Paula Fox

Der Gott der Albträume

Roman
Cover: Der Gott der Albträume
C.H. Beck Verlag, München 2007
ISBN 9783406556142
Gebunden, 287 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Susanne Röckel. Im Jahre 1941, kurz nachdem ihr Vater, der die Familie schon vor langer Zeit verlassen hat, gestorben ist, verlässt Helen Bynum zum ersten Mal ihren kleinen Heimatort im Staat New York und reist nach New Orleans. Sie sucht und findet ihre Tante Lulu, die Schwester ihrer Mutter, die Lulu zu sich holen will. Aber Lulu, eine alternde, alkoholabhängige Schauspielerin, die von dem jungen Len versorgt wird, denkt nicht daran, New Orleans zu verlassen. Helen ist erst dreiundzwanzig, und voller Staunen, Liebe und Verwunderung, überrascht, manchmal auch schockiert oder ängstlich beobachtet sie das Leben in New Orleans und vor allem in den Bohemien-Kreisen, in die sie gerät.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.01.2008

Auch in ihrem Roman "Der Gott der Albträume" interessiert sich die amerikanische Schriftstellerin Paula Fox nicht für sensationelle Geschehnisse, sondern beschäftigt sich einmal mehr akribisch mit den Verwerfungen der Psyche ihrer Figuren, stellt Walter Hinck fest. Im Mittelpunkt des überwiegend um 1940 spielenden Romans steht die vaterlos aufgewachsene Helen, die ihre alkoholsüchtige Tante aus New Orleans nach Norden holen soll und dort in eine bunte Gesellschaft von Bohemiens eintaucht. Fox hat keinen "Großstadtroman" geschrieben und auch Zeitgeschichte, wie zum Beispiel die Rassentrennung, die durchaus im Roman angesprochen wird, bildet bestenfalls den Untergrund, auf dem das komplexe Gefühlspanorama vor allem von Helen ausgebreitet wird. In einem zweiten Teil ist dann noch so etwas wie ein "literarisches Requiem" für die Mutter Helens zu lesen und hier stellt der Rezensent überrascht fest, das es einmal nicht die eher negativ gezeichnete Mutterfigur transportiert, die sonst in den Büchern von Fox dominiert. Wie auch ihre anderen Bücher beweist dieser Roman höchstes Feingefühl für das Innenleben der Figuren, preist der Rezensent, für den Fox die konkurrenzlose Meisterin der amerikanischen Gegenwartsliteratur im Darstellen feinster Gefühlsschwankungen ist.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.10.2007

Rezensentin Susanne Messmer hat eine schwärmerische, fast atemlose Rezension über dieses "leichte, beschwingte" Buch von Paula Fox geschrieben. Fast so atemlos sei sie wie die erzählte Geschichte, betont die Rezensentin und beschreibt den im Original schon 1990 erschienenen Roman als "Wunder an Plastizität, Eloquenz und Ideenreichtum". Nebenbei bringt die Autorin noch, wie auch in ihren anderen Büchern, historisch fundierte "Gesellschaftsanalysen" in ihrem Roman unter. Angesiedelt ist die Geschichte eines vorübergehend zusammengewürfelten Haufens - in den Augen der Rezensentin handelt es sich bei dem Umfeld der jungen Glückssucherin Helen um eine "utopischen Gemeinschaft" - im New Orleans der 1940er Jahre. In diesem Setting lassen sich von der Rassentrennung bis zum Zweiten Weltkrieg eine Menge Themen unterbringen. Fox gelingt dies nach Messmers Meinung mit Bravour.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.10.2007

Ganz hingerissen ist die Schriftstellerin Monika Maron von Paula Fox "Gott der Albträume", wie ihrer Besprechung in der FAZ am Sonntag zu entnehmen ist. Der "Zauber" dieses Romans über eine junge Frau, die 1941 auf Wunsch ihrer Mutter ihren Heimatort verlässt, um in New Orleans ihre Tante Lulu zu suchen, und die dort Arbeit, Freunde und die Liebe findet, erschließt sich ihres Erachtens nicht in einer resümierbaren Geschichte. Im Grunde handelt das Buch für sie von einem Lebensanfang im emphatischen Sinn, dem Eintauchen in eine unbekannte Welt und von neuen Erfahrungen. Ihr scheint, als habe Fox das Leben "ungefiltert" auf ihre Heldin losgelassen. Ganz nebenbei zeichne die Autorin auch ein Bild der Stadt und der Zeit. Die Lektüre hat Maron immer wieder dazu verleitet, mit einer gewissen Wehmut über den eigenen Lebensanfang nachzudenken. Der einzige Wermutstropfen ist für sie die Qualität der Übersetzung, mit der sie nicht immer einverstanden ist.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.09.2007

Hart ins Gericht geht Rezensent Gustav Seibt mit diesen Roman von Paula Fox, die er als "unbegreiflicherweise allerseits gefeierte Autorin" bezeichnet. Er sieht die Geschichte über eine junge Frau, die aus trister Provinz in die große Stadt New Orleans kommt, das ausschweifende, bunte, auch gefahrvolle Leben kennen lernt, um schließlich aller Träume und Illusionen beraubt zu werden, als weibliche Version von klassischen Titeln wie Balzacs "Verlorene Illusionen" oder Flaubert "Erziehung des Herzens". Nur dass Fox mit genannten Autoren in seinen Augen in keiner Weise mithalten kann. Auch den Vergleich mit "Meistern der Tristesse" wie Yates oder Cheever weist er strikt zurück, wenngleich er einräumt, dass das Buch einige gelungene Passagen bietet, vor allem wo es die öde Welt der nordamerikanischen Provinz beschreibt, aus der die Protagonistin flieht. Vor allem Fox' Sprache ist Seibt ein Dorn im Auge. Als "überladen", "überwürzt" und voll von "poetischem Gedöns" kritisiert er ihren Stil. Was bei Flaubert "kühles, erschütterndes Pathos" sei, gerät bei Fox seines Erachtens "zum grauenvollen Kitsch aus schiefen Bildern".
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.08.2007

Beeindruckt zeigt sich Bernadette Conrad von Paula Fox' neuen Roman über die junge Helen Bynum, die ihr Zuhause verlassen hat, um in New Orleans zu leben, wo sie sich in den Strom zahlreicher Beziehungen begibt. Helen mit ihren verwirrenden Gefühlen, ihren Zufallsbekanntschaften, ihren echten Freundschaften und Lieben scheint ihr vor allem ein Schnittpunkt zu sein, an dem sich die neuen Geschichten ihres Lebens kreuzen. Conrad sucht den Roman in mehreren Anläufen, die immer einen anderen Aspekt akzentuieren, zusammenzufassen, um dann die Einsicht festzuhalten, Fox' Werke seien nicht wirklich resümierbar. Das liegt ihres Erachtens daran, dass sich die Autorin einem Zusammenhang stiftenden Erzählen verweigert, für sie ein Ausweis der Modernität dieses Erzählens, das das "disparate Leben" zur Sprache bringen wolle. Und so charakterisiert sie das Werk als einen "offenen zugigen Raum, durch den Sätze gehen, die man nicht vergisst".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 31.07.2007

Berührt zeigt sich Rezensentin Angela Schader von Paula Fox' neuem Roman. Sie betrachtet das Buch als eine "Art positiver Gegenentwurf" zu Fox' autobiografischem Roman "Kalifornische Jahre". Dabei stellt sie einige Parallelen hinsichtlich des historischen Hintergrunds fest: der zweite Weltkrieg, der in den 1940er Jahren auch Kontur im Bewusstsein der Amerikaner gewinnt, Diskussionen über den Kommunismus sowie die Thematisierung des Rassismus. Dabei hebt sie hervor, dass die Figuren in Fox' Roman instinktiv vor diesen zeitgeschichtlichen, lediglich über Diskussionen mit Freunden vermittelten Ereignissen zurückziehen. Demgegenüber gelinge es der Hauptfigur Helen nicht, ihre persönlichen Ängste und Traumata ebenso einfach zu verdrängen. Vor allem die Schilderung des Verhältnisses von Helen zu ihrer Mutter, die sie wegen ihrer kleinbürgerlichen Verlogenheit verachtet, und von der sie sich distanzieren will, scheint Schader bemerkenswert. Deutlich wird für sie, dass sich Helen getäuscht hat, als sie glaubte, mit ihrer Ankunft in New Orleans, wo sie ein neues Leben kennen lernt, die Vergangenheit hinter sich gelassen zu haben. Gerade der "brüske und dennoch nicht inszeniert wirkende Umschlag des Verhältnisses zwischen Mutter und Tochter" geht nach Ansicht Schaders dem Leser "durch und durch".
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