft bleibt von ihren Peinigern nicht unbemerkt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 26.01.2022

Rezensentin Katharina Granzin schätzt den Mut, mit dem Mieko Kawakami in ihren literarischen Texten Tabuthemen behandelt. In diesem Roman von 2009 geht es um Mobbing in der Schule und wie ein Achtklässler und eine Leidensgenossin, mit der ihn eine Art Freundschaft verbindet, damit umgehen, erklärt Granzin. Dass der Sadismus der Mitschüler wie auch der Opferstatus des Jungen reiner Zufall ohne Sinn ist, gehört zu den bitteren Lehren der Geschichte, erkennt die Rezensentin. Die Lakonie der Darstellung und der "immanent philosophische Zugang" zum Thema sind es, die Granzin vor allem begeistern.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 04.01.2022

Rezensent Ulrich Noller nennt Mieko Kawakamis Roman radikal und universell. Radikal ist der Text, der das Thema Mobbing in der Schule anhand seiner beiden im Schmerz fraternisierenden Protagonistinnen verhandelt, für Noller vor allem wegen seines sachlichen Tons und der Konzentration auf das Phänomen (ohne große Erklärungsversuche). Gesellschaft kommt kaum vor, erklärt Noller, dafür umso mehr die grausamen Details, die dem Leser die Figuren sehr nahebringen. Muss man aushalten, meint er. Ein Jugendroman ist das aber nicht, warnt er.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 22.09.2021

Ganz hingerissen ist Rezensent Samuel Hamen vom neuen Roman der japanischen Autorin Mieko Kawakami, die ihm hier vom Mobbing gegen zwei Schüler erzählt: Der Erzähler und seine Schulkameradin Kojima werden eingesperrt, geschlagen und gedemütigt und suchen gemeinsam und getrennt voneinander nach Überlebensstrategien, resümiert der Kritiker. Kojima etwa entwickelt das "Konzept des grazilen Opfertums", der Erzähler konfrontiert indes einen seiner Peiniger. Aber Kawakami gewährt ihren beiden Helden keine "Schutzzonen", dafür ist die Autorin zu "unsentimental", schließt der Kritiker, der den Helden  ganz nahe kommt und dem Buch neue Perspektiven verdankt.
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