Mordecai Richler

Der Traum des Jakob Hersch

Roman
Cover: Der Traum des Jakob Hersch
Liebeskind Verlagsbuchhandlung, München 2009
ISBN 9783935890601
Gebunden, 587 Seiten, 24,80 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Gisela Stege. Im Jahre 1967, als in England mindestens 18 Prozent der Bevölkerung unter dem Existenzminimum vegetierten, erhält Jakob Hersch, aus dem Hause David, 15.000 Pfund dafür, dass er einen Unterhaltungsfilm nicht inszeniert. Er liebt seine Frau auf frischen, sauberen Laken, schickt seine Sprösslinge auf Privatschulen und beschwert sich über die steigenden Rotweinpreise. Bislang ging es für ihn stets aufwärts: von der engen St. Urbain Street im jüdischen Getto von Montreal hoch bis in die weltläufigen Intellektuellenkreise Londons. Doch dann wird er vom Schicksal ereilt und findet sich von einem auf den anderen Tag vor Gericht wieder. Ihm wird vorgeworfen, sich an einem deutschen Au-pair-Mädchen vergangen zu haben, nach Auffassung der britischen Ordnungsbehörden eine ebenso bizarre wie unbotmäßige Art der Vergangenheitsbewältigung...

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.09.2009

Lesenswert, besonders wegen der Randfiguren, findet Rezensent Thomas Leuchtenmüller diese autobiografisch grundierte, "ausgreifende, hochkomische Satire" des kanadischen Schriftstellers. Wie der Rezensent schreibt, spielt der Roman im London der Sechziger Jahre, ist der Protagonist ein junger, aus Kanada eingewanderter Jude. Um ihn herum errichte Mordechai Richler ein riesiges Spottgebäude über das Judentum. Zwar verdeckt das Amüsement, für das Roman Leuchtenmüller zufolge obendrein durch "Seitenhiebe auf überhitzte Medien" sorgt, manchmal fast ernste Momente wie Rückblenden auf den Holocaust, der auch die Familie des Protagonisten betroffen habe, oder Gedanken über jüdisch-christliche Ehen, die Verhältnisse zwischen Weiss und Schwarz. Trotzdem bescheinigt der Rezensent diesem Roman große Fulminanz.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.04.2009

Höchst amüsant findet Alexander Müller diesen erstmals 1971 veröffentlichten Roman von Mordecai Richler. Müller begreift das Buch als sarkastische Satire auf das vermeintlich so liberale Swinging London der 60er. Die kompromittierenden Überraschungen, die Richler für seinen mit der eigenen jüdisch-orthodoxen Herkunft hadernden Helden bereit hält, hält Müller für so maßlos wie unterhaltsam. Die vordergründige Boshaftigkeit und Scharfzüngigkeit, mit der dieses Gesellschaftsporträt daherkommt, wird laut Müller immer wieder durchbrochen von "lebensnahen, beinahe anrührenden Szenen", pointierten Dialogen und gewitzten Wendungen. Ein "großer erzählerischer Bogen" wird sichtbar. Auch wenn das Buch für Müller nicht zum Besten zählt, was Richler geschrieben hat, die Lektüre hat ihm Vergnügen bereitet.
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