Dany Laferriere

Die Kunst, einen Schwarzen zu lieben ohne zu ermüden

Roman
Cover: Die Kunst, einen Schwarzen zu lieben ohne zu ermüden
Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg 2017
ISBN 9783884235683
Gebunden, 140 Seiten, 19,80 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Beate Thill. Es geht um das Begehren zwischen Schwarz und Weiß, auf allen Beziehungsebenen, auf denen Stereotypen zwischen den Rassen wirksam werden. Anfang der 1980er in Montreal: Zwei arbeitslose schwarze Migranten hausen zusammen in einer versifften Einzimmerwohnung in der Rue St. Denis, mitten in der Altstadt. Der eine liegt auf der Couch, hört den ganzen Tag Jazz, liest im Koran und zitiert Freud. Der andere schreibt auf dem ihm einzig wichtigen Besitz, seiner Remington 22 - das nächtliche Klappern der Tastatur weckt natürlich die Neugier der weißen Studentinnen einer angesehenen Universität. Welcher Entgrenzungswunsch ist es, der aus den bildungshungrigen Bürgertöchtern Dauergäste in der Bude der Habenichtse macht? Für die beiden Freunde ist jede eine "Miz", Miz Literatur, Miz Snob, Miz Sophisticated Lady, Miz Suizid … und aus dem Versuch, sich einen Reim darauf zu machen - unter Befragung der literarischen Tradition jeglicher Couleur -, wächst der Roman in einer souveränen, gewitzten Sprache, wird aus dem exotischen Lover ein Autor.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.11.2017

"Fix und fertig" ist Rezensentin Insa Wilke nach der Lektüre von Dany Laferrières endlich ins Deutsche übersetztem Debütroman und zwar im allerbesten Sinne, denn "Die Kunst, einen Schwarzen zu lieben ohne zu ermüden" ist einer der schwungvollsten, lustigsten, kritischsten und zartesten Romane des Jahres - das passt nicht zusammen? Eben doch! Es passt so, wie auch die vermeintlich sexistische Art einerseits und die unglaubliche Zärtlichkeit andererseits, mit der der schwarze Erzähler von seiner weißen Geliebten spricht, denn die "Vergeltung von Rassismus durch Sexismus" - sie funktioniert einfach nicht, es passt zusammen wie die weiße, elitäre "Miz Literatur" und der schwarze, aus schwierigen Verhältnissen stammende Schriftsteller, der sich mit seinem Mädchen und ihresgleichen solidarisiert, da sie doch beide zu vernachlässigten bis unterdrückten Gruppen gehören, es passt zusammen wie Komik, Bosheit und Liebe, es passt einfach, so die begeisterte Rezensentin. Dass die rüde, politisch inkorrekte Sprache des Erzählers einige aufgebrachte Feministinnen aufscheuchen wird, damit rechnet Wilke, und doch hofft sie, dass es nicht passiert, dass die Deutschen, die so lange mit der Übersetzung des 1985 verfassten Roman gebraucht haben, verstehen werden, worum es hier eigentlich geht!
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 17.11.2017

Rezensentin Andrea Pollmeier erkennt eine klare Gefahr im unbedachten Feiern eines Buches wie "Die Kunst einen Schwarzen zu lieben ohne zu ermüden": Einen Rückschritt im Umgang und in der Diskussion mit und über Rassismus, Faschismus und Sexismus, denn so bestechend der grobe Ton und die analytische Intelligenz dieses Romans ist, so ist er bzw. der Blick und das Schreiben des Erzählers doch ganz unverhohlen männlich, chauvinistisch und absolut political incorrect. Die Direktheit und Derbheit mit der Laferriere Unterschiede geschlechtlicher, sozialer und kultureller Art beschreibt, wie er Beziehungen zwischen Schwarz und Weiß darstellt, den Umgang miteinander und den Schmerz, den sich die Liebenden gegenseitig zufügen, ohne eine Spur von Scheu, Scham oder Anstand durchleuchtet, hat durchaus seinen Reiz, lässt Pollmeier wissen. Es ist ohne Frage ein gutes Buch, das Lafierre da 1985 geschrieben hat und das nun endlich auch auf Deutsch vorliegt, und es ist provokant. Doch, wenn man die zwiegespaltene Rezensentin recht versteht, sollte man so ein Buch nie einfach nur loben, sondern immer hinterfragen: Worin genau liegt die Provokation, warum provoziert es überhaupt, was bedeutet das für unsere Gesellschaft und wie geht man klug damit um?

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 26.08.2017

Hochaktuell findet Rezensentin Brigitte Werneburg dieses bereits vor 32 Jahren erschienene Romandebüt des kanadischen Schriftstellers Dany Laferriere, das sie als Einspruch gegen die Programmatik der "Critical Whiteness" liest. Wie der Autor hier mit Freud, Allah und dem Koran hantiert, um die Idee, der Muslim könne kein Westler sein, zu verspotten und dabei von viel "Sex zwischen Schwarz und Weiß" erzählt, hat der Kritikerin ausgesprochen gut gefallen. Amüsiert folgt sie zwei in Montreal lebenden Migranten aus Haiti, die weiße Frauen in Kategorien einordnen, um sie dann zu "vögeln" und denen die Geschichte als "Aphrodisiakum" dient.