Monika Maron

Herr Aurich

Erzählung
Cover: Herr Aurich
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2001
ISBN 9783100488169
Gebunden, 62 Seiten, 10,23 EUR

Klappentext

Mit einem Nachwort von Katja Lange-Müller. Herr Aurich, Parteifunktionär, wenn auch einige Autostunden vom Zentrum der Macht entfernt, befindet sich in einem Mißverständnis mit sich selbst. Sogar offenkundige Anzeichen seines schwer erschütterten Gesundheitszustandes wie Herzrhythmusstörungen und einen lebensbedrohlichen Infarkt weiß er sich noch zu Hinweisen auf die Bestimmung zum Höheren umzudeuten:"Die Verantwortung, dachte Aurich, wächst dem Menschen an wie ein Buckel." Von seiner Selbsteinschätzung - "Ich bin ein Oberer" - lässt Aurich auch dann nicht, als er, in den Rentenstand versetzt, jeglichen Einflusses enthoben ist. Er entscheidet, sich selbst zum Leitbild der Orientierung zu setzen...

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.10.2001

Frauke Meyer-Gosau charakterisiert Monika Marons Erzählung als "eine Geschichte von der Macht" bzw. "eine Geschichte über Privilegien". Es sei eine Geschichte aus der und über die DDR, wobei man sowohl die Titelfigur als auch die ihn umgebenden Charaktere auch als Erscheinungen wesentlich allgemeinerer Übel sehen könne. Die Erzählung, in der es um Aufstieg und vor allem Fall eines kleingeistigen Funktionärs geht, sei "schön gallig", "zielsicher, schamlos und gemein" erzählt, wie die Rezensentin durchaus lobend hervorhebt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.09.2001

Das Buch, erklärt uns Martin Krumbholz, stammt aus dem Jahr 1982. Und weil viel Zeit vergangen ist seitdem, hat er diese Neuauflage mal symbolisch gelesen: Der Held mit "erschreckend simpler" Psyche und den wenig liebenswerten Eigenschaften Engherzigkeit, Spießigkeit, Opportunismus als "Sinnbild und Personifikation" der untergegangenen DDR. Das passt auf 40 Seiten? Passt. Und macht Vergnügen, wenn wir Krumbholz glauben dürfen, denn das Buch ist "schlackenlos geschrieben", und die Ironie darin "ätzt wunderbar".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 19.07.2001

Andreas Nentwich weist darauf hin, dass diese Geschichte bereits vor knapp 20 Jahren zum ersten Mal veröffentlicht worden ist, zu einer Zeit also, als man noch nicht wissen konnte, dass das Leben und Sterben des Provinzfunktionärs Aurich das "Menetekel über einer ganzen Führungsriege" war. Nach Nentwich ist es nicht der Wunsch nach wirklicher Bedeutung, der den todkranken Aurich am Leben erhält, sondern die Erwartung an "bevorstehende Ehrungen". Nentwich findet dies nach wie vor aktuell. "Jede Kaderschmiede, jedes Unternehmen, jede Behörde" bringt seiner Ansicht nach solche Typen hervor. Menschen wie Aurich werde es immer geben, daher sieht der Rezensent in dieser Geschichte eine eindrucksvolle "Parabel über die Banalität der Gefühlsarmen und Reuelosen". Deshalb lautet sein Fazit über diese nun neu aufgelegte Geschichte: "Bestürzend wie am ersten Tag".
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