Jennifer Clement

Gun Love

Roman
Cover: Gun Love
Suhrkamp Verlag, Berlin 2018
ISBN 9783518428320
Gebunden, 251 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Nicolai von Schweder-Schreiner. Seit ihrer Geburt lebt Pearl im Auto, sie vorne, ihre Ausreißer-Mutter auf der Rückbank. Vierzehn Jahre stehen die beiden jetzt schon am Rande eines Trailerparks irgendwo in Florida. Draußen vor der Windschutzscheibe ist die Welt den Waffen verfallen: Kinder wachsen mit Pistolen statt Haustieren auf, Schießübungen immer und überall, mal Alligatoren, mal den Fluss, mal Polizisten im Visier, und sonntags sitzt man beim Gottesdienst mit der geschulterten Schrotflinte in der ersten Reihe. Doch im Ford Mercury wirken andere Kräfte, hier lernt Pearl das Träumen. Bis ein schöner Mann und seine Pistolen alles verändern …

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.04.2019

Martin Zähringer scheint fasziniert von Jennifer Clements Darstellung des amerikanischen Alptraums. Was eine Welt voller Waffennarren im Effekt bedeutet, kann ihm die Autorin anhand der Geschichte ihrer Heldin Pearl, deren Mutter erschossen wurde, als sie vierzehn war, annähernd begreiflich machen. Wo Waffen statt Liebe regieren, ist der Widerspruch zwischen der Illusion der Hingabe und der tödlichen Realität radikal, stellt Zähringer fest, der Clements Figurenzeichnung in dieser Hinsicht für gelungen hält. Gewalt und Ohnmacht prägen die Charaktere, erklärt Zähringer. Literarisch scheint ihm das authentisch und überzeugend inszeniert. Eine moralische Instanz aber bietet der Text nicht an, warnt er.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 13.02.2019

Michael Watzka kann ihn gut haben, den Sound der Südstaaten, die Blues-Balladen und "Ich-bring-dich-um-wenn-wenn-du-mich-verlässt-Lieder". Reinste Seelenpoesie! Auch Jennifer Clement beherrscht den Ton, erfahren wir von Watzka, sie erzählt in ihrem Roman von einem jungen Mädchen, das mit seiner Mutter in einem alten Ford Mercury wohnt, am Rande einer Trailerpark-Siedlung, in der sich außerdem noch waffendealende Pastoren, mexikanische Schmuggler und traumatisierte Kriegsveteranen tummeln. Beeindruckend findet der Rezensent, wie Clement die "hauchzarte" Mutter-Tochter-Geschichte auch sprachlich kontrastiert mit der Welt der Waffen - "einer kaputten, verkommenen, im Roman durch und durch männlichen Welt". Ja gut, ein wenig klischeehaft sei das vielleicht alles, räumt Watzka ein, aber alles in allem findet er diesen Roman stark und lesenswert.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 25.01.2019

Rezensentin Gabriele von Arnim lernt die Welt der "Abgehängten" kennen in diesem Roma von Jennifer Clement, der ihr die Geschichte der kleinen Pearl erzählt, die zunächst mit ihrer Mutter im Auto aufwächst - bis diese einen Mann kennenlernt und Pearl vom Jugendamt abgeholt wird. Was als "zarte", ja "filigrane" Geschichte einer intimen Mutter-Tochter-Beziehung beginnt, bekommt ein wenig Schlagseite in Richtung Kitsch als Pearl mit Hilfe von Waffenhändlern über die mexikanische Grenze flieht, meint die Kritikerin. Dennoch: Ein erschütternd "alltagsnahe" und erfreulich urteilsfreier Einblick in eine fremde Welt, meint sie.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.11.2018

Die vierzehnjährige Pearl lebt mit ihrer Mutter in einem Auto der Marke Mercury Topaz Automatic in einem Trailerpark in Florida, bis ihre Mutter erschossen wird, fasst die Rezensentin Susanne Mayer die Handlung von "Gun Love" zusammen. Waffen sind in dem Roman laut Rezensentin allgegenwärtig, womit die Autorin Jennifer Clement ein bekanntes Problem der USA aufgreife. So hat Clement in Mayers Augen ein brillantes Milieuporträt verfasst, das aber durch die Perspektive der Schülerin alles andere als nüchtern, sondern mit einer plappernden Sentimentalität erzählt sei. Ein ergreifender Roman über die amerikanische Unterschicht, meint die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.11.2018

Rezensent Martin Halter mag die Widersprüche im neuen Roman von Jennifer Clement. Wenn ihm die amerikanische Autorin hier von einem Mutter-Tochter-Gespann erzählt, das harmonisch in einem Autowrack auf einem heruntergekommenen Trailerpark lebt bis das Unglück in Form verschiedener gewalttätiger Männer einzieht, erscheint ihm der Roman wie eine Mischung aus Countrysong, mexikanischer Telenovela und Dickens-Melodram. Brutale Schießereien und Morde finden sich hier ebenso wie Romantik, gelegentlich auch Kitsch, meint er. Einen hintergründigen Blick auf amerikanische Waffenliebe attestiert er der Autorin außerdem. Vor allem aber lobt er die poetisch schlichte, von Nicolai Schweder-Schreiners gekonnt ins Deutsche übertragene Sprache, mit der Clement von Ausgestoßenen erzählt.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.10.2018

Die in Mexiko lebende amerikanische Autorin Jennifer Clement kennt keine falsche Bescheidenheit, weiß Rezensent Jan Jekal. Interessiert liest sie alles, was über sie und ihr Buch geschrieben wird, beflissen nimmt sie für die Kritik ihren eigenen Roman auseinander, zitiert, deutet und erklärt, so der Rezensent, der Clement für seine Besprechung getroffen hat. Irritiert zeigt sie sich im Gespräch, dass ihr Roman in den USA nicht die Aufmerksamkeit erhält, die er ihrer Meinung nach verdient. Recht hat sie, findet Jekal, denn es sei ein hervorragendes Buch, eine "poetische Auseinandersetzung mit der Waffenliebe" der Amerikaner. Im Mittelpunkt steht die Geschichte eines Mädchens, das mit seiner Mutter in einem Auto auf einer Mülldeponie lebt, bis ein Mann mit Gewehr bei ihnen auftaucht. Aus seiner Sicht ist Roman erzählt - eine lyrische Stimme über unfassbare Gewalt, so der beeindruckte Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.10.2018

Eine "seltsame Mischung aus Grimm'schem Märchen und "Country-and-Western-Song" hat Jennifer Clement mit ihrem neuesten Roman geschaffen, meint Rezensent Ulrich Baron: Hier erzähle die junge Pearl, wie sie von ihrer Mutter in einem Trailerpark aufgezogen wurde, bis diese erschossen wurde und Pearl in die Schleusen des Jugendamts geriet. Was durch die Augen des Kindes mit träumerischen Formulierungen durch die rosarote Brille erzählt wird, landet letztlich auf dem harten Boden des sozialen Realismus, so Baron. Zu einem abschließenden Urteil scheint der Rezensent nicht gekommen zu sein.
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