Pascal Mercier

Das Gewicht der Worte

Roman
Cover: Das Gewicht der Worte
Carl Hanser Verlag, München 2020
ISBN 9783446265691
Gebunden, 576 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Seit seiner Kindheit ist Simon Leyland von Sprachen fasziniert. Gegen den Willen seiner Eltern wird er Übersetzer und verfolgt unbeirrt das Ziel, alle Sprachen zu lernen, die rund um das Mittelmeer gesprochen werden. Von London folgt er seiner Frau Livia nach Triest, wo sie einen Verlag geerbt hat. In der Stadt bedeutender Literaten glaubt er den idealen Ort für seine Arbeit gefunden zu haben - bis ihn ein ärztlicher Irrtum aus der Bahn wirft. Doch dann erweist sich die vermeintliche Katastrophe als Wendepunkt, an dem er sein Leben noch einmal völlig neu einrichten kann. 

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.08.2020

Rezensent Niklas Bender fühlt sich "beleidigt" durch Pascal Merciers neuen Roman. Denn Merciers Einladung zum Rundgang im Textgebäude zieht sich oft so arg hin, dass der Kritiker alle Mühe hat, die Lektüre durchzustehen. Wenn ihm Mercier in der Geschichte um einen verschrobenen britischen Übersetzer, der nach einer falschen Hirntumor-Diagnose seinen geerbten Verlag verkauft, Lebensbilanz zieht und den Neuanfang als Schriftsteller plant, seitenweise und "geschwätzig" von Kühlschrankpostkarten, Topfpflanzen oder Tapetenfalten erzählt, muss Bender feststellen: Mercier ist nicht Proust. Und auch das "leicht exzentrische", aber natürlich absolut tugendhafte Personal des Romans, das sich "kollektiv auf die Schulter klopft", wirkt auf den Rezensenten doch recht "banal".
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.03.2020

Rezensent Jens Jessen hat sich viel Mühe gemacht mit diesem Roman, hat ihn ganz gelesen, kennt auch alle anderen Megabestseller des Erfolgsautors und ist auf sein Geheimrezept gestoßen, das Jessen gleich zu Beginn seiner Kritik und ohne viel Gewese preisgibt: Nur nicht überraschen. Die Menschen in diesem Roman - Autoren, Übersetzer, Verleger qualitätsvoller Machart - sind allesamt belesen, sensibel, polyglott und kochen perfekte Spaghetti (Jessen spricht sogar von "Spaghetti als Sympathieträgern"). So zieht sich der Roman hin, selbst die zentrale Katastrophe, die dann aufs Behaglichste ausbleibt, ist harmonisch in den dicken, süßen, schweren Keksteig dieses Romans eingewebt. Denn, ja, neben der ausbleibenden Überraschung, dürften die Leser an diesem Roman auch diese Süße und Schwere lieben. Und der Autor, so Jessen, weiß, wie man so einen Teig knetet: Wichtig ist, ihn nochmal flachzuklopfen. Und dann ganz in die Breite ziehen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.02.2020

Böser Verriss. Rezensent Rainer Moritz lässt an diesem Roman, den der Schweizer Philosoph Peter Bieri unter dem Alias Pascal Mercier verfasst hat, aber auch gar kein gutes Haar. Statt Leben und Alltag findet er nur eine "aufgeplusterte ästhetisiserte Kunstwelt". In breiter Ausführlichkeit und wiederholenden Schleifen werden Inhalte wiedergekäut,  "prätentiös" sind Themen und Figuren des Romans, klagt der Rezensent, der sich mit der Lektüre dezidiert nicht amüsiert hat.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 18.02.2020

Ursula März möchte Pascal Mercier gegen den Vorwurf des Kitsches und des Sentimentalen gerne in Schutz nehmen. Allein Merciers neuer Roman über einen feinsinnigen Bildungsbürger, den eine falsche medizinische Diagnose mit dem Tod konfrontiert und mit Fragen zu Zeit, Sinn und Sterblichkeit, macht es ihr nicht leicht. Weder haut die Pointe der Fehldiagnose März vom Hocker, noch scheinen ihr die Reflexionen des Helden sonderlich originell zu sein, zumal ihnen auch noch ein Hang zur Bildungstümelei und eine gewisse Redundanz eignet, wie März betrübt feststellt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.01.2020

Rezensentin Franziska Augstein kann mit Pascal Merciers neuem Roman "Das Gewicht der Worte" nicht allzu viel anfangen. In der Geschichte um einen unglücklichen Übersetzer, der nach einer falschen Arztdiagnose sein Leben umkrempelt, stört sich die Kritikerin an redundanten Handlungssträngen, blassen Figuren und Bemerkungen, die dem Leser alles "wie für Idioten" erklären. Mitgefühl für den sprachbegeisterten, aber voller Selbstzweifel steckenden Helden will sich auf den über 500 Seiten des Romans bei Augstein bald auch nicht mehr einstellen. Dass es Mercier in seinem Roman vor allem um die "Macht der Worte" geht, kann die Rezensentin kaum glauben:  "Holprig" und "fantasielos" erscheint ihr Merciers Sprache hier, während interessante Themen, etwa der harte Klang deutscher Wörter im Gegensatz zu ihrer Bedeutung  -  "Schmetterling" oder die "Brustwarze" nennt Augstein als Beispiele - unter den Tisch fallen.
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