Rachel Cusk

Danach

Über Ehe und Trennung
Cover: Danach
Suhrkamp Verlag, Berlin 2020
ISBN 9783518429143
Gebunden, 187 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Eva Bonné. Rachel Cusk hat ein zutiefst persönliches und hochpolitisches Buch geschrieben - einen skandalträchtigen Bericht über die gewaltigen Folgen und Nebenwirkungen ihrer eigenen Trennung. Sie erzählt von der heiklen Entscheidung, direkt nach der Geburt der Töchter als Schriftstellerin weiterzuarbeiten, während ihr Mann, zuvor erfolgreicher Anwalt, Töchter und Haushalt übernimmt. Eine unkonventionelle Konstellation, schwierige Umstände, dann die Krise, bald darauf die Trennung. Schonungslos geht sie dabei mit sich ins Gericht, spricht über die eigenen Fehler und Unzulänglichkeiten.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.07.2020

Angela Schader hat mit diesem Roman und ihrem Urteil offenbar ziemlich gerungen. Sie breitet zunächst aus, welchen Angriffen die Autorin schon früher wegen eines Buches über die Qualen der Mutterschaft ausgesetzt war. Jetzt scheint die Kritikerin mit weiteren Attacken wegen dieses Buches über eine misslungene Ehe und die Scheidungsfolgen zu rechnen. So halbwegs schlägt sie sich auf die Seite der Angreifer, dann aber lobt sie den "irisierenden Glanz" der Sprache und die sehr genauen Schilderungen der "Selbstenteignung" einer Frau, die sich hier finden lassen. Und ganz offensichtlich sind ihr die Beziehungen nahe gegangen, in denen Mütter und Töchter in einer Welt stecken, die weder Männer- noch Frauenrollen nicht-ambivalent besetzen kann.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 23.06.2020

Lange erwartet hat Nicole Strecker dieses Buch, das Rachel Cusk in den Rang der umstrittensten Autorin Britanniens erhob. Cusk erkundet darin ihre prekäre Seelenlage nach der Trennung von ihrem Mann, ihr verletztes feministisches Selbst, ihre mangelnde Opferbereitschaft gegenüber ihren Kindern. Natürlich werde nie ganz klar, ob die Erzählerin hundertprozentig mit der Autorin identisch ist, betont die Rezensentin. Doch obwohl Strecker in den Essay schon Cusks ganze schriftstellerische Intelligenz und kühle Klugheit spürt, zeigt sie sich etwas enttäuscht: Die Analogien zur griechischen Tragödie, etwa zur männermordenden Klytaimnestra, wirken auf die Rezensentin reichlich abgegriffen, an andere Stellen stößt sie auch auf Triviales, Pathetisches und Prätentiöses. Dieses Danach ist im Werden einer brillanten Autorin ein Davor, meint Strecker.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 06.06.2020

Rezensentin Marlen Hobrack hat nicht damit gerechnet, dass die Trennung einer fremden Person von ihrem Partner sie betroffen machen könnte, aber Rachel Cusk ist es mit diesem autobiografischen Text gelungen. Die Autorin erlebte ihre Trennung als mehrfache Verlusterfahrung, vor allem musste sie sich auch von der Vorstellung verabschieden, dass sie als moderne Frau alles haben kann: Karriere und Kinder. Doch mit ihrem Mann die Kinder teilen wollte sie auch nicht: Denn für den Mann bedeutet in Cusks Augen die Übernahme der Erziehung einen Prestigegewinn, für sie aber einen einen Prestigeverlust - der Mutter bleibt nicht die Hälfte der Geltung, sondern nichts, hat die bestürzte Rezensentin gelernt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.05.2020

Rezensentin Meike Feßmann empfiehlt Rachel Cusks im Original 2001 erschienenes Memoir über die Zerstörung der eigenen Ehe mit zwei Kindern als antike Tragödie. Wie es möglich ist, dass Liebe sich in Hass verwandelt, und wie das Private und das Politische dabei zusammentreffen, darüber berichtet die Autorin laut Feßmann mit "brillanter Unerbittlichkeit", stilistischer Klarheit und voller Selbstzweifel, Momenten der Panik, des Kummers und der Angst, aber auch im Stil einer "Rückeroberung weiblichen Terrains".
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 18.05.2020

Wenn Rachel Cusk über das Scheitern ihrer Ehe schreibt, über die Suche nach Identität und den Konflikt von Sicherheit und Freiheit, dann dürfe man keine "kommode" Lektüre erwarten, baut Claudia Kramatschek falschen Erwartungen vor. Cusk ist eine scharfe Analytikerin, die in einem Mix aus Autobiografie und Reflexion ihre eigenen - auch unangenehmen - Gefühle erkundet: Den selbstverständlichen Anspruch auf die Kinder, den Willen zum Krieg, die Klytaimnestra in ihr. Der Text ist im englischen Original 2012 erschienen, betont Kramatschek, mit ihm machte sich Cusk zur meistgehassten Autorin der britischen Inseln.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.05.2020

Im Oktober 2019 erschien Rachel Cusks "Lebenswerk" mit einiger Verspätung auch in Deutschland und löste einen regelrechten Hype aus. Dieser Hype, findet Rezensent Adam Soboczynski, wurde dem Talent der Autorin jedoch nie gerecht, da bei all dem Lob für den feministischen Gehalt ihres Buches, der hohe literarische Wert unbeachtet blieb. In seiner Kritik zum deutschen Nachfolger "Danach", betont er daher bewusst das erzählerische Geschick der Autorin. Den Feminismus, der sich in dieser Geschichte über das Zerbrechen einer Ehe äußert, findet er dagegen eher befremdlich. Die Ehe ist ihrer Ansicht nach eine männlich ordnende Institution, meint Soboczynski. Soweit würde er ja noch mitgehen, aber wenn dann vom "Primitivismus der Mutter" oder vom weiblichen Chaos die Rede ist, erkennt der Rezensent, dass Cusk eine voraufklärerische Position vertritt, nach der Weiblichkeit nicht konstruiert, sondern natürlich festgelegt ist. Trotzdem fand er die Lektüre offenbar lohnend.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 02.05.2020

Eigentlich hat Rezensentin Mara Delius Respekt vor Rachel Cusks Fähigkeit, aus ihren Erlebnissen Autofiktionen zu machen, die sich theoretisierend und distanziert mit dem Selbst als dem Anderen beschäftigen. Nach ihrer Lektüre von "Danach. Über Ehe und Trennung" hat die Kritikerin aber den Eindruck, dass Cusk beim Schreiben über das Scheitern ihrer Ehe nicht ganz zu dieser interessanten Lakonie finden konnte: Delius findet, dass Cusk über weite Strecken "verletzt im eigenen Leid watet", was in den Augen der Rezensentin zu erzählerischen Ungenauigkeiten führt.