Pete Dexter

Paperboy

Roman
Cover: Paperboy
Liebeskind Verlagsbuchhandlung, München 2013
ISBN 9783954380084
Gebunden, 320 Seiten, 19,80 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Bernhard Robben. Ein psychopathischer Mörder, der seine Unschuld beteuert. Eine Femme fatale mit der Neigung, sich in Schwerverbrecher zu verlieben. Und zwei Reporter auf der Suche nach der perfekten Story - eine Geschichte über Gewalt, Verrat und Heuchelei.
Moat County, Florida, 1965. Kurz nach Sonnenaufgang wird Sheriff Thurmond Call auf dem Highway gefunden, ausgeweidet wie ein Alligator, dem man ans Leder will. Die Einwohner des Countys verlangen Gerechtigkeit, und bald schon ist ein Schuldiger gefunden: Hillary Van Wetter, der unberechenbare, gewalttätige Spross einer Familie, die seit Jahrhunderten in den Sümpfen Floridas haust, soll für den Mord auf den elektrischen Stuhl.
Doch es gibt Hoffnung für Hillary Van Wetter. Eine Frau namens Charlotte Bless fühlt sich zu Mördern hingezogen, auch wenn sie diese nie persönlich kennengelernt hat. Sie will Hillary aus der Todeszelle holen und verspricht zwei Reportern von der Miami Times die Story des Jahres, sollten sie den Fall neu aufrollen. Die von der Polizei vorgebrachten Beweise gegen Van Wetter waren nie stichhaltig - genau wie dessen vermeintliches Alibi. Aber die Suche nach dem Schuldigen entwickelt sich rasch zu einem tödlichen Spiel. Denn manchmal wird aus einer Lüge die Wahrheit.

Im Perlentaucher: Sorgen um den Wurm

Moat County Ende der sechziger Jahre: Von den Sümpfen Floridas umgeben wie von einem Festungsgraben hat sich der Provinzort gegen alles Neue und den ganzen Aufbruch der sechziger Jahre verbarrikadiert, besonders gegen Schwarze, Hippies und Bundesrichter. Thekla Dannenberg in Mord und Ratschlag

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.09.2013

Der Krimi ist in Pete Dexters Romanen nie die ganze Geschichte, weiß Ulrich Baron, und auch hinter "Paperboy" verbirgt sich mehr als der schmutzige Seitenfresser, den der Panoramablick auf die Handlung verspricht. Der sieht etwa so aus: ein mörderischer Sheriff wurde mutmaßlich von einem unappetitlichen Monster von einem Mann aus dem amerikanischen Hinterland umgebracht, und eine Schönheit mit Vorliebe für Todestraktinsassen engagiert zwei Journalisten mit "Neigung zu journalistischen Himmelfahrtskommandos", um ihn aus dem Knast zu holen, fasst der Rezensent zusammen. Der Titelheld und Erzähler der Geschichte ist Jack James, der Bruder eines der Journalisten, der es selbst nur zum Zeitungsausträger, zum Paperboy, geschafft hat, weil er wegen einer dummen Sache vom College geflogen ist. Es ist sein Bruder Ward, der sich mit seiner unbedingten Wahrheitsliebe bei gleichzeitiger Skrupellosigkeit zu "all jenen kleinen Orte in uns selbst" vorgräbt, an denen niemand etwas zu suchen hat, erklärt Baron. Besonders dessen Schlusssatz bleibt dem Rezensenten im Gedächtnis: "Kein Mensch bleibt unversehrt", zitiert Baron.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 05.03.2013

Sylvia Staude gefällt der Kriminalroman "Paperboy" nicht in erster Linie wegen der schon vielfach ausgeschlachteten Geschichte, wie Journalisten einen todgeweihten Gefängnisinsassen vor der Todesstrafe bewahren, sondern insbesondere wegen der Erzählweise, die ihr angenehm düster und unheldenhaft erscheint. Zwei Journalisten der "Miami Times" folgen den Spuren einer Lesebriefschreiberin, decken den Irrtum auf und bekommen dafür den Pulitzer-Preis. Das Augenmerk liege jedoch auf den Figuren, die aus der Sicht des Zeitungsjungen Jack, dem Bruder von einem der beiden Journalisten, "mit Staunen und Liebe" geschildert werden, so Staude.
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