NoViolet Bulawayo

Glory

Roman
Cover: Glory
Suhrkamp Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783518431047
Gebunden, 460 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Jan Schönherr. Jidada heißt das Land. Ein Land, bevölkert von vermenschlichten Tieren, beherrscht vom stärksten unter ihnen, seit mehr als vierzig Jahren. Einst brachte er die Unabhängigkeit auf den afrikanischen Kontinent, zerschlug die Fesseln der Geschichte, bloß um ihnen prompt andere anzulegen. Doch nun mehren sich die Zeichen, dass seine Kräfte schwinden. Wer ihn reden hört, wer das Alte Pferd in die Sonne blinzeln sieht, ihn und seinen ganzen verrotteten Apparat, der weiß: seine Tage sind gezählt. In Jidada kehrt jetzt Hoffnung ein, auf eine gerechte Zukunft, auf Wohlstand und Veränderung, endlich ein besseres Leben für uns alle! Aber das Regime wehrt sich mit Waffen härter als Träume, schärfer als Fantasie, tödlicher als blanke Lebensfreude, bis eine Heimkehrerin aus dem Exil alles verändert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.10.2023

Für Rezensent Kai Sina ist NoViolet Bulawayos zweiter Roman ein Glücksfall der Literatur. Indem die Autorin die Verhältnisse in ihrer Heimat Simbabwe gleichnishaft in einer in einem fiktiven afrikanischen Staat spielenden Tierparabel darstellt, werden für Sina gleich mehrere Dinge transparenter: Was es bedeutet in einem System der Mangelwirtschaft, der Korruption und des Terrors zu (über-)leben, wie sich das hiesige Afrikabild mit literarischen Mitteln überzeugend verfremden lässt und schließlich wie lebendige Gegenwartsliteratur aussehen kann. Begriffe wie Kolonialismus und Postkolonialismus werden hier zudem auf ihren terminologischen Ursprung zurückgeführt, staunt Sina.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 08.04.2023

Klar, wenn Menschen und besonders korrupte, gewissenlose Politiker als Tiere dargestellt werden, liegt der Vergleich zu George Orwell nahe, findet Kritiker Michael Wolf: NoViolet Bulawayo schreibt über Simbabwe, ein Land, aus dem sie selbst als Jugendliche geflohen ist und das bis 2017 vom schon greisen Robert Mugabe regiert wurde, der hier als seniles, machthungriges Pferd auftritt, auch sein Nachfolger ist ein Hengst, der dem Größenwahnsinn ziemlich nahe kommt. Dadurch, dass statt Menschen Tiere auftreten, schafft die Autorin es, die realen Vorbilder ins Lächerliche zu ziehen und gleichzeitig ihre Brutalität und Unmenschlichkeit tierischen Trieben zuzuschreiben, doch für Wolf ergibt sich daraus ein erzählerisches Problem: Auch die geknechteten Untertanen des fiktionalisierten Staates Jidada sind Tiere, sind sie dann auch animalisch ruiniert, fragt er sich. An manchen Stellen scheint das Buch nicht so recht zu wissen, wo es hinwill, befürchtet er zudem, Satire, politisches Manifest, Roman? Das ist vielleicht aber auch nicht so wichtig, denn überzeugend ist "Glory" allemal, nicht zuletzt durch die auch virtuos ins Deutsche übertragene Sprache, die so aufregend wie rhythmisch-poetisch ist, resümiert der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 03.03.2023

Rezensentin Julia Schröder erinnert NoViolet Bulawayos Tierfabel über die Verhältnisse in Simbabwe an Orwells "Farm der Tiere". Mugabe als macht- und geldgieriger alter Klepper, seine Frau als Eselin, das ist für Schröder mehr als tierischer Ulk, das ist realistische Satire, die die politischen Verhältnisse in Simbabwe ab 2017 abbildet, aber mit Allgemeinheitswert. Dass es nicht zu schlichter Schwarz-weiß-Malerei kommt, ist laut Schröder der scharfsichtigen Beobachtungsgabe der Autorin zu danken und ihrem Sinn fürs Komische im Dramatischen. Die utopische Vision der Autorin am Schluss des Buches hält Schröder allerdings für allzu rosig.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 02.03.2023

Ein "großer Roman", ja sogar einer mit universalgültiger Botschaft, das ist NoViolet Bulawayos Tierparabel über das fiktionale Land Jidada für die begeisterte Rezensentin Sonja Hartl. Sie fühlt sich ganz klar an Robert Mugabe erinnert, der jahrzehntelang Simbabwe regiert und in Korruption, Gewalt und Elend geführt hat, wenn vom "Alten Pferd" und seiner Frau, einer machthungrigen Eselin, die Rede ist. Die Ziege Destiny soll nun für eine bessere Zukunft sorgen - das alles wird in einer gelungenen Mischung aus Spott, Wut und Witz erzählt, freut sich Hartl. Auch die Übersetzung von Jan Schönherr, die Wort- und Andeutungsspiele von einem twitternden Pavian-Präsidenten übernimmt, ist in ihren Augen erstklassig. Schön, dass diese aus vielen Ebenen und Perspektiven erzählte Geschichte am Ende sogar noch Gründe zur Hoffnung liefert, schließt die zufriedene Kritikerin.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.02.2023

Rezensentin Sigrid Löffler liest NoViolet Bulawayos zweiten Roman mit Gewinn. Die satirische Tierparabel auf die Machtverhältnisse in Simbabwe, der Heimat der Autorin, ist für Löffler unschwer zu entschlüsseln. Wie die Autorin Robert Mugabe zum Alten Pferd, seine Frau Grace zur Eselin in Gucci-Stilettos und seinen Nachfolger zum Krokodil umdichtet, macht Löffler nicht nur Spaß, es trifft auch die Sachlage, wie die Rezensentin findet. Mugabes auf der Angst der Massen basierendes Machtsystem wird so ebenso deutlich, meint sie, wie die Universalität der mit Witz geschilderten Verhältnisse und Strukturen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 11.02.2023

Der neue Roman von NoViolet Bulawayo war als Sachbuch geplant, erklärt Harald Staun in seiner Rezension. Aber am Ende habe sich die Autorin entschlossen, aus der Wahrheit über die Hoffnungen nach dem Ende der Kolonialherrschaft und der Hoffnungslosigkeit angesichts der nicht enden wollenden Herrschaft von Robert Mugabe eine moderne Fabel zu machen, in der auch ihr eigener Versuch, sich als Emigrantin ihrem Heimatland Simbabwe wieder zu nähern, eine Rolle spielt. Nun, schreibt Staun, sind Pferde, Ziegen, Hunde und Katzen die Protagonisten, und an Owells "Farm der Tiere" zu denken, durchaus erwünscht. Das düstere Thema, findet Staun, lese sich bei Bulawayo erstaunlich unterhaltsam. Außerdem beeindruckt ihn ihre "moderne, unbeschwerte, lebendige Sprache", die in der sensiblen Übersetzung auch ihre Musikalität behalten habe. Eine wunderbare Groteske, lobt der Rezensent, in der auch Paviane twittern.