Nils Minkmar

Mit dem Kopf durch die Welt

Ganz persönliche Geschichten aus der Normalität
Cover: Mit dem Kopf durch die Welt
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2009
ISBN 9783100488299
Gebunden, 224 Seiten, 17,95 EUR

Klappentext

Wer 1530 gestorben und ein Jahrhundert später wieder auferstanden wäre, hätte die Welt problemlos wiedererkannt - an den wesentlichen Strukturen hatte sich nichts verändert. Heute würden wir schon nach einem Jahrzehnt nichts mehr verstehen, so schnell fliegen uns die Gewissheiten und neuen Erkenntnisse um die Ohren. Wenn es ein Schlagwort für unsere Epoche gibt, dann ist es wohl: die Unvorhersagbarkeit. Unsere Lebensläufe, aber auch unser Alltag, unsere Lebenswelt sind voll von überraschenden Ereignissen. Keiner hat den Islamismus kommen sehen, noch heute gibt es auf ihn keine Antwort. Google hat in zehn Jahren mindestens ebenso viel für die Demokratisierung des Wissens getan wie sozialdemokratische Volksbildungspolitik in hundertfünfzig Jahren. Und die SMS ist zum privaten wie politischen Leitmedium geworden. Weil Standardwerke die Welt nicht mehr erklären können, ergründet Nils Minkmar die modernen Kerngebiete des Normalen: Politik, Kunst, Religion, Tod und das Leben im Großraumwagen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 28.05.2009

Hinreißend findet Rezensent Haug von Kuenheim dieses Buch des Saarländers und Feuilletonisten Nils Minkmar, in dem er "Momentaufnahmen des Lebens in unserem Land", also "x mal Deutschland" erkennt. Es beginne mit der für Kuenheim vielleicht schönsten Geschichte, die von Minkmars französischem Großvater und dessen unerschütterlichem Weltbild handele. Es folgten Texte mit breit gefächerten Themen, die "nachdenklich, behutsam, verschmitzt, komisch" und vor allem völlig uneitel behandelt würden. Alltägliches, aber auch kleine Essays über Politik. Einer natürlich über den Saarländer Lafontaine, den Kuenheim sehr treffend beschrieben fand. Minkmar sei ja auch ein kluges Köpfchen, klopft der ältere Kollege den jüngeren anerkennend auf die Schulter.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 11.05.2009

Der Mann kann noch staunen!, freut sich Oliver Pfohlmann über das Buch seines FAZ-Kollegen Nils Minkmar und dessen Prägung durch den französischen Großvater und Bourdieu. Die Bricolage als essayistisches Prinzip, wie sie Minkmar in seinem Buch betreibt, gefällt Pfohlmann nicht minder. Nicht immer erscheint der Aufhänger für Minkmars Collagenwerk dem Rezensenten stabil. Doch, immerhin, die Leimarbeiten zu Politik und Religion halten irgendwie, staunt er. Und "pfiffig" sind sie. So gehen das "liebevoll-vernichtende" Porträt Oskar Lafontaines und die Dokumentation des Bush-Besuchs in Mecklenburg-Vorpommern 2007 zusammen und ergeben laut Pfohlmann eine  "Pflichtlektüre" für Politikverdrossene.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 18.04.2009

Gern, aber mit Abstrichen hat Dirk Knipphals diese Essays gelesen, der in dieser Kritik einen leichten Hang zum Kalauer erkennen lässt. Seine Grundkritik an Nils Minkmars Texten ist, dass jedes Thema letztlich auf eine Art Neoliberalismuskritik hinauslaufe, es den Essays mithin am Spielerischen fehle. Was Knipphals an den in diesem Band versammelten Essays zu den unserer "unübersichtlichen Welt", aber auch Minkmars persönlichem Umfeld entnommenen Themen am meisten schätzt, ist ihr Urvertrauen in eine "pragmatische Vernunft" - ob es nun um saarländische Islamisten oder Minkmars französischen Großvater gehe. Auch manch "hübsch ätzender" Anflug von Ironie trägt zur Grundsympathie des Rezensenten mit diesem Essayband bei, in dem er jedoch gelegentlich auch konservative Züge im Denken dieses linken Journalisten entdeckt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.03.2009

Ganz eingenommen ist SZ-Redakteur Alexander Gorkow für den Essayband "Mit dem Kopf durch die Welt" seines FAZ-Kollegen Nils Minkmar. Die Essays, die sich der Erkundung einer verrückt gewordenen Gegenwart widmen, zeichnen sich in seinen Augen durch "trockene Ironie" und "bestürzende Beobachtungen" aus. Gorkow sieht den Journalisten in der Tradition des Aufklärers Montaigne und des Soziologen Pierre Bourdieu. So liest er den Band im Sinne Montaignes auch als ein Plädoyer für ein "vernünftiges, antiklerikales und gelassenes Europa". Egal, ob es um Terrorismus, Islamismus, Google oder andere bereits im Klappentext aufgeführte Themen geht.
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