Ota Pavel

Der Tod der schönen Rehböcke

Cover: Der Tod der schönen Rehböcke
Büchergilde Gutenberg, Frankfurt am Main 2008
ISBN 9783940111524
Gebunden, 176 Seiten, 16,90 EUR

Klappentext

Aus dem Tschechischen von Elisabeth Borchardt. "Der Tod der schönen Rehböcke" ist eine rührende Liebeserklärung an Papa, den weltbesten Verkäufer von Staubsaugern, Kühlschränken und Fliegenfängern, den Verehrer der schönen Frau Irma, den vifen Karpfen- und Kaninchenzüchter, der selbst die deutschen Besatzer übers Ohr haut. Voll Zärtlichkeit und Liebe schaut der jüngste der drei Söhne auf seinen Papa, der mit viel Phantasie und unglaublichem Optimismus den Höhen und Tiefen des Lebens begegnet. Vor dem Krieg ist er Vertreter für Elektrolux und wird, nicht zuletzt weil er der anmutigen Frau des Chefs imponieren will, zum besten Verkäufer der Welt gekürt. Seine große Leidenschaft gilt dem Fischen: Statt mit seiner Familie die lang ersehnte Italienreise zu unternehmen, kauft er einen Karpfenteich, von dem er sich ein Vermögen verspricht und alles verliert. Doch Papa lässt sich niemals unterkriegen: Selbst den deutschen Besatzern wischt er in der Nacht vor seiner Deportation eins aus. Und er kommt zurück. Denn schon wartet die nächste Herausforderung auf ihn: Der Ingenieur Jehlicka hat den ultimativen Fliegenfänger erfunden.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.02.2009

Paul Jandl freut sich nachdrücklich über die Neuauflage des Bandes mit kleinen, autobiografischen Erzählungen des tschechischen Sportjournalisten und Schriftstellers Ota Pavel in der feinfühligen Übersetzung von Elisabeth Borchardt. Der Autor, 1930 geboren und nach einer schweren psychischen Erkrankung 1973 in Prag gestorben, setzt darin seinem Vater ein Denkmal, der als Vertreter alles Mögliche an die Leute brachte und mit seinem überwältigenden "Charme und Humor" vorzugsweise Elektrogeräte in nicht an den Strom angeschlossene Dörfer verkaufte, lässt der Rezensent wissen. Geschildert wird die Figur des Vaters und die dörfliche Idylle der tschechischen Provinz aus dem Blickwinkel des Kindes, das auch die Deportation des Vaters und der Brüder durch die Nazis, wenn auch nur lückenhaft und indirekt, registriert, so Jandl weiter. Ihn begeistert insbesondere Pavels Sinn für "Situationskomik", die weit entfernt von den "Schwejkiaden" eines Jaroslav Hasek immer auch die "Lakonie der Trauer" beinhaltet, wie er meint.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.01.2009

Vor allem eine Erinnerung an den Vater ist diese Erzählung des früh verstorbenen Ota Pavel, die vom wechselhaften Erfolgsleben eines Staubsaugervertreters berichtet, so Rezensent Hans-Peter Riese. Und mit der "lakonischen Klarheit" seiner "kunstvoll unprätentiösen Sprache" sei Pavel eines der schönsten Bücher der jüngeren tschechischen Literatur gelungen, befindet der Rezensent sehr angetan. Dabei werden die politischen Veränderungen und Wechsel der Zeitläufte, die den hochfliegenden Traum des Leo Popper vom eigenen Karpfenteich immer wieder zunichte machen, nur knapp und nebenbei angedeutet, seien es die Bedrohung der jüdischen Familie durch die Nationalsozialisten oder die Einführung der Kollektivwirtschaft durch die Kommunisten, die aus dem Handelsvertreter einen Schweinehirten machen. Der jedoch verliert nie seinen Optimismus und begreift am Ende, "dass man gewinnen kann, auch wenn man verloren hat". Riese begrüßt ausdrücklich, dass der Verlag mit einer "schönen Neuausgabe" und der "kongenialen" Übersetzung durch Elisabeth Borchard diesen hierzulande weitgehend vergessenen tschechischen Erzähler wieder in Erinnerung rufe.
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