R. Larry Todd

Felix Mendelssohn Bartholdy

Sein Leben - Seine Musik
Cover: Felix Mendelssohn Bartholdy
Reclam Verlag, Ditzingen 2008
ISBN 9783150106778
Gebunden, 800 Seiten, 49,90 EUR

Klappentext

Mit 80 Abbildungen und 300 Notenbeispielen. Aus dem Englischen übersetzt von Helga Beste unter Mitwirkung von Thomas Schmidt-Beste. Basierend auf seiner lebenslangen Beschäftigung mit Mendelssohn, mit seiner Musik, seinen Autographen, Briefen, Tagebüchern und Zeichnungen entwirft R. Larry Todd ein detailreiches Bild des Komponisten und seiner Zeit. Beginnend mit der Familiengeschichte und den Lehrjahren des Wunderkinds schildert er das Leben des legendären Pianisten und weit gereisten Dirigenten, des Wiederentdeckers Bachs und Komponisten eines staunenswert vielfältigen Oeuvres, der auch als Zeichner und Altphilologe tätig war und eine bemerkenswerte, vielsprachige Bekanntschaft mit den kulturellen Eliten seiner Zeit pflegte. Todd verwebt Biografie und musikalische Analyse, wobei neben den beliebten Kompositionen auch viele unbekannte und unveröffentlichte Werke erwähnt werden. Nicht zuletzt behandelt Todd Mendelssohns wachsendes Bewusstsein seines religiösen Erbes und die Beziehung zu seiner Schwester, der Komponistin Fanny Hensel.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 03.02.2009

Jürgen Otten begrüßt R. Larry Todds umfangreiche Biografie des lange kaum beachteten, von den Nationalsozialisten stigmatisierten Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy. Er bescheinigt dem Autor, Leben und Werk des Musikers profund darzustellen. Dabei sieht er Todd als Chronisten der Geschehnisse, weniger als deren Analytiker. Sachkundig erzähle dieser die Geschichte von Mendelssohn Bartholdys Leben, ordne sie in Kontexte ein und greife einzelne Aspekte heraus, um sie näher zu betrachten. Besonders interessant scheint Otten die sich durch das Buch ziehende Frage, warum Mendelssohn Bartholdy keine Opern komponiert hat. Im Blick auf zwei Themen hätte er sich von Todd allerdings mehr gewünscht. Zum einen eine tiefere Durchdringung der politischen und geschichtsphilosophischen Implikationen in der Causa Mendelssohn Bartholdy, zum anderen eine genauere Bestimmung seiner kompositorische Bedeutung für die Zeit nach seinem Tod.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 31.01.2009

Erhellend findet Daniel Ender diese Mendelssohn-Biografie von Larry Todd. Er schätzt das Unterfangen des Autors, die zahlreichen Klischees in der Rezeptionsgeschichte zu beseitigen, die die Sicht auf den oft "unterschätzten Komponisten" verstellten. Todd trete dem Vorurteil entgegen, Mendelssohns Kompositionen seien oberflächlich, und hebe demgegenüber die Begabung, das Moderne und das Unzeitgemäße an ihm hervor. Mit Lob bedenkt Ender die kulturgeschichtliche Rekonstruktion von Mendelssohns Leben und Schaffen und die breite Darstellung des damaligen Musiklebens in Deutschland, Italien, Frankreich, der Schweiz und England. "Erfrischend" scheint ihm Todds Blick "von außen", auch wenn ihm die englische Rezeptionsgeschichte fast ein wenig zu sehr akzentuiert wird und ihm die Betrachtung Mendelssohns als Repräsentant des Viktorianismus gewagt scheint. Nichtsdestoweniger attestiert er dem Autor, viel "Wesentliches und Richtiges" zu betonen, "um Mendelssohns Schubladisierung als Rückwärtsgewandter entgegenzuwirken".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.01.2009

Für Rezensent Volker Hagedorn ist das größte Pfund dieses 2003 im englischen Original erschienenen Buchs gleichzeitig sein Manko. Denn R. Larry Todd stelle zwar materialreich wie nie zuvor das Leben Felix Mendelssohn Bartholdys in den Kontext seiner Zeit und seines gesellschaftlichen Umfelds. Doch da Todd aus Sicht des Rezensenten im Wesentlichen ein Materialsammler ist, fehlt dem Rezensenten meist der einordnende, reflektierende Horizont, weshalb diese Biografie für ihn streckenweise kaum mehr als ”Konzertführerprosa” liefert, und auch dies mitunter nur ungenügend. So liest Hagedorn mit großer Aufmerksamkeit über die familien- und zeitgeschichtlichen Verstrebungen dieser Biografie und ist besonders dankbar für die ausführliche Schilderung des Verhältnisses der hochbegabten Geschwister Fanny und Felix. Doch schon die Tatsache, dass Todd das musikalische Schlüsselwerk dieser Beziehung, Mendelssohn Bartholdys f-Moll-Streichquartett, in seiner Bedeutung verkennt, trübt den Eindruck empfindlich.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.12.2008

Eine wahrhaft voluminöse, ja "monumentale" Biografie über Felix Mendelssohn Bartholdy erblickt Peter Uehling in diesem Werk des Musikwissenschaftlers R. Larry Todd. Besonders würdigt er den Reichtum des verarbeiteten Materials sowie die Gründlichkeit und Detailliertheit der Darstellung. Viel kann man seines Erachtens lernen über das Musikleben im 19. Jahrhundert, die Entstehung bürgerlicher Konzerte, Musikfeste und Mendelssohns Werke. Gleichwohl scheint ihm hier nicht alles Gold, was glänzt. So bleiben für ihn durchaus Fragen offen, besonders im Blick auf Mendelssohn als Komponist. Hier hätte er gern mehr zum Beispiel über die Rolle seines Lehrers Carl Friedrich Zeltner erfahren. Kritisch sieht er die Abschnitte über die Musik, die kaum über "Konzertführer-Niveau" hinausgingen. Uehling ist nicht ganz klar, an welchen Leser sich das Werk richtet. Ein wenig ermüdend findet er den dauernden Wechsel von Lebens- und Musikbeschreibung. Auch der sprachliche Stil des Buchs, zumindest in der Übersetzung, wirkt auf ihn nicht besonders attraktiv. Generell wünscht sich Uehling endlich ein ähnlich umfassend angelegtes Werk über Mendelssohn von einem deutschen Autor, der dann auch mehr auf das Judentum des Komponisten und sein Nachleben in Deutschland eingehen sollte.
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