Natascha Strobl

Radikalisierter Konservatismus

Eine Analyse
Cover: Radikalisierter Konservatismus
Suhrkamp Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783518127827
Kartoniert, 192 Seiten, 16,00 EUR

Klappentext

Von der Krise der Sozialdemokratie ist allerorten die Rede. Doch auch viele traditionsreiche Mitte-rechts-Parteien befinden sich im Niedergang oder zumindest in einer Zwickmühle: Sollen sie sich für progressive urbane Milieus öffnen? Oder lieber ihr konservatives Profil schärfen? Während Angela Merkel für das eine Modell steht, repräsentieren Politiker wie Donald Trump oder Sebastian Kurz das andere. Sie sind Vertreter eines radikalisierten Konservatismus. Natascha Strobl analysiert ihre rhetorischen und politischen Strategien. Sie zeigt, wie sie Ressentiments bedienen, um ihre Anhängerschaft zu mobilisieren, oder eigene Narrative erschaffen, um "Message Control" auszuüben und Kritik als Fake News abzutun. Statt inhaltlicher Auseinandersetzung suchen sie die Konfrontation.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.11.2021

Rezensent Hilmar Klute hält das Buch der Rechtsextremismus-Forscherin Natascha Strobl für unredlich. Weil die Autorin das Bild eines radikalisierten Konservatismus hier (mit Kurz und Trump als ihren Vertretern) und einer guten linksliberalen Gegenseite mit breitem Pinsel in Schwarzweiß malt, kommt Klute nicht auf seine Kosten. Übertreibung, fragwürdige analytische Koordinaten und vorgestrige Definitionen und Analogien (etwa zu Weimar) prägen laut Klute Strobls Essay. Katholisch-bürgerliche Konservative und Humanisten wie Christoph Probst und die Scholls kommen darin nicht vor, meint er. Eine objektive sozialpolitische Analyse ist so nicht möglich, findet der Rezensent. Schon das Literaturverzeichnis mit 18 Seiten zu Online-Quellen und knapp 5 zu analogen macht Klute stutzig.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.11.2021

Natascha Strobls Versuch, "den Konservativen einen Radikalisierungsbefund auszustellen", überzeugt Rezensent Stefan Mair kaum. Schon der Blick auf Wien und Washington, Kurz und Trump als Exempel scheint Mair zu eng gesetzt. Hätte die Autorin doch auf die neue Koalition hierzulande geschaut! Außerdem ist Kurz erst einmal aus dem Amt, konstatiert Mair, und unter Merkel ist die konservative CDU eher nach links gerückt. Ein differenzierterer Blick wäre hier nötig gewesen, findet er. Die Ernüchterung der Autorin über das Ende großer Koalitionen teilt der Rezensent allerdings.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 25.09.2021

Rezensent Robert Misik kann nur staunen angesichts von Natascha Strobls Analyse des radikalisierten Konservatismus, zum Beispiel darüber, dass die Heimattreuen mehr mit der amerikanischen Politik gemein haben, als ihnen lieb sein kann. Wieso die konservativen Parteien allerorten von den Radikalen "gekapert" werden, erklärt die Autorin Misik auf einleuchtende Weise: Dem Konservativen geht das Bewahrenswerte aus. Stil und Elemente der neuen Konservativen von der Dauererregung bis hin zum Führerkult vermittelt Strobl dem Rezensenten nachvollziehbar. Über die Wurzeln der Bewegung hätte Misik gern noch mehr erfahren.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 23.09.2021

Rezensentin Sara Rukaj weiß nach der Lektüre von Natascha Strobls Buch immer noch nicht, was "radikalisierter Konservatismus" denn nun genau sein soll. Denn das, was ihr die österreichische Politikwissenschaftlerin und Netzaktivistin Strobl ihr als Erklärung anbietet, überzeugt die Kritikerin nicht: Strobl macht ihre Argumentation vor allem an ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz fest, der seine Rhetorik laut Strobl von der Identitären Bewegung in Österreich übernommen haben soll, erläutert Rukaj. Die zieht aber gerade mal 300 Leute auf die Straße, während die ÖVP knapp vierzig Prozent Wählerstimmen holt, ergänzt die Rezensentin. Vor allem aber fragt sie sich, wie sich Strobl die Koalition der ÖVP mit den Grünen oder die Kanzlerschaft Merkels erklärt: Die Öffnung für "linksliberale Werte" scheint die Autorin lieber zu verschweigen, um ihr "politisches Waffenarsenal" aufzurüsten, glaubt die Kritikerin. Für sie ist Strobls Erfolg vielmehr das Symptom eines "speziellen linksliberalen Unverständnisses angesichts des Wandels im konservativen und rechten Parteienspektrum".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 20.09.2021

Rezensent Matthias Arning erfährt aus der Analyse der Wiener Politikwissenschaftlerin Natascha Strobl, was Konservatismus eigentlich ist und was es bedeutet, wenn er sich radikalisiert. Als Akteure einer solchen Radikalisierung, die laut Strobl auf Ausgrenzung setzt und einen Konfrontationskurs beinhaltet, nennt die Autorin Trump und Kurz, erklärt Arning. Die Lösungsvorschläge der Autorin (u.a. eine "konkrete" Politik) findet Arning unzureichend und empfiehlt ergänzend die Thesen des Populismus-Spezialisten Cas Mudde.