Peter Esterhazy

Esti

Roman
Cover: Esti
Hanser Berlin, Berlin 2013
ISBN 9783446241459
Gebunden, 368 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Ungarischen von Heike Flemming. Péter Esterházy spielt mit der Identität und treibt sein Spiel hier auf die Spitze. Er wird zu Kornél Esti, dem charmantesten Romanhelden der Literatur aus Ungarn, einer Erfindung des großen Schriftstellers Dezsö Kosztolányi. Esterházy schlägt Haken und Kapriolen, taucht ab bis alles, jede Begebenheit, jeder Gedanke die Form von Kornél Esti annimmt. Esti kann eine Studentin in skandalös kurzen Röcken sein, die Jungfrau Maria oder auch ein betender Karpfen. Zugleich schreibt Péter Esterházy aber auch seinen eigenen romanhaften Lebenslauf, denn "Kornél Esti - c'est moi".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.08.2013

Jede Menge Herausforderungen erkennt Ernst Osterkamp in diesem Roman von Péter Esterházy. Da ist zum einen die Identitäten wie Kleider wechselnde Titelfigur, die wahlweise ein Hund, ein Käfer oder ein Gemälde sein kann, vor allem aber Dezső Kosztolányis "Kornel Esti" in vielem nacheifert, wie Osterkamp belustigt feststellt. Es hilft sehr, meint der Rezensent, Kosztolányis Figur zu kennen, doch man muss es nicht unbedingt. Zum anderen fordert den Leser laut Osterkamp die vom Autor offenbar mit Lust betriebene Fragmentierung der Geschichte. Mitunter weiß der Rezensent nicht so genau, ob es sich dabei noch um Dichtung handelt, zumal, und hier sieht Osterkamp einen Unterschied zu Kosztolányis Figur, Esterházys Esti ungesellig, eine "einsame Kopfgeburt" ist, wenn auch von nahezu unbegrenztem narrativen Potential, das dem Rezensenten trotz aller damit verbundenen Mühen für den Leser letztlich doch als großes Geschenk erscheint.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.05.2013

Rezensentin Ilma Ralkusa kann gar nicht anders als immer wieder zu zitieren, etwa die von  Heike Fleming kundig übersetzten Verbbildungen - "immerforten", "melancholieren", "verwitzen", "ihrzen" - und freut sich nach Kräften über Péter Esterházys virtuosen Sprachwitz. Sie freut sich auch über die Hommage auf Dezsö Kosztolányi (1885-1936), dessen Romanheld Esti hier wieder aufersteht. Sie legt dar, dass auch  Esterházy nie und nimmer aufhören kann zu zitieren - und doch: Am meisten mag sie die Passagen, die sozusagen von ihm selbst sind, wo "Jux und Schmus " mal aufhören und wo eine Situation leibhaftig vor ihr ersteht. Ein wenig erzählerischer hätte sie sich das von Esterházy annoncierte "Non-Fiction-Buch, ausschließlich auf Phantasie beruhend" doch gewünscht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.03.2013

Dieser Erzähler ist nicht zu fassen. Haken schlagend windet sich Esti immer wiede aus den Fängen des Rezensenten. Die Lust am Fangenspiel verliert Mathias Schnitzler darüber dennoch nicht. Wer spricht? Esti alias Péter Esterházy alias Kosztolanyi? Eine Hommage an den großen Ungarn ist das Buch allemal, meint Schnitzler, und auch viel mehr. Ein Buch über die ästhetische Existenz, über Schönheit und Wahrheit und Schreiben. Als Werkstattbericht liest Schnitzler den Text auch. Vor allem aber als gut verrätseltes, auf Kohärnez pfeifendes Spiel aus Verweisen. Ratlos ist Schnitzler mitunter, aber noch mehr fasziniert.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.03.2013

Kornel Esti ist eine Figur aus den Roman des großen Romanciers Dezsö Kosztolanyi, der als einer der unzuverlässigsten Erzähler in die ungarische Literaturgeschichte einging. Peter Esterhazy, der in seiner Jugend oft Esti genannt wurde, belebt diesen Helden in seinem neuen Roman wieder und übertrifft damit Kosztolanyi in Sachen Durchtriebenheit um ein Vielfaches, wie sich Lothar Müller freut. Aber Achtung, wanrt der Rezensent, "Esti" ist nichts für die Freunde des geradlinigen Romans, sondern ein "Generalangriff" auf denselben, ein literarisches Möbiusband, voller  abbrechender Erzählanläufe, dementierter Behauptungen und rätselhafter Anspielungen. Oft bleiben die Sprachspiele mit sich allein, stellt Müller fest, der aber dennoch einige sehr bewegende Blicke in ein Leben von Niederlage und Einsamkeit, wie es das Ungarn nach 1956 seinen Leuten darbot.
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